Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Oktober 2010

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief Oktober 2010


April 11


Mai 10

Liebe Freunde!

Fluch oder Segen?

Kennt ihr die Geschichte von dem alten Mann der ein wunderschönes Pferd hatte, welches ihm weglief, dann aber nach einer Zeit mit einem Dutzend wilder Pferde zurückkam? Die Dorfleute können es nicht lassen und beurteilen die Geschehnisse nach ihrem spontanen Gutdünken, wissen dann gleich ob dies Fluch oder Segen war. Jedesmal haben sie aber falsch geurteilt. Und so geht es uns ja auch oft genug: es passiert ein Ereigniss, und wir sagen „das ist ein Segen, das ist von Gott“ freuen uns darüber, aber dann kommt doch alles anders! Der Segen scheint sich in Fluch umzuwandeln, Probleme türmen sich auf, Ungerechtigkeiten, Verleumdungen, Aussagen und Handlungsweisen die verletzen und in die Ohnmacht treiben. Fluch oder Segen? Darüber wollen wir nicht voreilig richten… .

Im Infobrief vom Mai berichteten wir zuversichtlich von dem anstehenden Verkauf der Kuhherde sowie von der Verpachtung des Bauernhofs. Wir sahen in der Entwicklung Gottes Führung und konnten mit ganzem Herzen „Ja“ zu diesem Schritt sagen. So waren die Monate Mai, Juni, Juli geprägt von den vielen Vorbereitungen, die zu dieser Übergabe notwendig waren. Ein umfangreicher Vertrag konnte aufgesetzt werden, viele Gespräche zur Schaffung guter Grundlagen waren wichtig. Denn der Abmachung mußte ja auch die Gemeindeleitung zustimmen, die Arbeiter wurden informiert und auch die Molkerei gab ihr grünes Licht zu dieser Veränderung. Die neuen Pächter, die Eheleute Felix und Ana Menzel hatten es eilig den Betrieb zu übernehmen und so begann Mitte Juli die Verpachtung, der schriftliche Vertragsabschluß war nur noch eine Formalität, die sich wegen der Umstände noch herauszögerte.

Fehlende Kulturkenntnisse gepaart mit großem Mißtrauen haben allerdings dazu geführt, daß Ende Juli der Vertrag von Seitens Menzels nicht zustande kam. Was „defacto“ schon vollzogen war, kam „dejuro“ nun doch nicht zustande, es wurde alles wieder Rückgängig gemacht. Wolfgang ist also nach wir vor Betriebsleiter und alles bleibt beim Alten. Leider hatte dies dann ein recht nervenaufreibendes Nachspiel, welches uns den ganzen August in Atem hielt. Menzels machten Lohnforderungen geltend, und erstatteten Anzeige beim Arbeitsministerium. Auf Grund unserer christlichen Ethik verzichten wir auf eine detallierte öffentliche Darstellung der Ereignisse, möge Gott uns Recht und Gerechtigkeit schaffen. Nur eines sei gesagt: die Gemeindeleitung hat mit uns zusammen beschlossen, auf einen Rechtsstreit zu verzichten und jeglichen Zahlungsforderungen von Seitens Menzels nachzukommen. Segen oder Fluch? Wer weiß das schon. Wir wollen lernen daraus keine voreiligen Rückschlüsse zu ziehen, wir wissen daß unser Leben und Wirken in Gottes Hand steht und daß alle Dinge uns zum besten dienen müssen.


Es ist heiß und trocken, die Luft ist rauchig. Wir verfüttern gehäckseltes Zuckerrohr an die Kühe.

Kinderheim

Als ersten Schritt Richtung Stadt konnten wir Anfang Juli eine Wohnung in Santa Cruz mieten. Nun können wir die Wochenenden in Santa Cruz verbringen, hauptsächlich damit unsere Jungs von den fröhlichen Jugendgottesdiensten Samstag Abends angesteckt werden, und wir gemeinsam an einem aufbauenden Gottesdienst am Sontag Morgen profitieren können. Es muß zwar noch einiges renoviert und gestrichen werden, aber wir waren nun schon einige Male mit den Jungs in Santa Cruz, ebenso konnten wir erstmalig gemeinsam am Jahreskongreß unserer Gemeinde teilnehmen.


