Okt 2021

Juli 2021


März 21


Liebe Freunde!

„Ich aber, Herr, vertraue dir. Du bist mein Gott, daran halte ich fest! Was die Zeit auch bringen mag, es liegt in deiner Hand.
Laß mich deine Nähe erfahren, ich gehöre doch zu Dir! Sei mir gnädig und rette mich!“
Psalm 31, 15 +16

Covid Überall

Während man in Deutschland sich über die neue gewonnen Freiheiten freut, die Sonne und den Sommer genießt, nimmt bei uns in Bolivien die Covid Pandemie Fahrt auf! Wir reden hier von der dritten Welle, die mit der brasilianischen Mutation eine neue Brisanz bringt. Bei uns regt sich niemand über irgendwelche Covid Regeln auf, aber sie werden auch nur halbherzig eingehalten. Mundschutz tragen, Ja, aber bei Abstandsregeln hört es schon auf, geschweige denn Quarantäne Bestimmungen. Nun, die letzten Sonntage wurde eine Ausgangssperre verhängt, das Santa Cruzer Nachtleben ist nach wie vor verboten, bis um 21:00h muss jeder Zuhause sein. Das Gesundheits System aber ist schon lange kollabiert. Im Mai gab es nun auch einen Engpass bei der Sauerstoffversorgung. In Cochabamba sind einige Personen auf einer Intensivstation verstorben, weil dem Krankenhaus der Sauerstoff ausging. Kilometer lange Schlangen bei der Fabrik, die Sauerstoff herstellt. Menschen sterben, weil sie kein Geld für die Behandlung haben, Menschen sterben weil sie keinen Intensivplatz bekommen, so die Tante von Gimy, unseres Arbeitskollegen von Fundena. In unseren WatthsApp Gruppen erhalten wir täglich Aufrufe zur finanziellen Hilfeleistung, oder Todesanzeigen von irgendwelchen Familienangehörigen, Bekannten oder Menschen des öffentlichen Lebens. Mittlerweile gibt es kaum mehr eine Familie in Santa Cruz die nicht einen Todesfall wegen Covid zu beklagen hat. Das klingt dann so: „Der Covid kam in die Familie von XY und hat innerhalb einer Woche die Schwester von XX geholt“. Auch gläubige Menschen bleiben nicht verschont.


Links: bei einem Besuch 2016 von Montoyas freuen sich Ester und Elias über ihre Geschenke.
Mitte und Rechts: über Jahre hinweg leitete Juan Carlos mit seiner Frau Marluse das sehr eindrucksvolle Jugendcamp.

Vorgestern (08/06/2021) starb, trotz intensiver Gebetsketten, ein 49-jähriger, dynamischer Pastor und Coach unserer Gemeinde. Innerhalb von drei Wochen wurde er aus dem Leben gerissen. Um ihn trauern nicht nur Frau und zwei Kinder (12 u 15 Jahre) sondern tausende von Menschen, denn Juan Carlos Montoya war ein sehr beliebter Jugendpastor. Er prägte hunderte von Jugendlichen, hauptsächlich durch eine Freizeit in der es um radikale Hingabe an Jesus geht. Wir sind seit Jahren im Team von „Revolucion Espiritual“ dabei, und so schmerzt auch uns sein Tod sehr. „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ steht in Psalm 90, 12. In einer neuen Übersetzung: „Mach uns bewusst, wie kurz unser Leben ist, damit wir endlich zur Besinnung kommen“. Unser Freund Juan Carlos lebte jeden Tag seines Lebens mit dem Blick auf die Ewigkeit! Bitte betet mit uns für seine Kinder und seine Frau!

Wenn der Covid Virus mit dem Dengue Virus tanzt, wird es heiß:

Wolfgang bekommt Fieber! Erst dachten wir es sei eine normale Erkältung, der Covidtest am vierten Tag war eigentlich nur Routine. Wir staunten nicht schlecht als nach zwei Stunden das Ergebnis „+“ kam. Das Fieber war schon wieder abgeklungen, der Besuch bei einer Ärztin am folgenden Tag also reine Vorsichtsmaßnahme. Doch dann bekam Wolfgang am Wochenende wieder Fieberschübe und Muskelschmerzen. Auch ich fühlte mich krank. Die Blutabnahme am Montag brachte uns eine weitere Überraschung: unsere Blutplättchen, die Thrombozyten, sind bei uns beiden extrem niedrig, dies wiederum weist auf ein Dengue Fieber hin. Das wundert uns nicht, denn wir haben zur Zeit Tausende von Moskitos. Die Behandlung wurde dadurch erschwert, denn was bei Covid gut greift, darf bei Dengue nicht gegeben werden, und anders herum. Die nächsten Tage ging es Wolfgang richtig schlecht. Das Fieber musste in Schach gehalten werden. Wir wollten ihn auf keinen Fall ins Krankenhaus bringen und so überwachte ich (Dorothea) den Krankenverlauf Zuhause. Neben der offiziellen Ärztin stand ich in engem Kontakt mit einer Freundin, die Chefärztin eines Kinderkrankenhauses ist. Sie gab mir genaue Anweisungen, flößte mir Mut und Zuversicht ein und fragte immer wieder nach wie es uns geht. Engmaschige Vitalzeichenkontrollen Tag und Nacht, Infusionen überwachen, Medikamente besorgen. Eine Reihe von Personen halfen mit Botendiensten und Einkäufen. Essen wurde uns gebracht und auch unsere Ann-Kathrin war täglich für uns da. Nach neun Tagen hohen Fiebers waren wir endlich über dem Berg,- das Fieber ging langsam zurück. Das Control CT der Lunge weißt nun 18 Covid Herde auf, doch Wolfgang hatte nie Atemnot oder eine Sauerstoffunterversorgung!


