Wieder in Bolivien!
Am 15. Oktober hieß es Abschied nehmen von Karlsruhe, wo wir die meiste der 3 1/2 Monate unseres vierten Heimataufenthalts verbracht haben. Die 26 stündige Reise von Frankfurt über
Madrid nach Santa Cruz verlief gut, war aber anstrengend. Und dann hatte uns das feucht heiße Klima von Santa Cruz wieder: bereits Morgens um halb 10 Uhr über 31°C in der Wohnung!
Hier hat es nach einer kurzen Trockenphase begonnen zu regnen und einige Bäume blühen feuerrot. Als erstes mussten unsere Vorräte wieder aufgefüllt werden.
Ein Großeinkauf im Supermarkt lässt uns spüren, wie toll die Leute hier offensichtlich "Halloween" finden.
Innerhalb von wenigen Tagen waren die nötigen Kontakte aufgenommen, das Tor zur Mitarbeit im Mädchenheim ist nach wie vor weit offen. Dorothea macht nun den Anfang, in dem
sie sich langsam als Voluntärin einarbeitet.
Wolfgang begleitet zunächst Pastor Edwin, den Leiter von Remar in Santa Cruz bei seinen Aufgaben, um das Projekt besser kennen zu lernen. Schwerpunkt in Santa Cruz ist das
Rehabilitationszentrum, etwa eine halbe Autostunde nach Osten gelegen. Das zwei Hektar große Gelände ist noch nicht ganz von einem Zaun oder Mauer umfasst, der Einfahrt fehlt noch das Tor. Das
angefangene Gebäude (Bild Mitte) soll ein Gemeinderaum werden.
Nach Eintritt sieht man mehrere angefangene und halb fertige einfache Gebäude mit Wellblechdach. Das eine Gebäude ist der Schlafsaal, wo die derzeit 15 Männer ihre Betten und ein paar Habseligkeiten
stehen haben.
Alle Männer sind für die verschiedenen Arbeiten eingeteilt. Auch wenn alles soweit ordentlich aussieht, so merkt man schnell, daß es praktisch an Allem fehlt! Es kann nur in dem Tempo
weitergebaut oder eingerichtet werden, wie es die eingehenden Spenden erlauben. So bleibt auch der Lager- und Werkstattraum noch ohne Dach. Wolfgang soll sich in den nächsten Wochen um
dieses Dach kümmern: eine Tonne Stahlstangen sind gespendet worden, aber alles Weitere fehlt noch um in Eigenarbeit die Dachträger zusammen zuschweißen. Kommentar von Pastor Edwin:
"Dios provererá" (Gott wird schon das nötige Geld schicken).
Eine große Herausforderung ist die Frage, nachdem einigermaßen der Wohn- und Versammlungsraum gebaut sind, mit was nun das Reha-Zentrum Geld verdienen könnte?
Es gibt die Möglichkeit Brötchen zu backen und in der nahen Siedlung verkaufen. Dazu benötigt man aber mindestens einen halbwegs brauchbaren Ofen. Die Reperatur des vorhandenen Ofens
wird das erste Projekt von Wolfgang.
Das Material zur Reperatur muß kalkuliert und beschafft werden. Einer der Männer kann schweißen und andere sind für das Abschleifen und Streichen zuständig. Mal sehen, wann es die ersten Brötchen aus eigener Fabrikation gibt.
Dazu benötigt man noch die Gasflaschen, eine Arbeitsplatte um den Teig zu kneten und schlußendlich auch noch das Mehl selbst dazu.
Irgendwann wandern diese Gänse in den Kochtopf. Ein Blick in die Küche verrät: hier sollen in Zukunft 30 Männer oder mehr ihr vorübergehendes Zuhause finden um in einer Therapie
aus Bibelstudium und Arbeit ein neues Leben zu beginnen. Wolfgang hat auch schon begonnen, das Wort Gottes den Männern weiter zu geben. Ihr Wunsch ist es, wieder zurück zu kehren zu einem Leben
frei von Sucht und Gewalt. Innerhalb der Gemeinschaft gelingt dies schon und es wäre schön, wenn das Reha-Projekt mit der Ausstattung und dem Bau der nötigen Infrastruktur auch von
Deutschland aus Hilfe bekäme.
