Juli 16

Infobrief Dezember 2015

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Juli 15


Liebe Freunde!

„ ... Und so vergeht Jahr um Jahr, und es ist mir längst klar, daß nichts bleibt, das nichts bleibt, wie es war …“

Schon vor Jahren grölten wir dieses Lied, und zu jedem Jahreswechsel wird es uns schmerzlich bewusst, daß nun schon wieder ein Jahr vergangen ist. Ich (Dorothea) mag eigentlich den Dezember, denn es ist der Monat des Rückblickes. Es kommen Rundbriefe und Jahresrückblicke von den Freunden ins Haus, ein schönes Teilhaben lassen an deren Leben, ein Update im Zeitraffer. Dabei wird mir einmal mehr bewusst, daß das Leben eben nicht statisch und immer gleich bleibt, sondern es ist dynamisch, in Bewegung, mit Überraschungen, Herausforderungen, Aufgaben, Zielen und Neuanfängen. Unabdingbar auch verbunden mit loslassen, frei geben, abschließen, verabschieden.

Der Jahreswechsel wird von Vielen genutzt um Inne zu halten, zum Rückblick: was war gut, wofür bin ich dankbar, was war schwierig, was hat Nerven gekostet, woran bin ich gereift, woran fast zerbrochen? Und zum Ausblick: was kommt auf mich zu? Was möchte/sollte ich verändern? Was kann bleiben wie es ist? Was sind meine Aufgaben, Ziele, meine Wünsche? Es ist gut zu reflektieren, mit dankbarem Herzen das Alte abgeben und das Neue empfangen. In Prediger 3,1 steht: „Für alles gibt es eine Stunde. Alles, was unter dem Himmel geschieht, hat seine Zeit“ und dann, nach einer langen Liste für was der Mensch alles Zeit bekommen hat schließt die Meditation mit: „Alles hat er so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die Ewigkeit hat er den Menschen ins Herz gelegt. Aber begreifen kann der Mensch das Werk Gottes nicht von Anfang bis Ende.“ Prediger 3,11 Ja, das Jahr 2015 hat Gott so eingerichtet, daß es schön war, ja, der Herr hat uns seine Ewigkeit ins Herz gelegt, und ja, begreifen können wir Gottes Werk, und seine Gedanken nicht.

Das Jahr 2015 im Zeitraffer:

Von Januar bis Juni sind wir als Heimleitung für das Mädchenheim Remar zuständig. Darüber haben wir ausführlich im vorherigen Infobrief berichtet.

Im Juli/ August /September befinden wir uns in einer Warteschleife. Das Kinderheim Remar zieht nach Cotoca, eine Stunde nördlich von Santa Cruz, auf Grund dessen wir unsere Mitarbeit bei Remar beenden. Neue Idee ist das frei gewordene Haus zu nutzen, um direkt mit dem von der Baptistengemeinde geplanten Mädchenheim zu beginnen. Immerhin warten wir jetzt schon vier Jahre auf einen Neubeginn. Es wäre eine ideale Übergangslösung gewesen, dort das Heim zu starten, während der Bau am neuen Standort beginnen kann, doch obwohl der Vorstand das Haus besichtigt und einige Personen auch für den Beginn des Heimes sind, kommt es nicht zu dem erwünschten Startschuss.

Schöne Tage dürfen wir in diesem Jahr im August in Deutschland verbringen, dieses Mal ist es der 80te Geburtstag Dorotheas Mutter, den wir wieder mit der gesamten Großfamilie feiern. Besonders schön ist dieser Besuch natürlich auch wegen dem Wiedersehen mit Thomas. Er lebt mittlerweile in Karlsruhe in einer WG und schlägt sich tapfer in seiner Lehre zum Elektriker bei EnBW Karlsruhe.

Im Oktober/ November intensivieren wir unsere Besuche im Armenviertel „Plan 3000“, in Zusammenarbeit mit Projekt Jireh und der Schule Tiempo y Cosecha.

Zudem wird Dorothea gebeten eine Master-Abschlussarbeit im Studiengang Sozialarbeit als Tutorin zu begleiten. Ein Gewaltakt beginnt, denn die sogenannte „Tesis“ hat gerade mal 20 Seiten, die Studentin keinen Plan und Abgabefrist ist in vier Wochen. Schlussendlich entsteht in über 100 Stunden die Arbeit mit dem Titel: „Einfluss der Gegenwart einer schwangeren Teenagerin auf das schulische Umfeld.“ Es kommen 140 Seiten zustande und wir finden es unglaublich, daß es tatsächlich möglich ist, eine Abschlussarbeit für jemand anders zu schreiben, ohne studiert zu haben. Hier ist so etwas durchaus üblich. Studenten geben ihre Arbeiten und Ausarbeitungen in Auftrag, Dorothea hat dabei immerhin 500,- US erhalten, und jede Menge Erfahrungen gesammelt.


Im weiteren Verlauf wächst die Überzeugung, daß es für unsere Zukunft notwendig ist, die Geschicke aktiv zu gestalten, wir arbeiten an einem eigenen Projekt.