Mit den Jungs im Stadthaus in Santa Cruz: noch wird improvisiert, aber alle sind glücklich.

Die aktuelle Heimgruppe besteht aus sechs gesunden und zwei behinderten Jungs, eine kleine, überschaubare Schar. Antonio und Darwin bereiten sich auf das Abitur vor, nächstes Jahr stehen für sie große Veränderungen an. Antonio will Medizin studieren. Darwin trägt sich mit dem Gedanken Physiotherapie zu machen. Für Beide geht dann das Leben in der Stadt weiter. Carlos der jüngere Bruder von Antonio wird auch nach Santa Cruz ziehen, zu seiner Mutter, die nun seit geraumer Zeit aus Spanien zurück, sehr an einer Familienzusammenführung interessiert ist. Wie im letzten Rundbrief berichtet, behindert Angelo die Aufnahme neuer Kinder.


Miguel und Angelo.

Doch es kommt ein bißchen Bewegung in die Sache. Wir konnten ein medizinisches Zentrum, welches sich auf die Diagnose von behinderten Kindern spezialisiert hat, ausfindig machen. Dort wird durch ein fünf köpfiges Ärzteteam, bestehend aus Neurologe, Psychologe, Psychiater, Allgemeinmediziner und Sozialarbeiter eine ganzheitliche Diagnose gestellt und eine Empfehlung für die Zukunft ausgesprochen. Miguel durchlief nun schon das ganze Untersuchungsprogramm,- villeicht können wir ihn mit ausgesprochener Empfehlung der Ärzte in ein Zentrum für Sprachbehinderte nach Santa Cruz verlegen. Nun ist Angelo an der Reihe. Wir sind gespannt ob diese Untersuchungen neue Erkenntnisse bringen. Die permanenten langjährigen Augenentzündungen von Angelo konnten durch die Rekonstruktion eines Tränenkanal behoben werden.

Familie

Es fehlt uns immer noch an einem Lernhelfer für Thomas. Um dieses „Leck“ zu füllen geht Thomas nun mit Florentino zusammen nach Montero, wo sie eine einjährige Ausbildung als Automechaniker machen. Beiden macht das sehr viel Spaß. Die Fernschule läuft auf Schmalspur weiter,- morgens von 6 bis 7 Uhr eine gemeinsame Stunde mit Mama, Nachmittags / Abends 1-2 Stunden Eigenarbeit. Es hat ein bißchen gedauert diesen Rythmus zu finden, doch wir hoffen, daß wir so bis Anfang nächstes Jahr die 8te Klasse abschließen können.
Jessica hat Ende Juli einen Abschiedsbrief hinterlegt und ist von der Schule nicht mehr nach Hause gekommen. Das hat uns sehr mitgenommen, dachten wir doch als Familie Jessica den nötigen Schutzraum bieten zu können. Enttäuschung in der Liebe und scheinbar zu hohe Anforderungen in der Schule waren ihre Gründe ihr Leben in eine andere Richtung zu lenken. Wir wissen daß sie eine zeitlang bei Marianella unterkam, und nun irgendwo als Angestellte arbeitet.
Unsere Ann-Kathrin fühlt sich auf der Langensteinbacher Höhe, wo sie nun seit dem 1.August ist, sehr wohl. Über ihre weitere Zukunft haben wir unterschiedliche Ansichten, und so erhoffen wir, im kommenden Jahr zu Klarheit und Übereinstimmung zu kommen.
Wolfgang wird vom 2. bis 16. November in Deutschland sein. Zum einen gibt es am 6. November ein großes Cusin / Cusinen Treffen, zum Zweiten möchte er seinen Vater besuchen, dem es gesundheitlich leider nicht gut geht.


Thomas und Ann-Kathrin


Wolfgang mit Jugendlichen in Santa Cruz, Dorothea und Elisabet mit Angelo beim Arzt.

