Liebe Freunde!
„Wir segnen euch und eure Arbeit in Bolivien. Wir senden euch zurück in euer Leben, um Licht und Salz zu sein! Zu euren Familien, wo ihr bereits so viel Gutes bewirken konntet.
Wir haben darüber auch den Eindruck, dass Gott euch als Ehepaar erneut einsetzen möchte. Ihr habt viel zu geben, und der Herr will dies nutzen!“ So wurde es uns in einem Gebetstreffen
unserer Gemeinde Treffpunkt Leben Karlsruhe Ende Oktober 2022 mit auf den Weg gegeben.
Wir waren etwas überrascht, denn bislang hatten wir keine spezielle Arbeit mit Ehepaaren in Erwägung gezogen. Doch wir sind uns des reichen Schatzes bewusst, den wir in unseren 37 Ehejahren
ansammeln durften. Wieder in Bolivien angekommen und eingelebt, kamen wir mit einem Ehepaar aus der Gemeinde Canaan, in der wir seit drei Jahren Mitglied sind, ins Gespräch. Sie fragten uns,
ob wir mit ihnen zusammen einen Hauskreis für Ehepaare beginnen würden. Offene Türen. Wir haben uns nun schon zweimal getroffen, ein weiteres Ehepaar ist dazugekommen, und wir sind gespannt,
was Gott daraus noch machen wird.
RENUEVO - Rehazentrum für Alkohol und Drogenabhängige Männer
Wolfgang freute sich darüber, dass die Männer des Rehazentrums, während unserer dreiwöchigen Abwesenheit, im Gewächshaus alle seine Anweisungen beachtet haben und es dadurch keine bösen
Überraschungen gab. Die Männer haben Vertrauen zu Wolfgang, er ist ein geduldiger, feinfühliger Zuhörer. Das fehlt manches Mal in dem mit viel Arbeit gefüllten Alltag. Die Geschichten,
die sie aus ihrem Leben erzählen sind spannend und manchmal schillernd, doch folgen alle demselben Muster. Ob Rechtsanwalt, Manager, Koch, Maurer, Taxifahrer oder Tagelöhner – alle haben
ihre Familien mit ihrer Alkohol- und/oder Drogensucht ruiniert. Für einige beginnt im Rehabilitationszentrum „RENUEVO“ tatsächlich ein neues, sinnerfülltes Leben.
Da ist zum Beispiel Miguel*, der Schwiegersohn einer Freundin. Sie erzählte uns, dass Miguel am Wochenende oft seinen ganzen Wochenlohn vertrank. Dies führte regelmäßig zu heftigem Streit in
der Familie, und seine zwei kleinen Kinder hatten Angst vor ihm. In nüchternem Zustand gestand der junge Vater, dass er Hilfe brauche. So brachte Wolfgang ihn ins Rehazentrum. Nach nur vier
Wochen verschwand er jedoch und tauchte zuhause wieder auf. Alle dachten, dass jetzt die Trinkerei von vorne losgeht, aber nein – diese kurze Zeit hatte gereicht, um einen grundlegenden Wandel
bei ihm hervorzurufen. Eine wahre. persönliche Begegnung mit Jesus verändert die Menschen. Bei Miguel ist das so. Jeden Morgen macht er sein Bett, versammelt seine Familie um den Tisch, liest
die Bibel und betet mit ihnen. Er ist nun selbstständiger Gärtner, hat nach und nach sich Freischneider, Rasenmäher und alle Arbeitsmittel gekauft, und sein Kundenstamm wird immer größer.
Gemeinsam besuchen sie in eine Gemeinde und die Kinder lieben ihren Vater. Das ist jetzt schon gut ein Jahr her. Nicht alle Männer erleben diesen positiven Wandel.
Eindrücke vom Gewächshaus - die ganze Geschichte kannst du hier erfahren.
