Dorothea & Wolfgang Landes |
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August 2000 |
Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien |
Eisiger Wind pfeift uns um die Nase, die Stühle auf der Terrasse fliegen davon und der Hund verkriecht sich zitternd unter dem Tisch: Mit 5°C Außentemperatur ist es bei uns Winter geworden. Doch im Gegensatz zu letztem Jahr können wir über Wassermangel und Trockenheit nicht klagen. Dafür sind wir von Herzen dankbar, denn der dreimalige üppige Regen half dem angepflanzten Sorgo und dem Futtergras für die Kühe gut auf die Beine so daß wir trotz Winter und Trockenzeit noch keine Futterengpässe haben. Unsere Milchleistung ist auf konstant 300 Liter pro Tag gestiegen und die ersten künstlich besamten Kälber kommen auf die Welt. Unser Arbeiter Julio, ein treuer, arbeitsamer Mann, besuchte auch den Besamungskurs, so daß Wolfgang auf diesem Gebiet in Zukunft ersetzbar sein wird. Wir freuen uns über die Erfolge und geben Gott dafür alle Ehre. Dennoch werden wir uns häufig über die speziellen Umstände vor Ort bewußt, und kommen immer wieder an unsere Grenzen. Gerade bei wirtschaftlichen Abläufen ist es schwierig, wenn das gegebene Wort nicht gehalten wird, plötzlich Lieferschwierigkeiten bei Reinigungsprodukten auftreten, die Molkerei wegen einem Feiertag die Milch nicht abholt, oder wegen Regen nicht gearbeitet wird. Auch sind immer wieder die Straßen der Stadt blockiert, weil Studenten um ihre Rechte kämpfen, die Benzinpreise erhöht werden oder der Zucker von Chile importiert wird. Der Gründe gibt es viele, aber leider ist vieles eben auch nur Schall und Rauch. Versprechungen werden gegeben, Politiker schimpfen auf ihre Vorgänger, Bürger schimpfen auf Politiker und schlußendlich ändert sich wenig weil jeder die Schuld von sich weist und nicht bereit ist Verantwortung zu übernehmen. |
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Verantwortung
übernehmen: Da sind wir beim passenden Stichwort unseres Rundbriefes angelangt. Denn das Ziel unserer Arbeit soll ja sein, daß einheimische Mitarbeiter unter der Leitung der lokalen Baptistengemeinde Verantwortung für das Kinderheim übernehmen. Werden wir dieses Ziel je erreichen können? das ist immer wieder eine zentrale Frage, von deren positiver Beantwortung wir aber leider noch weit entfernt sind. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung tat die Gemeinde in Santa Cruz, in dem sie sich ab Juni diesen Jahres nun auch finanziell an den Heimkosten beteiligt. Vorher ging alles erwirtschaftete Milchgeld in den Heimbetrieb, so daß für die Landwirtschaft keine Möglichkeiten bestand alle laufenden Kosten zu decken oder gar Investitionen zu tätigen. Dies hatte wiederum zur Folge daß unser Spendenkonto bei der VDM erheblich abgenommen hatte. Zwar ist Wolfgang mit seinen drei fest angestellten Arbeitern hoch zufrieden, doch sind diese noch längst nicht fähig eigene selbstständige Entscheidungen zu treffen. So geschehen immer wieder in Wolfgangs Abwesenheit kleine Fehler die dann wieder behoben werden müssen. Ursachen liegen zum Beispiel beim Analphabetismus. (Bolivien: 20%) So hat so mancher treuer und fleißiger Mann die Schule nur bis zur dritten Klasse belegt und kann kaum das Datum lesen. Wie soll er je fähig werden ein Herden Buch zu führen oder den Geburtstermin eines Kalbes zu errechnen? |
Auch in der Führung des Heimes brauchen wir in Zukunft verantwortliche
Mitarbeiter die nicht nach einem Jahr die Flinte ins Korn werfen. So verabschiedeten wir
Mitte Juli Claudia, eine der Hilfen des Heimes, die nun nach Santa Cruz geht, da sie den
Kinderlärm nicht mehr ertragen kann. Immer wieder haben wir Wechsel im Personal und wir
wissen daß dies für die sowieso geschädigten Kinderseelen nicht einfach ist. Wir haben
ein junges bolivianisches Ehepaar in Aussicht mit denen wir uns eine Zusammenarbeit
vorstellen könnten und die gerade prüft ob hier ihr zukünftiger Platz sein könnte.
