Juni 23

März 2023

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Dez 22


Liebe Freunde!

Wir wussten, dass wir uns schnell wieder in Bolivien einleben würden. Wir wussten, dass einige unserer Projektfamilien, unsere Katzen und ein Generalstreik uns erwarten würden. Letzteres war für uns gut, denn so hatten wir unerwartet Zeit im Haus und Garten einige Verbesserungen anzukurbeln. Die Werkstatt von Wolfgang wurde ausgebaut, um den Platz, den sie bisher einnahm, besser nutzen zu können. Dazu wurde das Schlagzeughäuschen verschoben und ein Maler bestellt, der alle nötigen Renovierungsarbeiten vornimmt, so dass es nun bei uns wieder richtig schön geworden ist. Unser Haus und Garten sind für uns wie ein Paradies indem wir uns sehr wohl fühlen, dafür sind wir sehr dankbar.

Über Ruth und Rainer, die während unserer Abwesenheit in Deutschland in vorbildlicher Weise unser Haus bewohnt und bewacht haben, bekamen wir Kontakt zu einigen deutschen Auswanderern. Unter ihnen ein Bäckermeister aus der Pfalz. Als der hörte, dass es auf dem Gelände von RENUEVO (Rehazentrum für abhängige Männer, in dem Wolfgang als Mitarbeiter tätig ist), eine voll eingerichtete, aber seit Jahren stillstehende Bäckerei gibt, war der Traum einer eigenen Bäckerei für ihn in sichtbare Nähe gerückt. „Ja, er könne die Bäckerei mieten", sagte Pastor Hugo, der Leiter des Zentrums.


Abschied von Deutschland, Ankunft in Bolivien.

So machten sich Wolfgang und Werner an die Renovierungsarbeiten. Entrümpelung der Bäckerei, Ofen, Rüttelmaschine, Teigknetmaschine von altem Öl und Dreck befreien. Ersatzteile besorgen, schleifen, kratzen, putzen, Elektrik neu machen, streichen, hämmern. Da Werner weder Spanisch spricht noch ein eigenes Auto besitzt, war Wolfgang den Januar und Februar ausschließlich mit der Bäckerei beschäftigt. Eine Ausrollmaschine, Kühlschrank, Froster und viele Kleinteile mussten gekauft werden. „Ich lerne dabei Einiges", sagt Wolfgang, denn wer hätte gedacht, dass Wolfgang sich mal Gedanken über die Funktionsweise einer Bäckerei machen würde. Als dann am 21. Februar die ersten Streuselkuchen und Schneckennudeln gebacken waren, konnte ich es mir als Bäckerstochter auch nicht nehmen lassen, die leckeren Stückchen zu verkaufen.


Die Renovierungsarbeiten in der Bäckerei.


Und was für ein tolles Ergebnis! Wie vom deutschen Bäcker...!

Der erste Schritt zur Existenzgründung ist geschafft, auf Werner kommen noch viele weitere Herausforderungen zu, doch das Wichtigste dabei ist sein Lebenszeugnis: Er betont immer wieder „Seit ich den Wolfgang kenne, geht es in meinem Leben bergauf! Und ich weiß, dass Gott da seine Hand im Spiel hat. Ich merke, dass „ER“ mich nicht mehr loslässt! “ Nun will er mit Wolfgang zusammen einen Glaubensgrundkurs machen. Betet dafür, dass der Bäcker auch Zeit dafür findet,- denn wie heißt es so schön in Matthäus 4 Vers 4: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“

„Was erwartet Euch, wenn ihr jetzt wieder nach Bolivien zurückkommt?“ War eine Frage an unserem Aussendungsgottesdienst am 30. Oktober 2022.

Die Annahme, unsere Familien als Erstes mit Lebensmittel versorgen zu müssen, da ja gerade Generalstreik war, erwies sich als falsch. Die Menschen sind schlau und schaffen Einnahmequellen. So wurde während den Streiktagen alle 100 Meter einfach eine Schnur über die Straße gespannt. Der Autofahrer, der morgens irgendwo hinfahren wollte, was offiziell erlaubt war, musste somit an 10, 20 oder 30 gespannten Schnüren halten und überall ein Geldstück lassen. An den Streikpunkten sammelte sich die Familie, Unterricht wurde wieder virtuell abgehalten, auf dem gespendeten Sofa am Straßenrand, und der Lehrer kam sogar mit dem Auto vorbei, um die Hausaufgaben einzusammeln.

