Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Juni 2007

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief Juni 2007


Aug 07


Dez 06

Aus dem Inhalt: Schwieriger Jahresbeginn   Heimatdienst   Kinder - Schule - Praktikanten   Heimleitung   Gemeinde   Malprojekt

Kinderheim "Wayne Walker"

Liebe Freunde!

Auf meinem Schreibtisch liegt ein Rundbrief einer uns lieb gewordenen Missionarin aus Afrika. Sie begann ihren Brief wie folgt: „Bitte entschuldigt zunächst mein langes Schweigen. Dies ist der vierte Versuch einen Rundbrief zustande zu bringen. Es ging mir in den letzten Wochen und Monaten nicht gut und ich konnte mich zum schreiben einfach nur schwer aufraffen....“ ehrlich, direkt und ohne Umschweife berichtet sie im weiteren von ihren Nöten, Auseinandersetzungen und die Konsequenz die sie daraus zog. Sie wird Afrika verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Warum schreiben wir das Euch?

Schwieriger Jahresbeginn

Obwohl das Jahr 2006 ein hartes Jahr für uns war, gingen wir trotzdem voller Zuversicht und Mut dem Neuen entgegen. Die anstehenden Veränderungen brachten ja auch neuen Herausforderungen mit sich, denen wir uns gerne stellten (Heimataufenthalt von Fam. Pohl). Doch 2007 fing unerwartet an! Im Januar und Februar überraschten uns sintflutartige Regenfälle, 850 Liter pro m² das ist mehr als die Jahresdurchschnittsmenge von Karlsruhe! Die Überschwemmungen hielten Wochen an, in einigen Gebiete Boliviens wurden der Ausnahmezustand erklärt. Tausende von Familien verloren ihr ganzes Hab und Gut. Bei uns im Dorf waren ca. 10 Familien direkt betroffen, sie mußten mit ansehen wie ihre Lehmhütten sich mit Wasser füllten und alles weg zu schwimmen begann.

"Land unter" in Los Chacos

Die langfristigen Auswirkungen von „EL NIÑO“ werden auch wir noch lange zu spüren haben, denn ist normalerweise der Januar der „Ernte Monat“, konnte dieses Jahr bis Mitte März nicht einmal eingesät werden! Das bedeutet, daß wir jetzt schon vor der Trockenzeit mit enormen Futtermangel zu tun haben. Im März, gerade hat es etwas abgetrocknet, gingen dann unsere drei Traktoren zeitgleich kaputt. An Aussaat war nicht zu denken. Wir haben einen Traktor teuer ausleihen müssen, um den Kühen in Zukunft überhaupt etwas Futter vorlegen zu können. Derzeit bekommen die Kühe eine Mischung aus Zuckerrohr und Maische, mit etwas Gras, was zwar die Milchleistung konstant gut hält, aber arbeitsintensiv ist (das Zuckerrohr muß mit Hand geschnitten, und aus dem Feld getragen werden, da die Traktoren immer noch darin versinken). So sind die Männer den ganzen Tag „nur“ mit Futter beschaffen beschäftigt. Die so dringenden Feldarbeiten bleiben regelmäßig liegen. Zu all den äußerlichen Belastungen kam eine steigende Unzufriedenheit der Arbeiter zur Tage (siehe VDM Report „Dilemma“) die zwar angesprochen und abgebremst werden konnte, aber trotzdem das Arbeitsklima belastet hat. Lohnerhöhung, sowie Verbesserung der Arbeitszeiten sind immer nur einen Tropfen auf den heißen Stein, denn 110,- US Dollar im Monat reichen eben nicht für eine 6 Köpfige Familie, und die Landwirtschaft befindet sind nicht in der Lage mehr Lohn zu bezahlen.

