Riberalta - Eindrücke einer Reise im Januar 2019


Guayaramerin


Las "Yungas"


Im Januar 2019 konnten wir als ganze Familie eine Reise in den Norden Boliviens unternehemen. Ann-Kathrin hat sich als Empfangsdame für die lokale Fluggesellschaft Ecojet vier Flüge erarbeitet und so ging es von Santa Cruz aus los. Ecojet hat noch vier oder fünf der aus den 90er Jahren erfolgreich in Europa gebauten British Aerospace BAe 146 (umbenannt in Avro RJ85) Kurzstreckenjets im Betrieb. Deutsche Hinweisschilder im Innenraum lassen auch auf ein Lufthansaerbe schließen.


Zur Orientierung: die Lage von Santa Cruz und unserem Zielort Riberalta (linker roter Punkt). Der rechte rote Punkt kennzeichnet Guayaramerin.


Mit Zwischenstop in Trinidad überfliegen wir die riesigen Weiten des Departament Beni, wo sich die Flüsse in zahlreichen Schleifen Richtung Norden ins Amazonasgebiet ergießen.


In Riberalta geht es noch sehr "flugvorzeitlich" zu.


Ein alter Bekannter aus unseren Remarzeiten holt uns überraschenderweise am Flughafen ab. Pastor "Paco" hat mit seiner Frau die kleine Gemeindegründungsarbeit von Remar in einem Außenbezirk von Cotoca (bei Santa Cruz) geleitet und ist seit vier Jahren für das Rehazentrum in Riberalta zuständig.


Riberalta zeigt sich in seinem roten Kleid der tropischen Erde, es ist sehr feucht und der Verkehr ist gemächlich.


Wir konnten der dringlichen sofortigen Einladung zum Rehazentrum von Remar nichts entgegnen, und so haben wir dort die Arbeit, die Menschen und ihr Leben kennen gelernt. Das war für uns alle sehr eindrücklich.


Es gibt einen überdachten Versammlungsort für die Gottesdienste und mehrere Baracken aus Holz. Das Gelände ist fast 2 Ha groß und erfordert viel Pflegearbeit. Zum Abschluss unserer Reise werden wir hier nch einmal vorbeisehen.


Wir sind in Riberalta im Hotel "Perla Amazonica" untergebracht. Jeder Raum hat ein eigenes Bad und Klimaanlage.


Der Verkehr in Riberalta wird von den Motorrädern dominiert. Jeder scheint ein Moped zu haben. Gefahren wird auf der gesamten Straßenbreite und "Tankstellen" gibt es genug.


Es gibt keine Helmpflicht und auch dreirädrige Lastenmopeds können für den Personentransport benutzt werden.


Die zentrale Kathedrale aus Ziegeln haben wir bei einem Besuch im Jahr 2001 schon genau so gesehen wie sie heute noch am Hauptplatz steht. Ein etwas merkwürdiges Privathaus gab es auch schon, und die Waschfrauen, auch sie waschen weiterhin von Hand.


Von einem Aussichtturm hat man einen tollen Blick auf die Schleife des Flusses "Madre de Dios".


Ein wahrer Mythos umwebt die bolivianische Marine, die hier schon viele Jahre einen Stützpunkt hat. Das in Deutschland 1889 gefertige Schiff "Tahuamanu" wurde in Einzelteilen geliefert und war das erste und einzigste Dampfschiff in der Gegend. Es wurde von einer Handelsfirma (Orthon & Co) vermutlich im Kautschuktransport benutzt, später von der Armee als Truppentransporter eingesetzt.
Auf der Reise im Jahr 2001 haben wir hier bereits ein Erinnerungsfoto mit den Missionaren Ehepaar Küree (Teil der ehemals Schweizer Indianer-Mission SIM, seit 2003 Indicamino ) gemacht.


Der riesige Strom ist Transportweg für die Menschen in den abgelegenen Dörfern.


Die Stimmung hier ist gigantisch, es dringt nur der Lärm vom reparieren der Holzkähne durch.


Dieses Foto stammt von 2001, fast vor 20 Jahren - es hat sich nicht viel geändert.


Die Kähne werden aus Holz gezimmert, abgedichtet werden die Fugen mit Hanf und Teer.


So entstehen am Ufer die Transportmittel von Morgen.


Eine geplante Flußfahrt wird durch einen starken Tropenregen auf den nächsten Tag verlegt.


Aber dann kann es los gehen. Auf der "Amazonico" schippert uns der junge Wilber den "Rio" hinauf. Sein Außenborder ist ein Antriebsmotor wie er für stationäre Maschienen benutzt wird, mit einer 3 Meter langen Welle und einer Schiffsschraube an der Spitze. Der Auspuff ist kaputt und es ist höllisch laut!