Krankenhaus Zuhause: Legen einer Braunüle,- ein Berg von Medikamenten,- Besuch der Ärztin

Ein Wunder, für das wir dem HERRN sehr dankbar sind. Vier weitere Tage bekam er noch Infusionen. Nun sind wir in der Erholungsphase. Ja nichts überstürzen, ja kein Rückfall riskieren. In diesen Tagen hatten wir viel Zeit zum Nachdenken und zum Reden. Ein weiteres Wunder ist, dass ich, Dorothea, wirklich nur eine Erkältung hatte, und sich nicht mit Covid infiziert hat! Doch die Gefahr und die Angst das Leben zu verlieren ist real! Was, wenn Gott schlimmeres zulässt? Wir durften in diesen Tagen Gottes wunderbare Nähe ganz besonders erfahren. Viele Predigten und leise Anbetungsmusik erfüllte unser Zimmer und gab Frieden und Ruhe ins Herz. Unser Leben liegt in SEINEN Händen,- unter Tränen las ich diese Tage Psalm 91 vor. Ja, es haben viele Menschen für uns gebetet,- hier in Bolivien und auch in Deutschland, und Ja, Gott ist treu und souverän. Er ist der Herr über Leben und Tod! Er ist der Schöpfer, der Töpfer und wir sind der Ton, und er macht es wie es IHM gefällt. Leben ist Gnade, Leben ist Geschenk. In Philipper 1, 21 schreibt Paulus: „Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn“. Wir wissen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern erst das wahre Leben in Ewigkeit beginnt, doch für die Menschen, die zurück bleiben ist der Tod grausam, kalt und gemein. Und so sind wir für vieles dankbar! Dankbar das Wolfgang nicht ins Krankenhaus musste. Dankbar das wir alle Medikamente bezahlen konnten, dankbar für alle Freunde, die uns in diesen Tagen ihre Fürsorge ausgedrückt haben, dankbar für alle Sprach- und Textnachrichten, Anrufe und Nachfragen! Dankbar dem HERRN der uns das Leben schenkt! Dankbar das Seine Gnade und Barmherzigkeit wie die Sonne jeden Tag neu über unserem Leben scheint! IHM sei alle Ehre, aller Lob, alle Anbetung!


Links: Mathematik Unterricht. Mitte: ein Kind freut sich über Post ihrer Paten.
Rechts: zum Muttertag dürfen die Kids eine schöne Holzkiste bemalen und ihrer Mutter schenken

Projekt

Die Hausaufgabenbetreuung läuft gut. Unsere zwei Lehrkräfte, Hilda und Alexander, betreuen die Kinder mit liebevoller Strenge. Das Semesterzeugnis stand vor der Tür und so mussten alle Schüler die gemachten Hausaufgaben vorzeigen. Als einige dann einfach nicht mehr kamen, überraschten wir die Schüler kurzerhand bei ihnen Zuhause. Ich musste drei Jungs, das im Februar ausgegebene Smartphone kurzfristig wieder abnehmen, da keinerlei Hausaufgaben erledigt waren und die Eltern sich über das stundenlange „Free Fire“ spielen beschwerten. Es ist uns wichtig immer wieder zu betonen, dass wir kein Sozialprojekt, sondern ein Schulprojekt sind. Wir erwarten von den unterstützen Schülern, dass sie am ZOOM Unterricht teilnehmen und sie ihre Hausaufgaben machen. Bei Fragen können sie sich jederzeit an unsere Lehrer wenden. Mit unserer nun sechs jährigen Erfahrung wird klar, dass es für einige Schüler wichtig ist, sie noch engmaschiger zu begleiten. Die Mütter geben sich mit der Antwort: „Ich habe keine Hausaufgaben“ leider viel zu schnell zufrieden. Neben der Hausaufgabenbetreuung mache ich auch vermehrt Hausbesuche. Kurze Steppvisiten zeigen nicht nur mein Interesse an der ganzen Familie, sondern gibt mir einen Einblick in die Lebensumstände mit deren besonderen Herausforderungen.


Hausbesuche bei unseren Familien
Mitte: Ein Brief von den Paten.

