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Dorothea & Wolfgang Landes Hogar de Niños "Wayne Walker" |
Dezember 2011 |
Santa Cruz - Bolivien |
Ausgabe Dezember 2011 |
Liebe Freunde!
Da unser Deutschlandaufenthalt wegen der goldenen Hochzeit von Dorotheas Eltern auf 21. Juni schon gebucht war, gestalteten wir den Umzug in zwei Etappen. Zuerst ging es mit Volldampf an den Auszug des Kinderheims. Die Jungs brachten wir in unserem, vor einem Jahr gemieteten Haus in der Stadt unter, das Inventar von Cabaña und Heim kam im Container und einem Abstellraum unter. Die Landwirtschafts-Werkstatt mußte leer geräumt werden. Bis zum Abflugstag stand Wolfgang bezüglich der Landwirtschaft den neuen Besitzern mit Rat und Tag zur Seite. Alle Arbeiter wurden übernommen, und jetzt, nach neun Monaten sieht man schon gravierende Veränderungen auf dem Gelände. Geld spielt für die neuen Besitzer keine Rolle. Eine große Halle mit neuem Melkstand wird gerade gebaut, viele neue Maschinen sind gekauft. Für uns ist es schön zu sehen, daß es mit der Landwirtschaft weiter geht. Durch die gute Genetik der Kühe wurde der Betrieb in den letzten Jahren zum Vorzeigebetrieb, auf der jährlichen Landwirtschaftsmesse konnte Wolfgang noch im Mai durch die Versteigerung einiger Kühe einen großen finanziellen Gewinn erzielen.
Unsere Reise nach Deutschland im Juni / Juli war wohltuend und sehr schön. Wir konnten einige Freunde besuchen, ein tolles Wochenende in Düsseldorf verbringen, Zeit mit der Familie genießen und zuletzt bei der Familienfeier anläßlich der goldenen Hochzeit von Dorotheas Eltern dabei sein. Nach drei Wochen in Bolivien durften wir dann ein ganz besonderes Geschenk von Wolfgangs Cousin Walter Tischbein genießen. Drei Wochen USA all inklusive! Wir konnten fast die ganze Verwandtschaft in USA besuchen, die uns mit viel Liebe, toller Gastfreundschaft und interessanten Ausflügen eine tolle Zeit bereiteten. Für Thomas, aber auch für Dorothea war das eine besondere Bereicherung, all die liebe USA Verwandtschaft kennenzulernen. Wir waren in Connecticut, New Hampshire, Maine, Cape Code, New York, Washington, und fuhren dann mit einem Mietauto über North Carolina bis nach Florida, wo wir es uns nicht nehmen ließen, noch am Abflugtag im Atlantik zu baden. Wir sind unserem Herrn für diesen tollen Urlaub und auch für exakte Bewahrung sehr dankbar. Denn Hurrikan Irine war zur selben Zeit wie wir unterwegs. Dank perfekter göttlicher Planung sahen wir den Sturm immer nur in den Nachrichten! DANKE auch noch mal auf diesem Wege an alle USA-ler!
Die folgenden Monate September bis Dezember hatten es in sich, ein Ereignis jagte das andere: Anfang September holten wir Eva Stuhlmüller, unsere diesjährige Volontärin vom Flughafen in Santa Cruz ab. Sie begleitet unseren Thomas durch die 9. Klasse Hauptschule. Dies ist eine ganz besondere Herausforderung, denn am Ende des Schuljahres Juli 2012 steht die Abschlußprüfung in Hamburg an. So langsam beginnen die spezifischen Vorbereitungen für die Prüfung. Eva ist die richtige, von Gott gesandte Person, die mit kompetentem Fachwissen, Geduld und einer guten Portion Humor Thomas zur Seite steht. Viel Stadtbesuche waren notwenig um das Jahresvisa für sie zu beantragen. Nach vielen Stunden Schlangestehen konnten wir am 10. Dezember den Paß mit dem ersehnten Stempel in Empfang nehmen. Halleluja!
