Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Februar 2008

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Bilder von unserem Dorf Los Chacos (Seite 5)

Bei einem Todesfall versammelt sich die gesamte Verwandt- und Dorfgemeinschaft zur Totenwache ("Velorio"), die in der Regel eine Nacht andauert, und am nächsten Tag mit der Beerdigung endet. Danach werden neun weitere Nächte gewacht ("Vigilia"), an denen die Teilnehmer dem Toten mit ihren "Gebeten" aus dem Fegefeuer verhelfen sollen. Die Gastgeberfamilie ist dabei verpflichtet die "Trauernden" mit Alkohol, Zigaretten, mit Koka und Süßigkeiten zu versorgen. Am 9. Abend gibt es ein Abendessen.

Dar Friedhof wird einmal im Jahr Anfang November ein Ort einer makaberen Feierlichkeit. Während er den Rest des Jahres verkommt und verwildert, verwandelt sich in den Tagen vor "Todo Santo" zur geschmückten Bühne für ein Volksfest. Alle Welt kommt für ein oder 2 Nächte dort hin um den Toten Essen darzubieten. Man sitzt im Trubel vor den Gräbern, schwatzt und ißt dann das mitgebrachte Essen selber auf.

Der verlassene Friedhof während der Überschwemmungen.

Ein weiterer Brauch sind die Gedenktage und Feierlichkeiten rund um die Hausgötzen (Virgines).
Manche Leute haben einen Schrein im Hof ihres Hauses und die Figur wird einmal jährlich besonders geehrt.

Man versammelt sich also Abends um den geschmückten Kasten mit der beleuchteten Puppe und schaut sie andächtig an. Im Hintergrund spielen die vier alten Männer auf zwei Trommeln, einer Flöte und einem Becken ihre "Einheitsmusik" (für alle Gelegenheiten ist es die gleiche, obe Nationalfeiertag, Volksfest, Karneval, Ostern, Weihnachten...). Ein Ministrant der Kirche liest eine 15 minütige Litanei mit Bitt- und Segensbekundungen an die Jungfrau. Später wird ein Abendessen und Kuchen serviert, für die meisten wohl der bestechende Hauptgrund bereits 8 Abende zuvor zum beten gekommen zu sein.

Im Gespräch mit dem Sohn von Doña Nena (61 Jahre) erfahre ich, daß das schon immer so war und daß man die "Virgen" ehren muß, damit es dem Haus und seinen Bewohnern gut gehe. was sagt die Bibel?

Zum katholischen Feiertag "Corpus Cristi" finden Prozessionen statt. Mit großem Eifer werden die heiligen Puppen herumgetragen und verehrt.

In das gesamte Bild von Weltanschauung zu Leben und Tod passt dann auch der Karneval ("Carnaval"), der auf dem Dorf von einigen intensiv gefeiert wird. Dazu braucht es eigentlich nur eine Trommel und Flöte, genug Bier und Leute die mitmachen.

Laut grölend ziehen die "Comparsas" (Karnevalgruppen) durchs Dorf. Am Wochenende nach Karneval wird dieser noch einmal aufleben gelassen, und endet in einem Matschloch.

Die Puppe wird als jenes Mitglied der "Comparsa" angesehen, das für die Ausschweifungen während des Karneval von den Geistern mit dem Tod bezahlen musste. Sie wird feierlich "begraben"

Nach Karneval kehrt wieder Ruhe ein.

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