Oftmals sind es dann auch bei diesen Besuchen, an denen die Mütter ihr Herz öffnen und sie von ihren inneren Nöten und Problemen erzählen. Da ist die 46-jährige Mama von 10 Kindern wieder ungewollt schwanger. Sie nahm Antibiotika ein, da ihr Arzt meinte sie habe einen Infekt und sei in den Wechseljahren. Aber das Ziehen im Unterleib wird nicht besser. Der Ultraschall zeigt eine Schwangerschaft im sechsten Monat. Eine andere Familie hat Hunger, weil der Vater keine Arbeit findet, bei einer dritten Familie ist das unterstütze Kind spurlos verschwunden,- später wird vermutet, dass das 15-jährige Mädchen schwanger ist. Eine andere Familie hat mit Covid zu kämpfen, der Bruder ist schon gestorben und wiederum bei einer anderen Familie ist das Dach undicht, alles wird bei Regen nass. Es gibt immer irgendetwas zu besorgen, zu helfen, zu bezahlen. Ein Vater stirbt mit Gallenblasenriß auf dem Weg zum Krankenhaus. Das Leid und die Not sind groß, auch unsere Ohnmacht und Hilflosigkeit, denn wir können die Lebensumstände nicht ändern. Vieles sind Resultate von langjährigen, falschen Entscheidungen, doch nicht alles ist eigenverschuldet. Die Not und Armut schlagen erbarmungslos zu, vor allem bei unvorhersehbaren Notsituationen.

Wolfgang

Wie im letzten Infobrief berichtet, hat Wolfgang ein schönes Aufgabenfeld im Rehazentrum „Canaan“ gefunden. Durch seine praktische Mithilfe kommt er schnell den Männern nah, und diese scheuen sich nicht, ihre zum Teil wilde Vergangenheit, schillernd zu erzählen. Doch so manche Hilfeleistung endet seltsam. Michael* zum Beispiel, klagte über alle Arten von Schmerzen, niemand würde sich um ihn kümmern, niemand ihm zum Arzt bringen. Wolfgang erbarmt sich seiner, begleitet ihn zu einem Nierenspezialist, bezahlt alle Rechnungen und hört ihm stundenlang zu. Am nächsten Tag wird er zu einem Neurologen gebracht, der, wie auch der Nierenarzt die Diagnose: „harmlos“ stellt. Keine Krankheiten, keine Schmerzen, der Mann ist gesund. Darüber ist Michael so erbost, dass er seine Sachen packt und nach 1,5 Jahren Rehazentrum wieder auf die Straße zieht. Einen Monat später findet ihn Wolfgang,- fröhlich und stockbesoffen!


Links: Praktische Anleitung zum schweißen.
Mitte und Rechts: Wolfgang mit Michael, beim Kaffetrinken nach dem Arztbesuch und einen Monat später auf der Straße.

Eine weitere nennenswerte Begegnung hatte Wolfgang im Gefängnis. Wie ihr wisst, befindet sich Nano* seit letztem Juli in Untersuchungshaft, nachdem unser Patenkind Lisa* den Mut hatte ihre Wahrheit offenbaren. Und so erfuhren wir, dass auch „unser“ Angelo (aus Kinderheim Zeiten) es ins Gefängnis von Montero geschafft hatte, auch wegen übergrifflichem Verhalten. Zwei Mal besuchte nun Wolfgang, vollbepackt mit Lebensmittel, beide Männer. Der geistig behinderte Angelo freut sich sehr, als er beim zweiten Besuch seines „Papas Wolfgang“ eine Matratze gebracht bekam. Fünf Jahre ist er schon im Gefängnis,- fünf Jahre schlief er auf dem Boden. Doch Angelo geht es gut im Gefängnis. Er verdient sich mit Putz- und Botendiensten etwas Taschengeld und die Wärter halten ihn in Schach. Nano* hingegen zeigte keinerlei Reuegefühle. Nach seiner Version ist er unschuldig. Da Lisa* mittlerweile bei ihrer Mutter wohnt, treibt diese den Prozess voran. Mittlerweile haben zwei unabhängige psychologische Gutachten die Aussagen von Lisa* bestätigt. Ein Datum für die Gerichtsverhandlung steht noch nicht fest.


Das Gefängnis von außen. Begegnung mit Angelo und Nano*

DANKE für alle Gebete auch für unsere Monika (siehe Infobrief November 2020). Sie ist immer noch in La Paz. Eine Reise nach Argentinien schiebt sie vor sich hin, aus Angst vor ihrem Mann. Wir sind in regelmäßigem Austausch mit ihr, immer wieder braucht sie Rat und Hilfe sowie finanzielle Unterstützung.

Ein besonderes Gebetanliegen betrifft die Stiftung FUNDENA, zu der unser Schulprojekt gehört. Neben den Besonderen Covid Bedingungen, die uns allen zu schaffen machen, kommen wir irgendwie mit der Sanierung der Statuten der Stiftung nicht weiter. Verschiedene Rechtsanwälte haben wir schon zu Rate gezogen, alle gut bezahlt, und trotzdem geht es nicht voran. Unsere Mitmissionare Cristian und Paola Brunner geben ihr Bestmögliches in Buchhaltung und Akten schreiben, aber es fehlt ein Durchbruch.


Damit verabschieden wir uns und wünschen einen schönen Sommer.

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