Auf diesen Bildern sieht man, wie Pastor Edwin vor der Stadtkammer (Concejo Municipal) von Santa Cruz die Rehaarbeit von Remar erklärt. Ein Ausschuß will den verschiedenen Reha-Zentren (alles
Frei-evangelische Träger) dabei helfen, daß die täglich von der Polizei aufgegriffenen "Antisozialen Individuen" auch in den Institutionen bleiben. Die Zentren arbeiten jedoch alle mit dem Prinzip der Freiwilligkeit
und so wird das Problem bestehen bleiben.
Szenenwechsel zu "Wayne Walker": Auf dem Gelände des zukünftigen Kinderheims der Baptistengemeinde in Santa Cruz wurde das alte Haus mit einem neuen Dach versehen. Allerdings sind die Arbeiten unvollendet geblieben und so
sieht das Haus nur von der Ferne einigermaßen schön aus. Weitere Neuigkeiten zu "Wayne Walker" gibt es noch nicht.
Ein Willkommens-Mittagessen bei Delina und den Jungs war sehr lecker und wir konnten uns dort über den Gang der Dinge informieren: Antonio und Darwin (nicht abgebildet) studieren nach wie vor Bio-Chemie bzw Physiotherapie in einer privaten Universität, Juan Carlos arbeitet in einer Autowerkstatt, Miguel berichtet auf die Frage
was er so mache, er spüle das Geschirr und Delina hat die vergangenen Wintermonate ohne größere Erkrankung überstanden, dem Herrn sei Dank! In unserer Gemeinde hat Wolfgang
wieder begonnen Schlagzeug im Anbetungsteam zu spielen. Leider haben sich während unserer Abwesenheit einige unschöne Dinge ereignet. Als Folge davon haben sich unsere
brasilianischen Freunde zusammen mit ca. 400 Personen nach Diskrepanzen bezüglich des Führungsstils der Gemeinde dazu entschieden, die Gemeinde zu wechseln.
Darüber sind wir natürlich betroffen und traurig, wie sich das für uns auswirkt und welche Stellung wir einnehmen werden können wir derzeit noch nicht sagen.
Unterwegs zu unserem langjährigen Wirkungsort Los Chacos: wenn die asfaltierte Straße aufhört, wird es staubig! Bald wird die Regenzeit beginnen und alles wird sich dann in Matsch verwandeln!.
In blau sitzt uns Jessica mit ihrer Freundin Neidi gegenüber, sie erzählt von den Hochzeitsplänen und ihrer Schwangerschaft. Jessica wohnt ja auf unserem kleinen Gelände und wir
nutzen unseren Besuch um sie und ihren Mann in ihrer Beziehung zu stärken. Die Wasserkooperative braucht nach der langen Abwesenheit von Wolfgang nun auch etwas mehr Betreuung: die Buchhaltung
muß geprüft und die Unregelmäßigkeiten geklärt werden. Eine Mitgliederversammlung ist dringend nötig, denn viele Mitglieder wollen ihren Beitrag nicht bezahlen aber wehe, man stellt das Wasser ab!
Bolivien und Santa Cruz hat uns wieder!
Neben der Hitze merken wir das besonders am Straßenbild und Verkehr. Kreuz und quer muss man sich mit allem Möglichen den Platz teilen, auch mit den frei umherlaufenden Kühen.
Laute Laster und arbeitende Kinder und Jugendliche gehören zum Straßenbild.
Und in der kurzen Zeit in der wir hier sind haben wir schon wieder schlimme Unfälle gesehen. Bei diesem Busunglück auf gerader, vier bahniger Straße kamen auf Grund von Waghalsigkeit und fehlender Vorsicht über 10 Menschen ums Leben.
Auch der schlechte Zustand der Zuckerrohrfahrzeuge führen ständig zu Unfällen.
Ann-Kathrin hat wieder gut in ihr Studium zurückgefunden. Sie wird trotz ihrer Fehlzeit von drei Wochen das vierte Semester als eine der Besten abschließen. Nach unserer Ankunft in Santa Cruz
schauen uns vier verängstigte Katzengesichter an. Sie haben jetzt aber schon ein neues Zuhause gefunden.
Thomas ist ja in Deutschland geblieben und macht seit Anfang September ein FSJ beim CVJM Baden (Schloß Unteröwisheim)
, wo er am Einsegnungsgottesdienst als der Jahresteamler vorgestellt wurde, der
von am weitesten her kommt: aus Bolivien. Wir vermissen ihn hier, aber wissen ihn in guten Händen. Es geht ihm gut, inzwischen hat er einen Ausbildungsvertrag bei EnBW für September 2015 unterschrieben.
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