Sterbebegleitung war für Dorothea die Hauptaufgabe im September. Seit seinem 13 Lebensjahr kannten wir Felipe, als Heimkind in der Heilsarmee aufgewachsen, kam er in seinen großen Ferien immer zu uns. Als Erwachsener suchte er sein Glück in Santa Cruz, zuletzt arbeitete er in einem Fotokopiergeschäft in der Stadt. Nach unserem USA Aufenthalt besuchten wir ihn und erschraken sehr ihn in einem sehr schlechten Gesundheitszustand anzutreffen. Dorothea mobilisierte sich und nach einigen Arztbesuchen, Röntgenaufnahmen und Blutabnahmen stand die Diagnose fest: Tuberculose miliar im Endstadium. Wir begannen die spezielle TBC Therapie ambulant, aber sein Zustand verschlechterte sich rapide. Er feierte seinen 30. Geburtstag im Krankenhaus, am 19. September gab er den Kampf auf. Wir sind sicher daß Gott sich ganz besonders um Verlassene und Waisen kümmert und so wissen wir, daß Felipe nun endlich in seinem richtigen Zuhause angekommen ist, und er Gott, seinem einzig perfekten Vater, ganz nahe sein darf.
Unsere Tochter Ann-Kathrin überraschte uns am 9. September mit der Bitte wieder zu uns kommen zu dürfen. Ihr Traum vom Eheglück verwandelte sich innerhalb von fünf Monaten Ehe zum Alptraum. Wärend unserer zweimonatigen Abwesenheit wurde ihr klar, daß ihre eigenmächtige Enscheidungen ein gravierender Fehler war. Wir verbrachten als Familie zwei schöne Monate und hatten viele klärende Gespräche. Seit Anfang November befindet sie sich in Korntal auf dem Orientierungsjahr der evang. Brüdergemeinde. Und obwohl sie sich sehr bemüht nach vorne zu schauen kämpft sie derzeit stark mit all den traumatischen Erlebnissen und Erinnerungen der letzten drei Jahre. Bitte denkt mit uns im Gebet an sie.
Nach unseren Reisen stand der Auszug aus unserem Haus auf dem Programm. Da unser gemietetes Stadthaus ja mit den Jungs belegt war entschieden wir uns erst Mal in Los Chacos zu bleiben. 2004 hatten wir privat das Nachbargrundstück gekauft, damals eine notwendige Erweiterung der Landwirtschaft. Das Land ging nun an die neuen Besitzer über, nur die dorfnahen 1,7 ha Land mit drei Gebäuden und einer schönen Kokusplantage haben wir behalten. So war es Wolfgangs Hauptaufgabe ab Mai eines der drei Häuschen einzugsfertig zu machen. Wohnraum erweitern, neues Dach decken, die Maurer überwachen, Baumaterial besorgen, Strom und Fließen legen, streichen, und alles was so zu einem Hausbau gehört, hat er mit Volldampf dann im September und Oktober vorangetrieben. Am 2. November feierten wir mit einem Käsefondue, total geschafft, aber sehr glücklich und dankbar unseren Einzug. Mittlerweile fühlen wir uns sehr wohl in unserem Häuschen. Eva meinte: „das große Haus war wie ein Hotel, das kleine ist eher wie eine WG“. Und so fühlen wir uns auch. Alles ist nah und erreichbar aber trotzdem nicht gedrängt. Eine Antenne, die das Mobiltelefonsignal verstärkt, macht es uns jetzt auch möglich über USB Modem im Haus Internetverbindung zu haben. So genießen wir es sehr über Skype, Facebook und Web.de täglich erreichbar zu sein.