Zum Schuljahresende brachten unsere 38 Projektkinder ihre Zeugnisse sowie einen Brief für ihre Paten. Dorothea nahm sich Zeit für jeden Einzelnen, gemeinsam wurde analysiert, wie das vergangene Schuljahr war, es wurde über Höhen und Tiefen gesprochen und so mancher öffnete sein Herz und erzählte von seinen Erlebnissen. Wir freuen uns mit unseren fünf Abiturienten, die ihre erste Hürde in eine bessere Zukunft, erfolgreich geschafft haben. Leider haben sechs weitere Schüler das Klassenziel, trotz aller angebotene Hilfen, nicht erreichen können. Eine unserer Projektbedingung ist, dass der Schüler nicht sitzenbleiben darf. D.h. wir mussten schweren Herzens die Schüler aus dem Projekt entlassen.


Unsere "Projektschüler".

Unsere Arbeit im Schulunterstützungsprogramm hat die ganze Familie im Blick. Sei es am Vatertag die Väter, am Muttertag die Mütter, am Tag des Kindes, die Kinder. An den Elterntreffs die Eltern und das ganze Jahr über in der Hausaufgabenbetreuung die Schüler. So lag es nahe, unser siebtes Jubiläum im Dezember mit allen Projektfamilien zusammen zu feiern. Es war schon großartig zu sehen, wie viele Menschen wir durch unser Projekt: „für eine bessere Zukunft“ eigentlich erreichen. Jede Familie brachte ihr eigenes „Thanksgiving Essen“ mit, sowie zwei Teller für weitere Gäste. Auf diese Weise konnten wir mit gut 250 Personen ein sehr schönes Fest feiern. Neben Anerkennungs- und Grußworten, Erfahrungsberichten und Geschenke, wurde an diesem Abend auch der zweite Zweig unseres Projektes, „BECA UNITEC“ vorgestellt. Es reicht nicht, den jungen Menschen bis zum Abitur zu helfen, sie brauchen auch und gerade bei der Finanzierung einer Ausbildung oder Studiums Unterstützung und Hilfe.




Unser Jubiläumsfest mit vielen Gästen.

Es war ein besonderer Moment als wir das geschriebene Konzept zum Himmel erhoben und gemeinsam Gott um Führung, Weisheit, Gelingen, Finanzen und um seinen Segen baten. Und dann bekam „BECA UNITEC“ Flügel. Am selben Abend noch meldeten sich eine Mutter und ein anderer Vater, mit der Frage, ob auch sie diese Hilfe in Anspruch nehmen könnten. Die jetzt 48-jährige Mutter habe in jungen Jahren Buchhaltung studiert, musste das Studium aber wegen Schwangerschaft abbrechen. Der 30-jährige Vater sei ein guter Schüler gewesen, doch ohne Unterstützung seiner Eltern habe er es nie zu einer Ausbildung geschafft. Im Januar nahm ich Kontakt zu verschiedenen Fachschulen und Universitäten auf, um unser Programm vorzustellen und eventuell Studienermäßigungen zu bewirken.

Die Antwort darauf war genial. In nur einer Woche konnten wir mit einer christlichen Universität sowie zwei Fachschulen verschiedene Zusammenarbeitsabkommen abschließen, d.h. bei allen drei Institutionen 50% Ermäßigung auf (fast) alle Studiengänge bewirken. Eine der Fachschulen schenkte uns zusätzlich 10 Gratis-Studienplätze für das laufende Jahr 2023. Somit konnte unsere Mutter, ohne einen Cent Gebühr zu bezahlen, ihr Studium zum Buchhalter wieder aufnehmen,- unser Vater, der davon träumt, eines Tages Industrie-Elektriker zu sein, konnte nun seine dreijährige Ausbildung mit einer Eigenbeteiligung von nur 30,- Euro, von normalerweise 120,-Euro im Monat, beginnen. Bislang haben 15 Personen eine Ausbildung und drei Personen ein Universitätsstudium begonnen. Dem Herrn sei alle Ehre für diesen wunderbaren Start von „BECA UNITEC“. Wir brauchen für diesen Zweig langfristig einen eigenen finanziellen Support. Also gerne Spenden, aufs Projektkonto mit Vermerk: Für eine bessere Zukunft, „UNITEC“.


