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Dorothea & Wolfgang Landes Hogar de Niños "Wayne Walker" |
November 2008 |
Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien |
Infobrief November 2008 |
Aus dem Inhalt: Kinderheim Volontäre Milchwirtschaft + Vertretung Gemeinde Politik Privat
"... Lust hätten den Film „Leben“ auf „Pause“ zu stellen um mal tief durchatmen zu können." Liebe Freunde! Die vergangenen Monate waren wieder voll gestopft mit vielen unvorhergesehenen Ereignissen, aber auch mit sehr schönen Erlebnissen,
und Begegnungen. Ehrlich gesagt passiert uns aber zu viel in zu kurzer Zeit so daß wir gerade Lust hätten den Film „Leben“ auf „Pause“ zu stellen um mal
tief durchatmen zu können. Ein wenig Durchatmen erhoffen wir uns von einem zehntägigen Aufenthalt am Meer im Januar, denn ab Februar werden wir dann unseren dritten
Heimatdienst antreten. Bis dahin muß aber noch so einiges geregelt, geklärt und übergeben werden..... .
Seit Mitte Juli wohnt Jessica mit bei uns im Haus. Der rauhe Umgangston unserer Teenagerjungs war manchmal Anlaß für Tränen, aber auch die beunruhigend enge Beziehung zu ihrer großen Jugendliebe Nilton veranlaßte uns sie näher bei uns haben zu wollen. In Ann-Kathrin hat sie neu eine Freundin gefunden, und mit Thomas macht selbst ihr das herumalbern und rumblödeln Spaß. Den 15ten Geburtstag haben wir ihr Anfang Oktober mit einem schönen Fest ausgerichtet, welches, gerade weil es in Strömen regnete eine ganz besondere Note bekam und unvergeßlich wurde. Trotzdem sind wir besorgt. Gespräche, Orientierung, und selbst Verbote halten sie nicht davon ab, viel Zeit mit Nilton zu verbringen, und darüber hinaus die Schule mit all ihren Pflichten zu vernachlässigen. So hat sie dieses Jahr das Klassenziel nur sehr knapp erreicht. Im Anbetracht auf unseren Heimatdienst brauchen wir eine angemessene Lösung für sie. Wir würden sie am liebsten nach Santa Cruz in eine Familie schicken, wo sie eine Ausbildung als Friseuse oder Maniküre machen könnte und nebenher als Kindermädchen etwas Geld verdienen könnte. Wir beten für Weisheit und richtige Führung.
Regelmäßig ruft die Mutter von Antonio und Carlos aus Spanien an. Sie ist fest entschlossen 2010 nach Bolivien zurück zu kehren und dann ihre Söhne zu sich zu nehmen. Bis dahin wird Antonio sein Abi gemacht haben und Carlos in der 10ten Klasse sein. Ihre Entscheidung vor 12 Jahren die Jungs alleine gelassen zu haben und mit der Tochter abzuhauen, hat sie bitter bereut und mit jahrelangen Gewissensbissen bezahlt. Die Jungs haben sich an die Anrufe ihrer Mutter gewöhnt und freuen sich über ihre geschenkte Kamera. Im Hinblick auf eine Familienzusammenführung können wir nur Staunen wie gut es unser Herr mit Antonio und Carlos meint. Beide sind tolle Jungs geworden, Antonio ist pflichtbewußt, sensibel und ernst und wird ganz sicher den Schritt auf die Universität schaffen,- Carlos freundlich, fröhlich und gesellig hat auch eine verheißungsvolle Zukunft vor sich.
Ende September bekamen wir Besuch von Sra. Rosario Rico Torro, eine nach Maimi emigrierte Ex Miss Bolivia, die uns ohne Zögern mit 1.500 Dollar ein neues Palmendach für den Innenhof des Heimes finanzierte. Ihre Blitzbesuch, sie war nur ca zwei Stunden auf dem Gelände, und ihr entschlossenes Handeln haben uns echt verblüfft. Nun steht das Kinderheim mit neuem Dach echt Schmucke da und wir freuen uns sehr darüber.
Derzeit befinden sich die Kids in den letzten Prüfungen,- Ende November ist das Schuljahr zu Ende. Für die Ferien planen wir einen Tagesausflug, und halbtags die Mitthilfe in der Lechería. Das nächste Jahr wollen wir die 5 Ältesten, also Darwin (15), Antonio (15), José (15), Juan Carlos (14) und Carlos (13) nach Montero in die Methodisten Schule schicken, da hier die Dorfschule von Jahr zu Jahr an Qualität abnimmt. Die letzten drei Monate waren die Schüler nur mit Tanzen, Menschenpyramiden bauen, und Purzelbaum üben beschäftigt. Oft fiel die Schule, wegen Streik, der Politischen Situation oder Fußballtuniere aus. Florentino, Marcelo, Roger sowie Diego fällt die Schule schwer, sie kommen mit Ach und Krach durchs Schuljahr, auch José hat dieses Jahr stark nachgelassen. Seit September haben wir deswegen eine Hausaufgabennachhilfe angestellt: Silvana kontrolliert nun täglich die Hausaufgaben, und gibt Erklärungen und Hilfestellung. Am meisten profitieren davon Florentino und Diego, bei Roger und Marcelo fehlt es nicht an Intelligenz sondern an Willen. Dann haben sie einfach keine Hausaufgaben auf oder finden andere Ausreden.