Und wie geht es nun mit Euch weiter?
Nun, darauf sind wir selber gespannt. Durch die letzten Ereignisse sind die leitenden Geschwister unsere Gemeinde in Santa Cruz ein bißchen aufgewacht. Sie zeigen erstmalig echtes Interesse an der Landwirtschaft, sie wollen die Landwirtschaft lieber erhalten anstatt zu verkaufen. Wir denken daran einen einheimischen Verwalter für die Landwirtschaft einzustellen, und selber die nötige Zeit für die Ansiedelung des Heims in der Stadt zu haben. Unsere jahrelange Erfahrung lehrt uns allerdings eines: es wird hier viel gesagt und gewollt, die Umsetzung zögert sich oft heraus und wir müssen viel Geduld aufbringen. Solange es keine befriedigende Lösung gibt, heißt es für uns einmal mehr: ausharren, weitermachen, das Beste geben. DANKE EUCH für alles Mitbeten und hinter uns stehen.

Wir werden nicht müde auf die weiteren Beiträge auf unserer Internetseite zu verweisen, wo Wolfgang vor allem immer die neusten Ereignisse in Bild und Text festhält: Bilder vom April 2010   Neuigkeiten auf dem Blog.


Dieses Buchzeichen haben
viele von Euch bereits
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Bitte kurze Email an
lechenbol@web.de

DANKE für alle Gebete die für uns und für Anni zum Himmel steigen. Gott ist treu und er erhört Gebet!

Liebe Grüße von Dorothes & Wolfgang mit Thomas und Anni

Noch ein hilfreicher Tip:
Die blauen Schriftstellen sind alle "Links".
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einfach die Tastenkombination "Alt" + "Pfeiltaste links" drücken.

Die Eingangs erwähnte Geschichte:      nach oben

Fluch oder Segen?

Es war einmal ein alter Mann, der lebte in einem kleinen Dorf. Obwohl er sehr arm war, wurde er doch von jedermann beneidet, denn der besaß einen wunderschönen weißen Hengst. Selbst der König hätte gern ein solches Pferd gehabt. Einen so stolzen Hengst hatte man noch nie gesehen – so prächtig, so majestätisch. So stark war er. Die Leute boten phantastische Preise für den Hengst, doch der alte Mann lehnte alle Angebote ab. „Dieser Hengst ist für mich mehr als ein Pferd“, sagte er „Er ist wie ein Freund. Wie könnte man einen Freund verkaufen? Er ist doch nicht mein Eigentum!“

Der Mann war sehr arm und die Versuchung groß. Aber er verkaufte das Pferd trotzdem nicht. Eines Morgens kam er in den Stall und der Hengst war nicht da. Das ganze Dorf kam herbeigeeilt. „Du dummer Mann!“, riefen sie. „Wir haben dir immer gesagt, dass dir eines Tages jemand das Pferd stehlen würde.

Wie konntest du nur annehmen, ein so wertvolles Tier schützen zu können? Es wäre besser gewesen, wenn du es verkauft hättest. Du hättest jeden Betrag haben können. Kein Preis wäre zu hoch gewesen. Jetzt ist das Pferd fort und du bist verflucht!“ Der alte Mann antwortete: „Urteilt nicht so schnell. Sagt einfach, dass das Pferd nicht im Stall ist. Das ist alles, was wir wissen; der Rest ist Vermutung. Ob ich verflucht bin oder nicht, wer kann das wissen? Wir könnt ihr darüber urteilen?“ Die Leute protestierten: Das kannst du nicht schönreden. Das Pferd ist weg und das allein ist schon ein Fluch. Dazu braucht man kein Philosoph zu sein:“

Der alte Mann erwiderte: „Alles, was ich weiß, ist, dass der Stall leer und das Pferd weg ist. Sonst nichts. Ob das ein Fluch oder ein Segen ist, vermag ich nicht zu sagen. Wir können nur einen Teil des Ganzen sehen. Wer weiß schon, was als Nächstes passiert?“ Die Leute aus dem Dorf lachten. Sie hielten den alten Mann für verrückt. Sonst hätte er doch längst den Hengst verkauft und sich von dem Geld einen schönen Lebensabend gegönnt. Stattdessen schuftete er noch immer als Holzfäller. Er lebte von der Hand in den Mund, und nun hatte er bewiesen, dass er ein Dummkopf war.