Wolfgang hat in den letzten Jahren einige Männer in ihrem Rehabilitationsprozess begleitet, sie auch über ihre Entlassung hinweg weiter betreut und trotzdem miterleben müssen, wie sie wieder
rückfällig wurden. Die Statistik lässt die Erwartungen stark sinken, denn es werden laut Suchtportale 70 – 90 % der Menschen, die eine Therapie vollzogen haben, danach wieder rückfällig.
Umso mehr gilt es für die Männer und deren Betreuer zu beten, und um eine wahre Umkehr zu bitten. Das Geschenk der Erlösung ist und bleibt Gnade und Geheimnis zugleich.
Projekt Für eine bessere Zukunft
Die Begrüßung von unseren Kids des Mittagstisches und Hausaufgabenbetreuung war sehr herzlich und warm. Da unsere Ankunft genau auf die Feier des „Tag des Kindes“ fiel, überraschte ich sie mit
Deutschland T-Shirts und Ritter Sport Schokolade. Da war die Freude groß. Derzeit fordern wir die ersten von insgesamt drei Zwischenzeugnissen aller unterstützten Schüler an und lassen uns ihre
Schulhefte mit den Hausaufgaben zeigen. Diese Kontrolle ist notwendig, da es seitens der Eltern in der Regel wenig Unterstützung oder Überwachung gibt. Entweder sind beide Elternteile berufstätig,
oder sie kennen sich selbst mit dem geforderten Lernstoff nicht aus. Zwei Drittel unserer Schüler sind lernschwach, was für unsere Hausaufgabenbetreuung eine echte Herausforderung darstellt. Obwohl
wir neben der täglich anwesenden Lehr- und Hilfskraft auch die Unterstützung von zwei freiwilligen jungen Männern haben, die Mathematik und Englisch unterrichten, bleiben die Noten unserer Kinder
bescheiden. Für uns Betreuer ist es wichtig, das Gleichgewicht zwischen Nachsicht, Verständnis, Geduld und Akzeptanz auf der einen Seite und dem Einfordern von Leistung, Strenge und dem Einsatz
von Konsequenzen auf der anderen Seite zu finden. Und das gilt nicht nur für das Erledigen der Hausaufgaben, sondern vor allem für den Umgang miteinander, den verantwortungsvollen Umgang mit
Schul- und Bastelmaterialien, eine klare Definition von „mein“ und „dein“ usw. Daher haben wir kürzlich einen Regelkatalog erstellt und ihn mit den Schülern besprochen. Nächste Woche werden wir
gemeinsam mit den Schülern die Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Regeln erarbeiten.
Die Kinder vom "Projekt".
Wie schon mehrfach erwähnt, arbeiten wir eng mit einer Psychologin und ihrem Team zusammen. Neben den Einzeltherapiegesprächen haben wir nun über einen Zeitraum von sieben Wochen ein
gruppentherapeutisches Angebot gehalten. In drei Altersgruppen (6-8, 9-12 und 13-16 Jahre) wurden verschiedene Themen bearbeitet. Dabei standen das Erkennen und Benennen von Gefühlen,
die Entwicklung eines gesunden Körperbewusstseins, Selbstannahme, Hygiene und Körperpflege sowie Selbstschutz und -abgrenzung im Vordergrund. Für die Jugendlichen gab es zusätzlich
spezielle Stunden über den Umgang mit Sozialen Medien und deren Inhalte.
Für die monatlichen Elterntreffs habe ich das Jahresthema „Verantwortung“ gewählt. Ich versuche, diese Veranstaltungen so abwechslungsreich und kreativ wie möglich zu gestalten.
