Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Juni 2004

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief Juni 2004


Okt 04


März 04

Kinderheim "Wayne Walker"

Liebe Freunde!

„Könnt ihr uns nicht helfen? Wir haben jetzt fünf Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren die schwanger sind!" Trotz Aufklärungskampagnen mit Filmen und Informationen rund um Verhütung, sieht die Rektorin der Dorfschule keine Veränderung, keine Einsicht bei den Jugendlichen. Wenn man bedenkt daß unser Dorf gerade mal 100 Familien hat, sind fünf Schwangerschaften bei Minderjährigen in einem halben Jahr schon alarmierend. Doch es ist ein Spiegel einer perversen, sex-orientierten Gesellschaft. Die Jugend wird früh verdorben, es gibt hier im Dorf alles an Vergehen und Übertretungen die man sich nur vorstellen kann. Es fallen Aussagen von: "Es gibt in Los Chacos keinen Mann, der seiner Frau treu ist" , bis "verheiratete Frauen holen sich die jungen Männer ins Haus, wenn sie wissen daß ihr Mann arbeiten ist, und es wird dafür bezahlt". Bei einem Lehrer gibt es bessere Noten wenn die Jungs sich mit ihm einlassen, Sex mit Tieren wird als "Sport" bezeichnet und betrieben, genauso wie am Ende eines Wochenendes der gewonnen hat, der mit den meisten Mädchen im Bett war. Zahlen zwischen sechs und acht „Erfolge" pro Wochenende sind normal!

„Machismus" nennt man daß, oder die Folge einer Vaterlosen Gesellschaft. Denn Tatsache in diesem Land ist, daß der Vater seine Verantwortung nicht kennt und nicht wahrnimmt. Mit dem „Geld nach Hause bringen" ist es für ihn getan. Ansonsten hat er das Recht Frau und Kinder entweder gewalttätig zu tyrannisieren, oder, was mehr der Fall ist, sich dem Familiensystem sowie der Erziehung komplett zu entziehen. Sexuelle Übertretungen werden bei ihm mit „Ich bin eben ein Mann!" entschuldigt. In wohlhabenderen Familien ist es üblich, daß der Vater den Sohn zur Hausangestellten schickt um zu „üben". Wenn diese sich weigert ist sie ihre Anstellung los. Statistiken sagen daß in Bolivien sieben von zehn Frauen sexuell mißhandelt werden. Die Gesellschaft ist krank. In Reinhold Ruhtes Buch: „Miteinander geht’s uns besser" steht zum Thema vaterlose Erziehung folgendes (Zitat S. 100): „Buben die ohne Vater aufwachen sind aggressiver, weil sie Selbstkontrolle weniger erfahren haben und trainieren können. Sie neigen zu mehr unmittelbarer Befriedigung ihrer Bedürfnisse weil ihnen weniger Grenzen gesetzt werden. Die mütterliche Kontrolle wird überrannt und unterlaufen. Stärker als andere Kinder lassen sie ihren Trieben freien Lauf. Sie sind moralisch unreifer. Pünktlichkeit, Sauberkeit, Ordnung, Disziplin und Wahrhaftigkeit, die eher durch eine feste Hand gewährleistet sind, bleiben unterentwickelt."

Interessierte Zuhörerinnen

Wir wurden also von der Direktorin der Dorfschule um Hilfe gefragt, und so hielten wir an zwei Nachmittagen den Unterricht (weiterführenden Klassen haben nachmittags Schule). Die erste Einheit hielt Stefan im Plenum mit ca. 100 Schülern in unserer Kirche. Patchworkfamilie, Kommunikation, Sehnsucht nach Liebe, Definition von Liebe und anderes mehr, waren seine Themen. Am zweiten Nachmittags wurden Jungs und Mädchen getrennt und so konnten Karin und Ich mit den Mädchen offen über ihre Träume, die Würde der Frau, ihre Realität im Elternhaus, verbaler und emotionaler Mißbrauch, Inzest und die Folgen sexuellen Mißbrauches, Freundschaft sowie Verhütung, Selbstverteidigung, Schwangerschaft und anderes mehr reden. Es war eine sehr gute Erfahrung. Die 40 Mädchen waren sehr offen, interessiert, stellten Fragen, waren angesprochen und betroffen. Viele sind ganz neu ins Nachdenken und Reflektieren gekommen. Als Folge davon besuchte mich heute morgen das erste Mädchen um ihr Schweigen zu brechen. Stefan redete mit den Jungs über Machismus, doch für die Jungs ist es offensichtlich schwieriger sich zu äußern und sich zu offenbaren. Am Ende dieser zwei Tage hörten wir viel Dank, auch von den Lehrern. Wie schön, daß Gott uns eine Tür aufgetan hat, und wir sind sicher einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gegangen zu sein. Die Rektorin der Schule bat uns, dieselben Themen in einem Art Workshop mit den Eltern zu besprechen..... .