Sieben Monate sind nun die Jungs mit Delina zusammen in der Stadt. Juan Carlos, Darwin, Miguel, Diego, und José befinden sich noch in unserer Obhut. Antonio, der ja eigentlich mit seinem Bruder Carlos Anfang diesen Jahres zu seiner leiblichen Mutter gezogen war, bat uns auch im Stadthaus wohnen zu dürfen. Er konnte sich an das ungewohnte Umfeld bei seiner Mutter nicht gewöhnen. Sein Wunsch Biologie zu studieren hat er nicht aufgeben, aber die Aufnahmeprüfung an der staatlichen Uni ist für ihn nicht leicht. Zwei Anläufe hat er dieses Jahr genommen, derzeit bereitet er sich auf den Dritten vor. Regelmäßig zum Mittagessen kommt Florentino, der ja schon ab April in Santa Cruz wohnt. Wir freuen uns, daß er sich gut in seine Arbeitstelle eingelebt hat und nun auch mehr am Gemeindeleben teilnimmt. Einfach ist der Alltag mit den Jugendlichen nicht. Juan Carlos besucht uns öfters, und hier auf dem Dorf taut er dann regelmäßig auf.
José ist zur Zeit ziemlich desanimiert, da er den Anforderungen des Wirtschaftsgymnasium nicht gerecht wurde und im Oktober entschieden hat von der Schule zu gehen. Er hat einen Hiwi Job als Gemüseverkäufer angenommen. Darwin beendete im Juni sein Militärdienst, der in vielem sehr traumatisch für ihn war. Halbtags arbeitet er nun in einem von Deutschen geführten Kindergarten und überlegt sich nun schon seit Monaten wie sein Leben weiter gehen soll. Diego wollte lieber arbeiten als im Einzelunterricht gefördert zu werden. Er arbeitet nun in einer Schreinerei die Billiardtische herstellt. Last but not least Miguel. Er ist die rechte Hand von Delina, er hilft und begleitet sie überall hin, aber die beengten Verhältnisse im Stadthaus führen zu einer Sehnsucht nach dem Landleben in Los Chacos.
So, das war 2011. Und wie geht es nun weiter? Für 2012 erhoffen wir ein Gelände in Stadtnähe Santa Cruz erwerben zu können und alle Vorbereitungen zu treffen, um mit einer zweiten Kindergeneration beginnen zu können. Die Direktorin des Heimes, unsere Pastorin Gladys hat im letzten halben Jahr verschiedene Grundstücke besichtigt und uns immer dann zu Rate gezogen, wenn eines für uns passend erschien. Derzeit laufen Kaufverhandlungen über ein Gelände welches vom Hauptplatz Santa Cruz gemessen Luftline 10 Km entfernt liegt. Sobald ein Kaufvertrag unterschrieben ist können wir mit dem neuen Projekt durchstarten. Von Juli bis Oktober werden wir in Deutschland sein, denn es steht als großes Ereignis die Hauptschulabschlußprüfung von Thomas auf dem Plan. Da es eine externe Prüfung sein wird, kann er keine Noten einreichen, das heißt es zählt nur die Tagesleistung. Das ist eine Herausforderung. Da die Schule in Hamburg ist, würden wir uns gerne in eine der Missionarswohnungen der VDM in Bassum einquartieren. Somit wären dann auch Besuche bei unseren nördlichen Freunden möglich, worauf wir uns natürlich freuen!
Es ist gut, daß man die Zukunft nicht kennt, die Gegenwart bringt genug Verantwortung mit sich. Für uns war das Jahr 2011 durchaus eine große Herausforderung. Wir haben einige große Wunder, aber auch viele kleine Enttäuschungen erlebt. Wir sind froh die Last der Landwirtschaft nicht mehr zu tragen, und nun einen schönen Rückzugsort in Los Chacos geschaffen zu haben. Unklar ist für uns noch die Zukunft unserer beiden Kinder. Wir bedanken uns bei Euch, den Rundbrieflesern für Eure Geduld. Wir wissen, daß viele mit Interesse an unserem Leben und Arbeiten teilnehmen, und so war die Zeitspanne der Sendepause seit dem letzten Rundbrief im April schon recht lang. Dafür entschuldigen wir uns. Wir wissen nicht, was das Jahr 2012 bringt, aber eines wissen wir: nämlich das was am 30. Dezember in der Losung stand: „Ich bin gewiss, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, welche in Christus Jesus ist, unserem Herrn“! Römer 8, 38 + 39.
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