Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

März 2002

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief März 2002


Juli 02


Nov 01

KAOS UND GEWALT

Wir sitzen mit Freunden in einer Eisdiele in Montero, als plötzlich eine aufgebrachte Menschenmasse flüchtend an uns vorbei rennt. Sie halten ihre T-Shirts vor die Nase. Dann merken wir es auch: Tränengas! Die Bedienung ruft alle Gäste in einen hinteren Raum, verteilt feuchte Taschentücher. Aber der Raum ist zur Strasse hin offen und das Gas wird unerträglich, auch ein kleines Lagerfeuer aus Zeitung in der Eisdiele (es sollte das Gas unschädlich machen) hilft nichts. Schnell bezahlen wir und machen uns davon. Das brennende Stechen in den Augen ist schmerzhaft, der Mund ausgetrocknet, man bekommt kaum Luft. Die Kinder sind verwirrt. Ann-Kathrin weint hysterisch, Thomas fragt immer wieder: „Aber warum machen die das, warum??“

Was war passiert?

Am Vortag hatte es einen hässlichen Fall von Lynchjustiz gegeben. Zwei Männer wurden wegen Diebstahl von aufgebrachtem Pöpel zu Tode geprügelt und zu guter letzt mit Benzin überschüttet und angezündet. Zwei Polizisten waren zwar bereits vor Ort, konnten (oder wollten) aber nicht eingreifen.

Quellnachweis Foto: "El Deber" 8.2.2002

Am Tag unseres Montero Besuches kochte das Blut der Angehörigen über. Sie beschuldigten die Polizei, am Tod ihrer Zöglinge mitverantwortlich zu sein und zündeten ein Polizeiauto an. Als Antwort darauf wurde von der Polizei Tränengas geschmissen....

An den darauffolgenden Tagen nahmen die Ausschreitungen weiterhin zu, man sprach schon von kriegsähnlichen Zuständen: Auf dem Markt und in zwei Wohnvierteln gab es weitere Zusammenstöße. Zwei Häuser standen in Flammen. Hochländer, „Collas“ gegen „Cambas“, den Tiefländern. In Montero leben diese zwei ethnischen Volksgruppen nebeneinander und wieder einmal entbrannte der tiefsitzende Haß. In der Zeitung lesen wir was die Familie der zwei toten „Ladrones“ (Diebe) als Motto bekannt gibt: „Auge um Auge, Zahn um Zahn! Wir werden nicht eher ruhen bis die Seelen gerächt sind!“

Quellnachweis Foto: "El Deber" 10.2.2002

Im ganzen Land sind Unruhen zu verzeichnen. In Santa Cruz wurde während dem Karnevalsumzug geschossen, 18 Verletzte, 2 schwer verletzt. Im „Chapare“, dem Koka Anbaugebiet Boliviens, gibt es Zusammenstöße zwischen Kokabauern und der Polizei. Dabei wird regelmäßig die einzige Durchgangsstraße vom Tiefland ins Hochland blockiert. Auch Cochabamba und La Paz verzeichnen Unruhen, die sogenannten „Campesinos“ (arme Bauern) haben der Regierung den Krieg erklärt und blockieren ständig die Strassen.

.“....herrschen die Gottlosen, seufzt das Volk“ steht in Sprüche 29,2

PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN

Auch wir mussten die ersten Wochen des neuen Jahres seufzen... .

Am ersten Januar zerfetzten ein paar streunende Hunde unseren geliebten Papagei, am zweiten Januar wurden wir Opfer eines Bankraubes. Mit gefälschtem Personalausweis und einem Original Scheck wurden von unserem Konto 4800 US $ abgehoben. Ein Bankangestellter hatte es geschafft, auf unerklärliche Weise, beim Einlösen eines Schecks im September einen zusätzlichen Scheck zu entwenden. Der Bankangestellte wurde aber, wegen anderen Unregelmäßigkeiten, im November von der Bank entlassen. Bis zum heutigen Tag ist weder die Polizei fähig diesen Mann zu finden, noch der Rechtsanwalt in der Lage Informationen und Stellungnahmen zum Sachverhalt zu bekommen. Scheinbar steckt eine organisierte Verbrecher- und Fälscherbande dahinter, deren Fäden bis in die Einwanderungsbehörde reichen (Fälschung des Personalausweis....).

Die Kopie der Fälschung

GEISTLICHE ERFAHRUNGEN

„Ein Mensch der Unrecht tut, ist für die Gerechten ein Greuel, einer, der ehrlich handelt, ist es für die Gottlosen“ sagt uns Sprüche 29, 27. Wie wahr sind doch die Aussagen des König Salomo. Noch nie wurde uns die Weisheit, Reinheit, Ehrlichkeit und Deutlichkeit dieser Sprüche Sammlung so bewusst, wie hier in Bolivien. So hat auch Sprüche 3, 5 eine ganz neue und tiefe Bedeutung erhalten: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er Dich recht führen“ oder „Denn eines jeden Wege liegen offen vor dem Herrn, und er hat acht auf aller Menschen Gänge“ Sprüche 5, 21 oder „Der Name des Herrn ist eine feste Burg, der Gerechte läuft dorthin und wird beschirmt“ Sprüche 18, 10.

Wie wohltuend ist es für uns, in unserem Herrn eine feste Burg, ein Zufluchtsort und einen zuverlässigen Beschützer zu haben. Und nicht nur das er für uns streitet, er schafft auch Recht und er lässt die, die auf Ihn hoffen nicht zuschanden werden.