Auf der Suche nach Krokodilen im "Pantanal"

Ihr seht, nach vier Monaten zurück in Bolivien sind wir auch seelisch und geistig hier angekommen und wieder voll integriert. Ehrlich gesagt hatten wir einen schwereren Einstieg als erwartet. Wir gingen zwar gleich nach unserer Ankunft für zehn Tage in Urlaub, doch war der Erholungseffekt nicht so groß, weil Wolfgang anschließend eine Fülle von Problemen zu bewältigen hatte. Es waren alle drei Traktoren kaputt. Der Futterhächsler stand eine Woche still, so daß einige aufwendige Reparaturen notwendig wurden. Wilson, einer unserer Arbeiter, hatte einen Unfall, der Hächsler ist ihm auf den Fuß gefallen. Es mußte genagelt werden, für den Betrieb fiel er sechs Wochen aus. Nicht nur der Betrieb, sondern auch die Wasserkooperative mußte auf Vordermann gebracht werden. Es gab in den Finanzen Unregelmäßigkeiten die geklärt werden mußten, und kurz nach unserer Ankunft ging auch noch Wasserpumpe kaputt. Das letzte mal als die Pumpe versagte mußten alle Bewohner des Dorfes für acht Wochen Wasser aus den natürlichen Quellen schöpfen. Dieses mal waren es nur fünf Tage, denn wir haben uns kurzerhand entschlossen dem Dorf mit Spendengeld eine neue Pumpe zu kaufen.

Wilson mit seinem Gips

Obwohl sich langsam die Wogen legen, gibt es immer wieder Situationen die uns sehr herausfordern. Letzte Woche wurden unsere Kühe gegen Maul und Klauenseuche geimpft. Da dies Angelegenheit der hiesigen Tierärzte ist, fuhr Wolfgang nichtsahnend nach Santa Cruz. Am Abend erwartete ihn ein Schock. Die Hälfte der Tiere lahmte, bewegten ihre Köpfe nicht, fraßen nicht. Reaktionen auf die Impfung am Hals waren Orangen große Ausbeulungen. Es stellte sich heraus, daß nicht der Tierarzt, sondern eine Hilfskraft geimpft hatte, für die ganze Herde eine einzige Nadel benutzte und zudem diese schmerzhafte Impfung an eine falsche Stelle setzte! Für den Schaden kommt niemand auf. Solche Situationen fordern schon sehr heraus und einmal mehr merken wir daß wir noch weit von dem entfernt sind, was Jesus lehrte: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen die Euch hassen." Sie hassen uns ja nicht einmal, es ist oft mangelnde Bildung, Ignoranz und Gleichgültigkeit, und der ganze Strudel einer selbstherrlichen, verblendeten Gesellschaft. So empfinden wir also auch unseren dritten Term als ein Lernen, wo Gott uns schleift, in seine Abhängigkeit ruft, uns einen Spiegel vorhält und uns sehr herausfordert. Oftmals fühlen wir uns auch alleine in solchen Situationen.

Gebetsmauer

Eine Rundmail von der Akademie für Weltmission gab uns einen Impuls den wir gerne verwirklichen wollen. Sie schreibt:

Wir haben eine sogenannte "Gebetsfeuerwehr" installiert. Das sind E-Mail- Adressen, hinter denen sich Leute verbergen, die ganz treu hinter uns stehen. Sie kommen aus unterschiedlichen Kirchen, nicht nur aus unserer eigenen Gemeinde und haben alle versprochen, auch wirklich zu beten, wenn sie eine solche "Feuerwehr"-Mail von uns bekommen. Wenn wir besondere Anliegen haben, schreiben wir eine Mail und können dann sicher sein, dass alle für uns beten. Das tun wir in Situationen, wo wir den Eindruck haben, wir brauchen besondere Gebetsunterstützung: Manchmal vor schwierigen Gesprächen, vor Personalentscheidungen, wenn wir uns besonders angefochten fühlen usw. Wir schildern dann die konkrete Situation, so dass die Empfänger auch wirklich wissen, was los ist."