Vielleicht wollt ihr mit uns für die richtigen Leute beten? |
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Am 14. März dieses Jahre endete die Verantwortung für Abigail. Viele von Euch kennen sie, wir haben Abigail als erstes Pflegekind mit 14 Monaten bei uns aufgenommen. Da sie keine Geschwister hatte und unter 6 Jahre alt war, kam sie Ende November von Seiten der Jugendbehörde in ein Internationales Adoptionsverfahren. Mitte März wurde sie dann von ihren neuen Eltern mit nach Spanien genommen. Der Abschied fiel uns nicht leicht, doch wir sind uns sicher, daß Gott sie nicht aus seiner Hand lässt. |
Auch vom Kindergarten gibt es Neuigkeiten und mehr Verantwortung. Mitte Mai kam die Direktorin des Erziehungsministerium der Provinz Warnes zu Besuch und war beeindruckt von der Arbeit und der Einrichtung des Kindergartens in Los Chacos. Sie hat ihn nun als Modellbeispiel für alle Kindergärten der Provinz erklärt. In einem Regionalen treffen werden Dorothea mit Velia zusammen die Arbeit vorstellen, Ideen weitergeben und Arbeiten der Kinder ausstellen. Damit sind auch alle Gegenstimmen endgültig verstummt |
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Verantwortung übernimmt auch unsere Gemeinde in Düsseldorf, die
uns vor 5 Jahren nach Bolivien ausgesendet hat. Sie hat uns nicht vergessen und so freuen
wir uns sehr auf den Besuch unseres Pastors Helmut und Gabi Venzke!! Sie kommen mit
dem erklärten Ziel unsere Arbeit aus der Nähe zu betrachten und so den Kontakt zu
Düsseldorf wieder zu erwärmen. Das freut uns sehr und wir sind Gott dankbar für das
Interesse und die Liebe die sich uns dadurch zeigt! Auch freuen wir uns auf Matthias und Annegret Beerstecher, die uns für drei Monate ab September unter die Arme greifen wollen. Beerstechers möchten mit diesem Einsatz eine mögliche Missionstätigkeit prüfen, so daß sie sich sicher auch über begleitende Gebete freuen werden. |
Im Mai durften wir durch Dorotheas Schwester Beate viel Liebe von unseren Familien spüren. Beate besuchte uns mit einer Freundin zusammen und so konnten wir eine Woche lang gemeinsam atemberaubende Autofahrten nach La Paz, in die Yungas und zu den Jesuitenmissionen erleben. Das war überaus spannend und entspannend zugleich und wir hatten viel Spaß miteinander. |
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Verantwortung wird Dorothea wieder ab August für die Schule der zweiten Klasse von Ann-Kathrin übernehmen. Diesmal wird es Vollunterricht sein, d.h. Deutsch, Mathe und Sachkunde, sowie für Thomas Vorschulunterricht. Wir sind alle gespannt wie wir damit zurechtkommen. Mitte Juli durften wir Sarai Mann aus Mettmann bei Düsseldorf begrüßen. Sie möchte gerne unsere Arbeit und unser Leben in Los Chacos kennenlernen und bleibt bis Ende August. Sie hat sich gleich des Deutschunterrichts von Ann-Kathrin angenommen und trägt so zur Entlastung von Dorothea bei. |
Mit ganz lieben Grüßen von |
Mit diesen Eindrücken wollen wir uns Verabschieden und auch Mut machen Verantwortung zu übernehmen. Manchmal ist es mehr Arbeit, doch es lohnt sich!!
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Dein Gebet bewegt die Hände Gottes! x
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