MONICA

Das hoffen wir auch ganz neu für Monica. Ihr kennt sie noch, sie ist unsere

„Ziehtochter“ aus La Paz, die auch dieses Jahr ihre großen Schulferien bei uns verbracht hat. Mit 16 Jahren kann das Leben schon mal recht hart sein, und so durfte sie auch bei uns einige „Lektionen“ des Lebens neu lernen. Wir verabschieden sie mit viel Gebet und dem tiefen Wunsch, dass sie ihre Hand nicht von Jesus lässt und sie auf gutem Wege weiter geht.

SCHULANFANG

Heute ist wieder Schulanfang in Los Chacos. Karin und Stefan Pohl sind froh, dass nach 3 Monaten Ferien wieder etwas Gleichmäßigkeit und Ruhe in den Heimbetrieb einkehren. Die Ferien nutzten die Kinder zum Fischen, Baden, Basteln und im Milchbetrieb („Lecheria“) mithelfen. Ein Wochenendausflug nach Samai Pata mit der ganzen Mannschaft war ein schöner Höhepunkt, auch stand ein Zoobesuch auf dem Programm. Nun hoffen wir, dass die Kinder sich wieder an die Schule gewöhnen und Fortschritte erzielen.

BETRIEB

Die fünf ältesten Jungs, Juan, Fernando, Pedro, Darwin, und Antonio werden abwechselnd in der „Lecheria“ als Helfer eingesetzt. Sei es Kühe treiben, beim Füttern helfen oder die beliebteste Arbeit: Traktor fahren, die Kinder sind dabei und lernen so den Umgang mit Vieh und Hof. Sie haben viel Spaß daran, fühlen sich wichtig und unersetzlich und sind auch Julio und Wolfgang effektiv eine Hilfe. Ansonsten geht es in der Milchviehwirtschaft zwei Schritte voran und einen zurück. So hatten wir Anfang des Jahres einige Fehlgeburten, welches natürlich einen Rückschlag in der Milchproduktion nach sich zog. Heute starb ein weiteres Kalb. Wir sind zwar zuversichtlich und wissen dass es voran geht, doch gilt es immer wieder: Ausdauer haben, nicht aufgeben, vollen Einsatz leisten, nicht den Mut sinken lassen.... . Für die Zukunft sind wir froh und dankbar dass sich eine

VERTRETUNG FÜR UNSEREN HEIMATDIENST

gefunden hat. Markus und Silke Mergenthaler sind Freunde von Margit Luz, die wir an ihrer Hochzeit Ende Dezember hier bei uns kennen lernten. Markus studiert an der Universität Hohenheim im Fachbereich Landwirtschaft und wird unter den Vorzeichen bei uns seine Diplomarbeit zu schreiben, die Vertretung für Wolfgang übernehmen. Die Beiden wollen im März 2003 für eine angemessene Übergangszeit zu uns stoßen. Bitte betet für alle Entscheidungen und Schritte in ihrer Vorbereitung. Betet auch für die finanzielle Absicherung der Beiden, denn dieser Bereich ist noch nicht geklärt.

HEIMATDIENST 2003

Ja, und so geben wir bekannt, dass wir voraussichtlich im Juli 2003 nach Deutschland kommen werden. Wünschenswert für uns ist, dass unsere Kinder ein Schuljahr in Deutschland machen könnten, also Ann-Kathrin die fünfte und Thomas die dritte Klasse. Noch ist unser Standort nicht ganz klar: Karlsruhe oder Düsseldorf. Betet doch bitte mit uns für klare Führung in allen Entscheidungen, noch ist ja auch Zeit bis dahin. Im Dezember diesen Jahres werden Karin und Stefan Pohl ihren Heimatdienst antreten. Sie wollen insgesamt 7 Monate in Deutschland und der Schweiz verbringen. Auch ist eine Vertretung für die Zeit ihrer Abwesenheit nicht ganz geklärt, die Hauptverantwortung werden wir übernehmen.

PRAKTIKANTEN

Anfang März wird uns Silke Strotbek verlassen. Sie hat uns ein halbes Jahr tatkräftig als Lehrerin der ersten Klasse und im Kinderheim unterstützt! Ganz herzlichen Dank, Silke! Im Juli wird dann Beate, Dorotheas Schwester, nach einem Jahr Lehrereinsatz, die Heimreise antreten. Obwohl es weh tut wenn liebe Menschen einen wieder verlassen, sind wir Gott froh und dankbar, dass er uns weiterhin mit guten Leuten aus Deutschland versorgt. Ende März kommt Heidi Goletz, die in die Fußstapfen von Silke treten wird, im August erwarten wir zu einem Jahreseinsatz zwei Abiturientinnen, sowie im September eine 26 jährige Erzieherin. Wir staunen, wie Gott uns zur rechten Zeit die richtigen Leute zur Seite stellt.

Zum Abschluss grüßen wir noch einmal mit Sprüche 3, 5:

„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er Dich recht führen“.

Dieser allumfassende Rat mündet in ein allumfassendes Versprechen: Wir werden nicht auf den falschen Weg gelangen, wenn wir uns der Führung Gottes hingeben. Dass damit unser eigenes Denken oft nicht „ein-Verstand-en“ ist, müssen wir bewusst und in glaubendem Vertrauen ignorieren. Unsere menschliche Logik ist verseucht und steht Gottes Handeln in unserem Leben wie ein Hindernis im Weg. Wir haben gute Erfahrungen mit der Einhaltung dieses Rates gemacht und üben uns stetig weiter, wo wir es noch nicht getan haben. Das wünschen wir allen die diesen Brief lesen.

Gott anbefohlen und alles Gute,

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