Im November/ Dezember entsteht ein ähnliches Patenschaftsprojekt wie „Jireh“ für unsere Nachbarschaft. Warum ans andere Ende der Stadt fahren, wenn wir die Not genauso um uns herum an unserem Wohnort haben? Nur eine gute Schulbildung mit anschließendem Studium kann den Teufelskreis der Armut durchbrechen. Wir sind umgeben von hunderten armen, kinderreichen Familien. Langfristige Hilfe kann nur durch das Evangelium, verbunden mit Bildung geschehen, in vielen Ländern, und auch in Santa Cruz gibt es bereits Patenschaftsprojekte, die dieses Konzept erfolgreich belegen. Wir nutzen den Kontakt zur Schule in der Nachbarschaft, schicken einen Fragebogen an ca. 300 Familien, und beginnen einzelne Familien, die in extremer Armut leben, zu besuchen. Zeitgleich schreibt Dorothea eine Projektbeschreibung. Wir bekommen auf wundersame Art und Weise Kontakt zu einem christlichen Projekt „FUNDENA“, welches sich integral um die Entwicklung der Familie kümmert. Nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen ist klar, daß sie unser Patenschaftsprojekt unter ihre Schirmherrschaft nehmen wollen. Somit sind alle legalen Hürden auf einen Schlag genommen und wir können, nachdem die VDM auch grünes Licht gibt, direkt mit dem Projekt durchstarten.


Ann-Kathrin beendet im November ihr 6tes Semester Zahnmedizin mit viel Nervenstreß, und fliegt während ihren Semesterferien nach Deutschland, um Weihnachten mit Thomas und im Kreise der Familie zu feiern, und bei Wolfgangs Bruder in der Praxis etwas deutsche Zahnarztluft zu schnuppern.

Ausblick auf 2016:

Wir wollen unser neues Projekt in bescheidenem Rahmen beginnen, Wachstum ist dabei eingeplant. „Für eine bessere Zukunft“ wird es heißen. Wir wollen mit insgesamt 30 Patenschaften an den Start, davon 15 aus Santa Cruz und 15 aus Deutschland und der Schweiz.

Eine Patenschaft mit 40 Euro monatlich deckt folgendes: monatliches Schulgeld, Schuluniform, Schuhe, Hemd, alle Schulbücher, Schulhefte, Buntstifte, Bastelmaterial, Sportschuhe, Sportshort und T-Shirt, im Winter einen Winterpullover, sowie Erkältungsmedizin für das Patenkind. Gerne darf mehr gespendet werden, damit können dann Lebensmittel, oder medizinische Versorgung für die Familie bezahlt werden. Ziel ist, daß durch das Paten-System das Kind den Schulabschluss erreicht, auf die Uni oder ein Institut geht und anschließend mit einer Ausbildung in der Tasche den zwingenden Kreis der Armut durchbricht.

Das schöne an solch einer Patenschaft ist der persönliche Bezug zwischen Paten und dem Kind. Das Kind schreibt 2x im Jahr einen Brief, es werden Bilder von der Übergabe der Hilfsgüter gemacht, und wir garantieren eine treue Verwaltung der Spenden.

Flor, Edison, Kevin, Adriana, Jose Antonio, und Jose sind die ersten Kinder die wir für das Projekt „Für eine bessere Zukunft“ ausgesucht haben. Sie kommen alle aus Verhältnissen in extremer Armut. Sobald sich jemand zu einer Patenschaft entschließt, wird die jeweilige Geschichte mit Bildern mitgeteilt.

Wir beten und wünschen uns, daß wir bald für viele Kinder eine Schulbildung garantieren können. Unser neues Projekt orientiert sich an zwei Vorbildern in Santa Cruz, deren Verantwortliche wir eingehend befragen konnten. Zielgruppe sind primär die Schulkinder, aber die Eltern werden zu monatlichen Versammlungen gebeten, um integrales Wissen rund um Thema Familie, Leben und Glaube weiterzugeben.

Dies alles bedeutet für uns ein neuer Glaubensschritt, denn es geht nun darum, nicht nur unseren persönlichen Spenderkreis zu halten, sondern einen neuen Spenderkreis für das Projekt: „FUNDENA - Für eine bessere Zukunft“ auf zu bauen. So dürfen wir von der VDM aus erst dann Werbung für so ein Projekt machen, wenn unser persönlicher Unterhalt gedeckt ist. Das ist derzeit nur knapp der Fall. Betet mit uns für neue Spender sowie für Personen die eine Patenschaft übernehmen wollen. Wir beenden damit das innerliche Warten auf den Beginn eines Kinderheimes. Unsere Zeit und Kapazitäten sind dafür zu kostbar. Wir hätten auch das Zeug, ein eigenes Kinderheim zu beginnen, aber dazu fehlt die Finanzierung. Und auch wenn das neue Projekt langfristig angelegt ist, so bindet es uns nicht in der Art, wie es sich im Fall von Heimeltern für Waisenkinder ergeben würde.



Bildquelle: www.erzbistum-muenchen.de

Im Vertrauen darauf daß der Herr auch im Jahre 2016 voran geht wünschen wir Euch und uns Frieden, Gelassenheit und Mut für alles Neue.
Gottes Segen Eure Dorothea und Wolfgang

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