"Das gilt für alle Zeiten: Ich schließe diesen Bund mit euch und allen Lebewesen.
Der Regenbogen soll ein Zeichen für dieses Versprechen sein." 1.Mose 9, 13

Im April kämpfte Wolfgang zwei Wochen lang mit täglichen Fieberschüben, das Dengue Fieber hatte ihn erwischt und kaum davon genesen macht ihm nun ein wurzelbehandelter Zahn enorm Schmerzen. Die Hiobsbotschaften die täglich aus der Landwirtschaft kommen, wie z.B. daß schon wieder wegen übermäßigem Zeckenbefall die Kälber sterben, oder die Milch mal wieder nicht abgeholt wurde, oder der Traktor, frisch von der Werkstatt kommend immer noch nicht funktioniert, oder ein Arbeiter (weil am Vorabend zuviel getrunken) nicht zum Dienst erscheint, gehen dann sehr an die Grenze des Verkraftbaren. Es geht ja immer wieder weiter, zum Glück, und nach jedem Dunkel kommt ein neuer Morgen, so konnte die Gemeinde zum Beispiel auf Grund einer Spende aus den USA einen Traktor kaufen der nun die meisten Feldarbeiten übernimmt, doch bleibt es uns nicht erspart den Realitäten ins Auge zu blicken und uns aufrichtig und ehrlich zu fragen, wie lange wir das so noch aushalten können, beziehungsweise wollen. So sind wir innerlich dabei Bilanz zu ziehen, FÜR und WIEDER abzuwägen und unseren Herrn nach Zukunftsperspektiven zu fragen. Die Landwirtschaft an sich steht nicht schlecht da, und die Ergebnisse die in den letzten acht Jahren erzielt wurden lassen sich sehen. Landwirtschaft ist in jedem Land schwierig, der Traum vom schnellen Erfolg selten realistisch. Adäquate fachkompetente Beratung gibt es hier vor Ort leider nicht, und so stehen Wolfgang und ich in all diesem Abwägen und Fragen nach der Zukunft ziemlich alleine da. Mit unserer Gemeinde in Santa Cruz sind wir im Austausch, kulturgemäß tun sich die Leute aber schwer mit Entscheidungen. Um jedes Gebet für Weisheit und Richtungsweisung sind wir daher sehr dankbar.

Heimatdienst

Für Wolfgang ist klar daß er erst dann nach Deutschland gehen kann, wenn eine adäquate Vertretung die Zeit unseres Heimatdienstes überbrückt.

WIR SUCHEN DRINGEND EINEN LANDWIRT DER DIESE HERAUSFORDERUNG ANNEHMEN MÖCHTE!!

Unser geplanter Reisetermin ist Januar bis September 2008, die Vertretung müsste mindestens 4 Monate vorher hier eintreffen. Dies ist ein dringendes Gebetsanliegen! Über Co Workers haben wir eine Landwirtin vermittelt bekommen, doch persönliche Umstände machen es schwierig für sie dieser Herausforderung alleine ins Auge zu blicken. So wäre es gut ein Team bilden zu können!

Wir würden am Liebsten wieder in Karlsruhe / Rüppurr unsere Zelte aufschlagen. Das bietet sich einfach wegen der Nähe zu unseren Eltern und den gewohnten Schulen an. Also wenn jemand in Rüppurr eine Wohnmöglichkeit für uns hat darf er sich gerne bei uns melden: lechenbol@web.de

Kinder - Schule - Praktikanten

Ann-Kathrins Lieblingssatz derzeit ist sowieso: „Ich freu mich auf Deutschland! Ich freu mich auf Oma und Opa UND auf die Bücherei!“ Obwohl es bis dahin noch sieben Monate sind, lebt sie schon sehr von dieser Vorfreude. Sie wird dann die 9te Klasse beenden, und liebäugelt damit gleich in Deutschland zu bleiben. Derzeit hilft ihr Katharina Eise bei ihren schulischen Fortschritten. Und obwohl Ann-Kathrin oft genug ihren Gefühlsschwankungen unterliegt, meistert Katha die Hochs und Tiefs unserer Tochter wirklich gut.