Momente der gegenseitigen Vereinbarungen und Einschreibungen bei "Unitec".

Ebenso an den Startlöchern steht das Programm „MITTAGSTISCH“, der dritte Zweig von „für eine bessere Zukunft“. Auch da ebnen sich auf wundersame Weise Wege. Ab März können wir die ganze Infrastruktur, d.h. alle fünf Zimmer inklusive des Innenhofs für nur 350,- Dollar / Monat mieten. Das geht nur, weil die Besitzer gläubig sind und unsere Arbeit unterstützen. Gestern hatten wir ein Vorstellungsgespräch von einem gläubigen Ehepaar, die als Köche für den Mittagstisch in Frage kämen. Bitte betet mit uns um Weisheit für die nächsten Schritte. Dieses Programm ist noch nicht richtig ausgereift, noch ist nicht klar, wer, wann, wie oft, zum Essen kommen darf. Zudem fehlen sämtliche logistische Einzelheiten, wie z.B. die Einrichtung der Küche und des Speisesaals sowie ihre Finanzierung.

Last, but not least, unser Schulunterstützungsprogramm ist mit derzeit 34 Schülern gut aufgestellt. Wie immer, am Schuljahresbeginn, dürfen alle Schüler sich im Supermarkt Schulranzen, Hose, Hemd und Schuhe aussuchen. Ebenso werden alle Schulhefte, Stifte, Bücher, Bastelmaterial, etc. besorgt und übergeben. Das ist am Jahresanfang immer besonders viel Aufwand, bis jedes Kind alles hat, was es braucht. Die Hausaufgabenbetreuung lief mit Schulbeginn auch wieder an. Unsere Lehrerin ist Gold wert und für unsere Kids ein wahrer Segen. Im Ferienmonat Januar hatten wir drei sagenhafte Workshops, einer besser als der andere. Mehr dazu dürft ihr gerne auf unserer Webseite lesen, sehen und hören.


Einkauf vom Schulmaterial - Dorothea hat alle administrativen Vorgänge im Blick

Nun aber noch ein Hinweis in eigener Sache: “Im Dezember 2022 hat der VDM-Vorstand beschlossen, ihre Verwaltungskostenpauschale um 2% auf 12% zu erhöhen. Diese Entscheidung hatte einen längeren Vorlauf und ist keinem leicht gefallen. Nach reiflicher Überlegung wurde dieser Schritt jedoch als unumgänglich angesehen und wird zum 1. Juli 2023 umgesetzt. Grundlegende Mehrkosten entstehen nicht nur durch die steigende Inflation, sondern auch durch die immer weiterwachsenden Anforderungen von rechtlicher Seite, die mehr Personal binden. Konkret heißt das für uns auch einen Mehrbedarf an Finanzen, den es allerdings bereits aufgrund der Inflation gibt. In einem der letzten VDM-Reports wurde konkreter dargelegt, was das für die Arbeit in den jeweiligen Einsatzländer bedeutet. Auch beim Report gibt es eine Preissteigerung. Die Druck- und Portokosten haben sich verdoppelt, sodass der VDM-Report deutlich teurer wird. Aktuell wird an einer kompletten Neugestaltung dieser Zeitschrift gearbeitet, auch um die Kosten zu minimieren. Die erste Ausgabe wird im November 2023 erscheinen. Die geplante letzte Ausgabe im alten Style für Frühling 2023 wird aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses aller VDM-Missionare ausgesetzt. Alle Unterstützer mit einer hinterlegten Postadresse, werden darüber im Laufe des Jahres schriftlich informiert.“

Im Mai werden uns unsere lieben Freunde, Heike & Detlef, für drei Wochen besuchen. Auf diese gemeinsame Zeit freuen wir uns schon sehr, ist es doch eine besondere Ehre, Besuch aus Deutschland empfangen zu dürfen.

Herzliche und liebe Grüße an alle und jeden Einzelnen von Euch!
Gottes reichen Segen wünschen
Dorothea & Wolfgang






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