Der Eindruck einer schier endlosen Weite ist gigantisch.


Ab und zu begegnet man jemandem. An beiden Booten kann man diese günstige Art von Außenbordmotor erkennen.


Wir biegen in einen kleinen Zulauf ab und erreichen einen wunderschönen See. Nach etwa 2 Stunden sind wir wieder in Riberalta, aber haben eine Ahnung von den Endlosen Weiten dieser Gegend.

Fahrt zum See "Tumichucua"


Ein Taxi bringt uns auf der Piste nach etwa 25 Km zum Örtchen Tumi-Cuchua am gleichnamigen See. An einer Mautstelle kommen die Verkäuferinnen mit Essen und Trinken aus ihren Hütten.


So ein Bus benötigt je nach Jahreszeit zwischen 2 und 3 Tagen um Cochabamba oder Santa Cruz zu erreichen.


Ein ehemaliger Arm des Rio Beni hat sich als See mit einer Insel herausgebildet und ist mit seinem klaren Wasser ein idyllischer Ort, der zum verweilen und baden einlädt.


Es ist ein echter Traum. Man sieht ungewöhnliche Häuser und beim Nachfragen erfahren wir, daß hier in den Jahren etwa Ende der 1950er bis 1985 die Nordamerikanische Missionsgesellschaft SIL (Summer Institute of Linguistics) ihr Haupptquartier für Bolivien hatte. Hier wurden ca. 15 indianische Sprachen Boliviens überstezt und etsprechende Bibeln gedruckt. Hier gab es Mitten im Dchungel alles wie in einer Stadt: zuerst wurde der See für die Wasserflugzeuge beutzt um das Material und Leute einzufleigen, später gab es eine 3 Km lange Buschpiste wo große Flugzeuge landen konnten. Es gab eine Schule, Krankenstation, Werktätten, Büros, Versammlungsräume, Radiostudio usw. Das Foto von 1978 stammt von einer Internetseite , die die Erinnenrung an diese Zeit wach hält. Auf der aktuellen Internetseite von SIL wird die Zeit in Bolivien merkwürdigerweise nicht erwähnt.

Fahrt nach Guayaramerin an der Grenze zu Brasilien


Dank des Fortschritts ist die ca. 90 Km lange Verbindung zwischen Riberalta und Guayaramerin an der Brasilianischen Grenze nun geteert. Das Städtlein macht einen verschlafenen Eindruck. Hier ist so eine Art Motorradrikscha üblich, die wir auf der Reise 2001 schon kennen gelernt hatten.


Aber der Grenzverkehr mit diesen Taxibooten ist rege. Für umgerechnet 1,50 Euro kommt man in ca. 5 Minuten auf die andere Flußseite, zurück kostet es das Doppelte.


Das erste und dann auch einzige Sehenswerte ist der alte Bahnhof unmittelbar am Ufer. Die gesamte Gegend (in Brasilien und Bolivien) war Raum einer florierenden Kautschuk Gewinnung und der Abtransport ging per Eisenbahn. Ab 1910 war der Kautschukboom zu Ende... das ist ja schon eine ganze Weile her.


Als wir 2001 hier waren, war das Städtlein ebenso verschlafen, das Denkmal der Bahn aber noch gepflegt.


Wichtig für die Region heute ist der Handel mit Bolivien, es wird uns gesagt, dass große Mengen an Waren geschmuggelt werden, und das unter den Augen der Behörden. Vor der Abwertung der Brasilianischen Währung kamen die Brasilianer nach Bolivien um billig einzukaufen, heute ist es anders herum.


Auf dem Rückweg nach Bolivien fallen diese bunten Verkaufsbuden ins Auge...
Auf der bolivianischen Seite angekommen, begegnet uns eine feiernde Mototaxi-Gesellschaft.

Abschiedsessen bei Remar


Zum Abschluss unserer Tage in Riberalta sind wir nocheinmal bei Remar. Es gibt köstlichen Fisch zum Mittagessen und gute Gespräche.


Am frühen Abend sind wir nocheinmal unterwegs. Es regnet. Über dem Gasbrenner sprudelt das heiße Fett zum fritieren der Hühnchen, Lieblingsgericht aller Bolivianer (auf Spanisch "Pollo a la broaster").


Unter dem Blechdach der alten Flughafenpassagierhalle ist es heiß und es geht zu wie auf einem Markt.


Ein neuer Flughafenkomplex ist im Bau und es zeichnet sich ab, dass es hier bald auch etwas moderner zugehen wird. Aber auch in Zukunft wird man wie schon immer, über die Piste zum Flieger laufen.


Wir hatten ein paar tolle Tage mit vielen spannenden Erlebnissen und vor allem als Familie vereint! Schön wars!

 



Guayaramerin


Las "Yungas"