Ann-Kathrin hat ihre Liebe zu Büchern entdeckt, und ich bin immer froh wenn ich von irgendwoher Deutsche Literatur für sie ergattere. Thomas bestreitet mit Christoph Beckh zusammen die 5te Klasse Hauptschule. Hier geht das sehr gut, weil sie nicht nur morgens sondern auch Nachmittags Unterricht machen. Ob Thomas das Lernpensum in Deutschland schaffen wird ist uns allerdings unklar. Er ist nach wie vor ein Sonnenschein, einfach zu haben und leicht zu führen, doch seine Lernschwierigkeiten lassen sich nicht wegleugnen. Am Liebsten bastelt er irgendwelche Dinge, fährt Fahrrad oder spielt am Computer.

Heimleitung Sara Schäuble

Nach der Abreise von Pohls Ende Januar in ihren Heimatdienst übernahm Sara Schäuble die Heimleitung. Die anfänglichen Unsicherheiten legten sich sehr schnell und schon bald hatte sie nicht nur die Kinder sondern auch das Personal gut im Griff. Die Kinder sind ja auch keine „Kinder“ mehr. Pedro, Antonio, Darwin, Jose, sowie Jessica sind zu netten (und manchmal zu weniger netten) Teenagern herangewachsen. Diego ist (neben Anna Lena) das jüngste Heimkind und mit seinen acht Jahren auch kein Kleinkind mehr. Regelmäßige Schwierigkeiten gibt es mit Angelo, der immer mehr seine Sexualität entdeckt, und ausrastet wenn man ihm zuviel Freiheiten läßt. Mit der Rückkehr von Pohls am 13. September stehen einige Veränderungen an, denn geplant ist daß Familie Pohl sich in Santa Cruz niederlassen und die Teenager des Heimes ins Stadtleben integrieren. Die somit frei werdenden Plätze hier, sollen mit kleineren Kindern aufgestockt werden. Gerne dürft ihr all diese anstehenden Veränderungen in Euren Gebeten bewegen.

Gemeinde Los Chacos

Die Verantwortung für unsere kleine Gemeinde hier in Los Chacos wurde, bis ein passendes Pastorenehepaar gefunden wird, Wolfgang und mir übertragen. Und obwohl wir nun schon acht Jahre intensiv Gemeindearbeit machen, ist es eine neue Erfahrung für uns, alleine verantwortlich zu sein. Dabei übernehme ich den Part der Organisation und Planung, die Aufgabe des sonntägliche Predigens teilen wir uns. Besondere High-lights waren bis jetzt die Fahrt mit 2 Bussen (knapp 50 Personen) nach Santa Cruz zu einer Massenveranstaltung unserer Muttergemeinde, sowie der Besuch von 25 Personen aus der Gemeinde Montero zum gemeinsamen Abendmahl bei uns in Los Chacos. Wir selbst sind schon einige male, auch mit der Tanzgruppe, zum Abendgottesdienst nach Montero gefahren. Wir wollen den Kontakt zu den Gemeinden in Montero und Santa Cruz festigen, denn für unsere Leute hier ist es ermutigend und wichtig zu sehen daß sie Teil eines Ganzen sind und nicht alleine da stehen. Die Vision der G12 von Santa Cruz mit ihren vielen „Encuentros“ (Begegnungswochenenden) hilft auch uns hier immer wieder ein Feuer für unseren Herrn zu entfachen. So kam ich Anfang März sehr ermutigt von solchen Tagen zurück. Mitte April konnten wir fünf Personen zu einem Wochenende als Abschluß der Leiterschaftsschule schicken.

Am 25. März sind wir als Gemeinde Los Chacos nach Santa Cruz zum "Tag des Leiters" unserer Muttergemeinde gefahren.

Gebetet wurde auch für Deutschland.