Milchwirtschaft
Für nächstes Jahr erhoffen wir uns eigentlich einen einheimischen Pastor, der die Gemeinde, und im speziellen die Männer mehr
stärken und führen kann, doch bis jetzt scheint sich niemand für diesen Posten zu finden. Ein Pastor mit Profil wird in der Stadt bleiben wollten, kleine
Gemeinden auf dem Land ohne Wachstumspotenzial sind wenig attraktiv. Die Frauen der Gemeinde sind zu festen Säulen geworden, jede einzelne in ihrer Stärke
ist unersetzbar,- und so hoffen und beten wir weiter daß uns Gott noch eine Lösung schenkt.
Fotos: Straßenschlachten, Blockaden und Versorgungsengpässe Ein Machtkampf der Regionen hat zu einem Ausnahmezustand im Departamento Pando (nord-osten) geführt,
und in Folge kam es zu Festnahmen nach SS oder Stasi Methoden. Die Regierung hat die Bauern (Campesinos) gegen den Rest der Gesellschaft aufgebracht und sichert
sich mit dieser mehrheitbringenden Gruppe die Macht. Die Bauern stehen unter strengen Represalien wenn sie dem Gruppenzwang
(Sindicato) nicht Folge leisten und erwecken so den Eindruck einer „Sozialen Bewegung“. In Wahrheit wird alles und jeder gekauft, erpresst und gezwungen.
Dabei werden die bestehenden Institutionen wie Verfassungsgericht oder Parlament einfach übergangen (die Regierung weigert
sich zum Beispiel, die Bundesrichter einzusetzen). Es sieht so schlecht aus wie noch nicht, seit dem wir in Bolivien leben! Aktuell wird speziell Santa
Cruz der normale Tagesablauf durch die Vorenthaltung von Benzin und Diesel behindert. Eine grenzenlose Korruption in den Reihen der Beamten der erst
vor kurzem verstaatlichen Energieversorgung (YPFB) wird zum Nachteil einer Unterversorgung im Tiefland von der Regierung nicht nur gedeckt sondern gefördert.
Obwohl die Beweise zum Himmel schreien, reichen sie jedoch nicht aus, um irgendwelche Instanzen anzurufen oder Recht einzufordern. Entweder sind die zuständigen
Leute parteiisch oder werden nicht mehr repektiert. Auch wenn klar ist, daß die jetzigen Zustände das Resultat von vielen vorangegangenen Unrechtsjahren ist, so
bringt es dem Land Bolivien und seiner Bevölkerung nichts, wenn die Regierenden nun nur von Rache und Vetterngeklüngel geleitet werden. Der ersehnte
„Cambio“ (Wechsel) kann nur durch einen Pakt der Regionen und Rassen erreicht werden, aber im Gegensatz dazu hat noch kein Präsident so scharf den Rassismus geschürt.
Dabei sind nun jene die es können, wie immer in Bolivien, kräftig dabei sich die Taschen zu füllen, ganz egal ob dies gerade der schärfste Vorwurf an die
einstigen politischen Gegner war. Es gäbe noch viel zu berichten, zum Beispiel von der Zuhnahme an grausamsten Lynchfällen oder dem Drogenboom. Aber wenn
hier nun der Platz nicht reicht so berichten wir gerne persönlich wenn wir in Deutschland sind.
Nun befinden wir uns auf der Zielgeraden unseres vierten Einsatzterms, nach weiteren fünf Jahren Einsatz in Los Chacos werden wir ab Februar 2009 für 9 Monate nach Deutschland kommen. Wir beten für eine Wohnung in Karlsruhe Rüppurr, nahe bei unseren Eltern, auch brauchen wir ein Auto und sicherlich auch Fahrräder. Unsere Kinder werden die örtlichen Schulen besuchen und wir sind schon sehr gespannt was uns diese Deutschlandzeit alles an Segen und Überraschungen bringen wird. Noch scheint uns dies alles so weit weg, denn hier gibt es täglich jede Menge von unvorhergesehenen Dingen zu lösen. Da ist der Reifen platt, die Tankstelle hat kein Diesel, der Traktor geht kaputt, der Strom fällt aus, die Milch wird nicht gekühlt, Angelo haut ab, die Kinder machen blöd, Delina wird krank, es kommt eine Beschwerde aus der Schule, jemand aus dem Dorf muß dringend zum Arzt, der Tierarzt kommt nicht, die Waschmaschine geht kaputt, ein Gemeindemitglied braucht dringend Geld, es regnet in Strömen deswegen kommt die Haushaltshilfe nicht, und so weiter und so fort. Tausend Dinge die es zu lösen und zu managen gilt. Zu dem „normalen Alltag“ müssen wir jetzt natürlich an viele Dinge denken und Verantwortungen übergeben. Wolfgang und Ich laufen gerade wirklich auf Hochtouren, dabei staune ich wie gut es uns dabei noch geht. Unseren Ruhepol beziehen wir beide ganz klar aus der morgendliche Stille mit unserem Herrn, dem täglichen Zuspruch und das feste Wissen daß :“denen die Gott lieben alle Dinge zum besten dienen“ werden. Das glauben wir auch ganz fest für unsere Zukunft und den vielen großen und kleinen Ungewißheiten. Schließen wollen wir wie immer mit dem bekannten Vers 5 aus
Sprüche 3: Herzliche Grüße senden.
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