Nach fünfzehn Tagen kehrte der Hengst zurück. Er war nicht gestohlen worden, sondern er war davongelaufen und nun brachte er ein ganzes Dutzend wilder Stuten mit. Wieder versammelten sich die Leute aus dem Dorf bei dem alten Mann und sagten: „Alter, du hattest Recht und wir Unrecht. Was wir für einen Fluch hielten, war in Wirklichkeit ein Segen. Bitte verzeih uns“. Der Mann sagte: „Wieder geht ihr zu weit. Sagt nur, dass der Hengst wieder da ist. Ein Dutzend Stuten sind mit ihm gekommen, doch urteilt nicht so schnell darüber. Woher wollt ihr wissen, dass das ein Segen ist? Wir sehen nur ein Fragment des ganzen Bildes. Wie könnt ihr urteilen, ohne die ganze Geschichte zu kennen? Wenn man nur eine Seite eines Buches kennt, wie kann man dann das ganze Buch beurteilen? Wenn man nur ein Wort eines Satzes kennt, kann man dann den Satz verstehen? Das Leben ist so vielschichtig und doch wollt ihr ständig darüber urteilen. Dabei habt ihr nur einen Teil des Bildes. Niemand weiß, wie alles ausgeht. Ich will mich zufrieden geben mit dem, was ich weiß“. Vielleicht hat der alte Mann Recht, dachten die Leute. Aber sie sagten nichts, doch eigentlich meinten sie, dass er falsch lag. Zwölf Pferde waren mit dem Hengst zurückgekommen. Mit ein wenig Arbeit konnten die zugeritten und für viel Geld verkauft werden.

Der alte Mann hatte einen Sohn, seinen einzigen. Der junge Mann begann mit den wilden Stuten zu arbeiten. Nach ein paar Tagen wurde er von einem der Pferde geworfen und brach sich beide Beine. Wieder versammelten sich die Dorfbewohner um den alten Mann und gaben ihr Urteil ab. „Du hattest Recht“, sagten sie. „Das hat sich erwiesen. Die wilden Pferde waren kein Segen, sondern ein Fluch. Dein einziger Sohn hat sich die Beine gebrochen und nun hast du keinen Helfer mehr für die Arbeit. Jetzt geht es dir schlechter als je zuvor.“ Der alte Mann seufzte. „Ihr seid besessen vom Urteilen! Geht doch nicht wieder zu weit. Sagt nur, dass mein Sohn sich die Beine gebrochen hat. Wer weiß denn, ob das ein Segen oder ein Fluch ist? Niemand kann das wissen, denn wir kennen nur einen Teil des Bildes. So ist das im Leben.

Wenige Wochen später brach ein Krieg aus. Alle jungen Männer des Dorfes wurden eingezogen und mussten der Armee beitreten, nur der Sohn des Mannes nicht, weil er verletzt war. Wieder kamen die Dorfbewohner zu dem alten Mann und weinten und schrien, weil ihre Söhne fort waren. Der Feind war in der Überzahl und es gab wenig Hoffnung, dass die jungen Männer diesen Krieg überleben würden. Sie würden sie nie wieder sehen. „Du hattest recht, alter Mann!“, weinten sie Gott weiß, dass du Recht hattest. Der Unfall deines Sohnes war ein Segen. Er mag verletzt sein, aber zumindest lebt er. Unsre Söhne dagegen sind verloren.“

Der alte Mann sagte: „Es ist unmöglich, mit euch zu reden. Ihr zieht immer eure Schlüsse, obwohl niemand das Ende kennt. Sagt nur dies: Eure Söhne mussten in den Krieg ziehen und meiner nicht. iemand weiß, ob das ein Segen oder Fluch ist. Nur Gott allein kann das wissen.“

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“Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand sondern gedenke an ihn in allen deinen Werken, so wird er dich recht führen." Sprüche 3, 5


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