Wir besuchten den 5. Jahreskongress und letzte Woche nahmen Wilson und Pati an einem Wochenende über Biblische Prinzipien teil. In der Vorbereitungsphase für ein Heilungsseminar befindet sich u.a. auch die Direktorin unserer Dorfschule. Gerne dürft ihr an sie in Euren Gebeten denken! Trotz dieser enormen geistlichen Hilfen aus Santa Cruz haben wir hier auf dem Dorf mit permanente Problemen bezüglich Standhaftigkeit, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit, und Angst vor Verantwortung zu tun. Da Jeder Jeden beobachtet weiß man immer sehr genau was der andere Bruder / Schwester gerade wieder falsch gemacht hat. Dabei wird allzu leicht vergessen im eigenen Haus zu kehren. Die Schuld der anderen scheint immer größer zu sein als die Eigene. Hinzu kommt der niedrige Bildungsstand sowie das Scham durchsetzte Verhalten der südamerikanischen Kultur. „Kleines Dorf – Große Hölle“ ist ein weit verbreiteter Spruch, der den Kern trifft. Für uns, die wir nicht vom Dorf kommen, und in vielem die Kultur immer noch fremd ist, sind manche Dinge schwer nachzuvollziehen, und immer wieder müssen wir über manche Irrationalen Äußerungen oder Verhaltensweisen den Kopf schütteln. So meinte Julio kürzlich zu seiner Frau Rina, als er feststellte daß er für die Begrüßung im Gottesdienst eingeteilt war:“ Was? ICH soll das machen. Und wenn ich einen Fehler mache dann merkt das jeder! Nein da bleib ich lieber weg! Ich gehe nicht in den Gottesdienst!“ Und so war es auch! Er kam nicht in den Gottesdienst, was jeder merkte und dem Bruder Julio als Fehler anrechnete ..... .

Malprojekt

Im Dezember konnten wir vom Malprojekt aus im Rahmen einer Kinderstunde allen Kindern (bis 10 Jahren) unseres Dorfes ein Weihnachtsgeschenk überreichen,- den Mädchen eine schöne Stoffpuppe, den Buben ein Plastikauto. Die Vorbereitung war viel Arbeit, die strahlenden Gesichter haben uns dafür reichlich entlohnt. Strahlende Gesichter gab es auch am 10 März, als ich zum Dritten mal eine Ausschüttung vornehmen konnte. Diesmal nahmen 13 Frauen je 100 Dollar in Empfang. Ein Jahr läuft das Projekt jetzt schon und ich konnte insgesamt 2500 Dollar als Gewinn auf die Frauen umlegen,- ein Ergebnis welches sich sehen lassen kann! Zu diesem Erfolg haben vor allem die Frauen in Deutschland, die unsere Schals verkaufen beigetragen.

Die Schals aus Bolivien als Schaufensterdekoration in Deutschland (Trossingen).

Ganz herzlichen DANK an ALLE Verkäuferinnen! Derzeit ist die Mutter unseres Praktikanten Christoph, Frau Bärbel Beckh, mit Elan und Enthusiasmus dabei die Schals für uns anzubieten. So hat es sich in ihrem Umfeld durchgesetzt an statt Blumen Schals als Mitbringsel zu überreichen, ein Optiker hat mit unseren Tüchern sein Schaufenster dekoriert und auf einem "Zunftmakt" über Pfingsten werden sie sicher auch guten Anklang finden. Sei es Gymnastikgruppe, Fußballverein oder Frauenclub, durch persönlichen Kontakt gepaart mit der Tatsache, daß mit dem Kauf eines Schals ein guter Zweck unterstützt wird, gibt es immer wieder Möglichkeiten Herzen zu erweichen. Wenn nun jemand von den Leserinnen Lust auf solch eine neue Herausforderung hat darf sie sich gerne bei mir melden. Solange ich die Schals nach Deutschland schicken kann und sie Anklang finden wird das Projekt sicher weiter laufen. Deshalb sind wir natürlich immer für neue Quellen dankbar! Doch nicht nur in Deutschland finden die Schals Anerkennung. Letzte Woche kam ein Team von der größten Santa Cruzer Tageszeitung „EL DEBER“ zu uns um eine Reportage über unser Projekt zu schreiben. Just zum hiesigen Muttertag am kommenden Sonntag soll sie mit Bildern und Interviews zu lesen sein!

Während die Frauen immer selbstständiger arbeiten, versucht sich Dorothea im herstellen von Bildern mit Seidenmaltechnik.

“Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand sondern gedenke an ihn in allen deinen Werken, so wird er dich recht führen.”

Sprüche 3, 5

 Herzliche Grüße senden


Cochabamba 24. April 2007

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