Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

März 2004

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief März 2004


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Liebe Freunde!

Länder- Vergleich

„Wo gefällt es Euch denn nun besser, in Deutschland oder Bolivien?", das war eine der oft gestellten Fragen während unseren Deutschlandaufenthaltes. Vom 18. August 2003 bis 18. März 2004 waren wir sieben Monate in Deutschland unterwegs um Freundschaften und Kontakte wieder aufzufrischen. Neben all den schönen Begegnungen war das, was wir erlebt und gesehen haben, auch imposant. Denn wenn wir mit einem Wort die Verhältnisse in Deutschland im Vergleich zu unserem Umfeld in Bolivien umschreiben müssten, dann wäre das mit dem Wort „Wohlstand".

Dennoch denken wir bei der Frage nach dem „besseren Umfeld", die alte Heimat Deutschland oder die Wahlheimat Bolivien, nicht in polarisierenden Kategorien, sondern eher linear. Es gibt inzwischen für uns kein „besser" oder „schlechter", sondern nur ein „anders". Die Unterschiede an Wohlstand, die wir zum Teil als extrem wahrnehmen, sind nicht ausreichend, um eine eindeutige Wahl zu treffen. Wenn wir nämlich dabei einmal die rein materiellen Umstände unseres Lebensraums in Deutschland im Vergleich zu Bolivien ausblenden, so erkennt man, daß wir es mit zwei unterschiedlichen Kulturkreisen zu tun haben, die beide ihre Vorzüge haben.

Schuld oder Scham

In unserem deutschen Kulturkreis gehen wir davon aus, daß ein Normverstoß in der Gesellschaft (Mikro- und Makroumgebung) zu einem Schuldgefühl führt. (z.B. schwarz fahren mit der Bahn). Durch das Abbüßen oder wieder gut machen von Schuld kann man relativ schnell wieder die Akzeptanz zurückgewinnen, die Schuld ist gesühnt. Man spricht von einer Schuldkultur. In Bolivien leben wir in einer Schamkultur. Ein Schuldgefühl bei Normenverstoß kommt nicht (oder kaum) zustande, wohl aber ein Schamgefühl, wenn eine dritte Personen den Normverstoß aufdeckt. Bei der Wiedergutmachung steht weniger der Schadensersatz als die Wiederherstellung der Ehre im Vordergrund. Uns Deutschen ist diese Denkweise völlig fremd und die sich daraus ergebenden Handlungsmuster führen zu Unverständnis, oder Unbehagen.

Beispiel: In Deutschland erwarten wir ein Zugeständnis von Seiten eines Händlers, wenn er eine Lieferung verspricht aber die Abmachung nicht einhält. Mal abgesehen von den juristischen Zwängen, rein menschlich lässt sich der entstandene Schaden durch Schadensersatz regeln, das Verhältnis der Beteiligten ist bereinigt, gehen wir davon aus daß dies ein einzelnes Vorkommnis bleibt.

In Bolivien würde ein Händler bei einem Versagen tausend Ausreden erfinden, um nicht schlecht da zu stehen, d.h. um nicht das Gesicht, also seine Ehre zu verliert. Alles nur erdenkliche hätte „Schuld" an der Misere, nur der Verursacher selbst nicht. Wenn nun der Kunde auf sein Recht pochen würde, dann würde die „Schuld" mit der erzwungenen Leistung nicht erlöschen, sondern das Verhältnis dieser zwei Personen wäre auf Dauer geschädigt, weil durch die Aufdeckung seines Versagens die Ehre des Verursachers verletzt würde. Der Händler hätte sein Gesicht verloren. Das Hinzuziehen von eventuellen Zeugen (Belegschaft, Kollegen) wäre keine Entlastung der Situation sondern eher eine Verschärfung. Ein Geschenk oder eine andere Geste der Versöhnung wäre nötig, um seine Ehre wieder herzustellen.

Um unter diesen andersartigen Umständen leben zu können, haben wir inzwischen gelernt, die Systeme zu verstehen, und uns an unser jeweiliges Umfeld anzupassen. Die Freiheit dazu gibt uns Jesus Christus, der uns durch die Gotteskindschaft in die Lage versetzt, nicht mehr an unseren irdischen Maßstäbe gebunden zu sein, sondern uns vielmehr an seinen freimachenden überirdischen Maßstäbe zu orientieren. Dieser Anpassungsprozess hat jedoch in uns all jene menschlichen Schwächen freigelegt, die wir als falsche Schutzmechanismen entwickelt haben, um in unserem deutschen Kulturkreis überleben zu können. Wir haben entdeckt, daß unsere Herkunftskultur auch einseitig geprägt ist, nämlich „Schuld lastig". Das Schwerwiegende dabei ist die Verbindung einer Schuld orientierten Denkweise, mit dem Anspruch an Leistung, ja dem fast allein gültigen Maßstab der Leistungsfähigkeit. Dies führt zu einer Lebensart, die den biblischen Vorgaben Gottes nicht entsprechen. Jesus macht uns zwar auf unsere Schuld aufmerksam, doch ER löst dieses unüberwindbare Problem durch seinen stellvertretenden Opfertod. Er ist ein bewundernswertes Vorbild in Sachen Beziehung. Gnade, Barmherzigkeit, Güte, Liebe, Vaterschaft, alles Begriffe, die zuerst die Person, dann die Leistung sehen. Genau dieses Vermögen haben die Menschen in unserem Bolivianischen Umfeld: Sie sind in der Lage erst den Menschen zu sehen, und nicht nur dessen Leistung. In einer Scham orientierten Kultur führt dies nun zu einer anderen „Schlagseite": Um das eigene Gesicht und die Ehre des anderen zu wahren, entsteht ein Netz von Abhängigkeiten, bei denen gerne fünf gerade bleiben. Mit anderen Worten steht die Beziehung über dem Bedarf Unrecht anzusprechen und auszuräumen.

Die Wahl

Was nun? Wer jetzt meint, ihm würde es nicht schwer fallen zu wählen, wo es ihm besser gefallen würde, der irrt sich. Beide Länder haben mit ihren Kultursystemen Vor und Nachteile. Wer sich nur von den äußeren Umständen leiten lässt, orientiert sich an trügerischen Sicherheiten. Beide Völker sind abhängig davon, ihre kulturelle „Schlagseite" durch die Annahme der Botschaft vom Kreuz korrigieren zu lassen. Bolivien ist nicht besser oder schlechter, es ist anders, und während unser Auftrag dort nicht beendet ist, ist dort unser Zuhause.

Sieben Monate Deutschland waren eine schöne Erfahrung. Wir haben sehr viel Freundschaft, Interesse und Aufnahme erfahren. Allen Freunden die uns herzlich empfangen haben, bei denen wir übernachten durften, die uns zu leckeren Mahlzeiten an ihren Tisch einluden, mit denen wir kostbare Stunden der Freundschaft und Begegnung haben durften, sei hier ein ganz herzliches DANKESCHÖN gesagt. Wir kehren nach Bolivien mit einem Sack voller schöner Erinnerungen zurück. Und uns begleitet die Sicherheit und Bestätigung daß unsere Arbeit in Bolivien von vielen Freunden und Betern getragen und in jeder Hinsicht unterstützt wird. Auch dafür sei jedem ganz besonders gedankt.



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Deutschland- Blitzlichter 18. August 2003 bis
18. März 2004

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