Gruppenarbeiten, dynamische Spiele, Quizfragen und Kompetenzaufgaben wechseln sich mit frontalen Inputs ab. Zum diesjährigen Muttertag lud ich fünf Frauen aus unserem Projekt sowie
fünf Frauen aus meinem Umfeld zu einem Konversatorium ein. Die Fragen an jede Einzelne waren zum Beispiel: „Was waren die schwierigsten Momente in deinem Leben als Mutter und wie hast
du sie bewältigt?“, „Welchen Rat möchtest du einer jungen Mutter mit auf den Weg geben?“ und „Wenn du Mutterschaft in einem Wort zusammenfassen müsstest, welches wäre es und warum?“
Bewegende Momente folgten, es flossen einige Tränen, es wurde gelacht, und im Anschluss, bei sehr kaltem Wetter, gab es heißen Kaffee, Sandwiches und Torte. Es war wieder ein gelungenes und
unvergessliches Event.
CAMEBOL Handelskammer der bolivianischen Geschäftsfreuen
Als wir 2016 mit unserem Schulunterstützungsprojekt begannen, kam ich auf einer Ausstellung mit einigen Frauen aus dem Geschäftsleben von Santa Cruz in Kontakt. Die meisten von ihnen
führten kleine Betriebe, einige standen kurz davor, ein Geschäft zu eröffnen, und andere waren bereits erfolgreiche Unternehmerinnen. Sie wollten eine Handelskammer für Geschäftsfrauen gründen,
und so wurde auch ich eingeladen, dabei zu sein. Seitdem habe ich zahlreiche Fortbildungen, Treffen und Infoveranstaltungen besucht und viele wertvolle Impulse erhalten.
Für mich sind diese Treffen wie ein Eintauchen in eine andere Welt, eine Business-Welt, zu der ich sonst keinen Zugang hätte. Es geht oft darum, „gesehen zu werden“, sich mit den richtigen
Personen fotografieren zu lassen und immer vorne dabei zu sein. Diese Treffen sind für mich inspirierend und eine willkommene Abwechslung zu meinem Armut- lastigen Alltag. Zudem erfahre ich,
was die Santa Cruzer Gesellschaft bewegt, und lerne dabei immer noch angepasstes Kulturverhalten.
Es gibt viele großartige, faszinierende Frauen, die bewundernswert mit Gottvertrauen und gesundem Menschenverstand ihre Aufgaben in einem von „machismo“ geprägten Umfeld meistern. Ob
Fernsehmoderatorinnen, Buchautorinnen, CEOs, Coaches, Immobilienhändlerinnen oder Besitzerinnen eines Tante-Emma-Ladens, sie führen in der Regel eine gesunde Familie und Geschäftsethik,
kämpfen gegen Korruption, leiden unter dem sozialistisch orientierten Staat, unter hohen Steuern und einer Justiz, die man sich mit viel Geld kaufen muss, um Recht zu bekommen.
Ich bin bei Camebol als eine geistliche Person bekannt, die vor dem Essen öffentlich beten, oder einen Segen über den neu gewählten Vorstand sprechen darf. Unser Projekt ist bekannt,
und für größere Veranstaltungen kann ich durchaus auch in diesen Kreisen um Sachspenden werben.
Besuch aus Deutschland
Mit Besuch von Heike und Rainer Zilly, die Ende April für drei Wochen bei uns waren, durften wir einige wunderbare Ausflüge erleben und tiefe Momente der Gemeinschaft und Begegnung genießen.
Solche Besuche sind für uns besonders wertvoll, denn nur wer Bolivien „gesehen und geschmeckt“ hat, bekommt eine Ahnung von unserem wahren Leben hier.
Mit herzlichen Grüßen,
… und den besten Wünschen
Dorothea & Wolfgang
Wir danken herzlich für deine Unterstützung!
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An dieser Stelle können wir nun auch darauf hinweisen, dass unsere Missionsorganisation, die VDM, großartige Arbeit mit ihrer
neuen Webseite geleistet hat. Innerhalb der VDM Webseite befindet sich unser "Blog".
Dann gibt es das neu gestaltete und unter neuem Titel erscheinende Missionsheft "UNTERWEGS" (gedruckt auf Papier). Um das kostenlose Magazin, ehemals VDM-Report, mit unseren Artikeln weiterhin kostenfrei
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