Wir wollen solch eine „Gebetsfeuerwehr" oder „Gebetsmauer" um uns herum einrichten. Wir wissen, daß viele Freunde regelmäßig für uns beten. Nun soll es noch konkreter werden. Es sollten Freunde sein die E-mail haben, und die wir nicht unbedingt regelmäßig, aber immer dann wenn es „brennt" anmailen dürfen. Sie sollten sich verpflichten für die Anliegen auch wirklich treu zu beten und die Infos vertraulich zu behandeln. Dies gilt für diejenigen, die ein regelmäßiges Gebetsleben pflegen und denen wir wichtig sind. Schickt uns eine Mail mit Betreff „Gebetsmauer" lechenbol@web.de. Wir danken Euch.

Kurz und Knapp

Unseren Kindern geht es gut. Ann-Kathrin hat den Einstieg in die fünfte Klasse vom ISL (Institut für Lernsysteme) gut gemeistert. Der Lernstoff ist sehr anspruchsvoll und herausfordernd, sie muß viel lesen, was ihr manchmal Mühe macht. Mit Thomas konnte ich die zweite Klasse erfolgreich beenden. Die Tips der Ergotherapeutin aus Karlsruhe konnten wir recht gut umsetzten, und wir freuen uns über seine Weiterentwicklung. Das große Gelände mit seinem Angebot an Auslauf, ein Trampolin und gezielte Förderung wirken sich positiv aus.

Zukunft

An Projekten und notwendigen Erneuerungen fehlt es nicht. Derzeit nutzen wir die „Winterzeit" um das Schwimmbad zu renovieren. Dies wird die Hitze dann für alle erträglicher werden lassen, denn es gibt weit und breit außer den schlammig-flachen Tränketeichen keine Bademöglichkeit.

Das Bad braucht eine dringende Erneuerung!

Das Arbeiterhaus auf unserem Gelände wird ein neues Dach bekommen. Dort regnet es schon rein, und es müssen bei Regen Eimer bereitgestellt stellen...

Die Werkstatt sowie unser Gästehaus brauchen auch ganz dringend neue Dächer. In der Milchwirtschaft sind Veränderungen notwendig um dem steigenden Leistungsniveau der Tiere auch Raum zu geben. Ein großer Wunsch bleiben bessere Tiere und vielleicht klappt es doch noch, Embryonen aus Deutschland einzuführen.

Mit der Gemeinde wollen wir mit eingeübten Tänzen in den umliegenden Dörfer evangelistische Einsätze machen, mit dem Ziel dort Hauszellen zu eröffnen.

Ich (Dorothea) habe mit der dritten Leiterschafts-Schule begonnen. Es sind sieben Teilnehmer. Ziel ist sie im Glauben zu stärken und zu schulen damit sie dann als Leiter in der Gemeinde aktiv werden. Unsere Kirche braucht einen neuen Anstrich. Der Schulraum für unsere Kinder (hinter dem Gottesdienstraum) braucht eine Verbesserung. Da die beiden Räume nur halb abgetrennt sind ist es ziemlich laut. Wir wollen die Mauer hochziehen, und eine Tür einsetzten, damit die Kinder sich nicht gegenseitig stören.

Praktikanten

Peter, Carmen und Jana

Im Juli werden wir Familie Peter und Carmen Sievers mit ihrer Tochter Jana bei uns empfangen. Sie sind Mitglieder unserer Gemeinde in Düsseldorf, und stellen sich gemeinsam der Herausforderung von Gott ein Jahr was ganz anderes zu machen.

Ab September stoßen dann noch Anna-Lisa Glaser aus Bruchsal und Rebecca Naujok aus Karlsruhe dazu. Rebecca ist Sonderschulpädagogin, Ann-Lisa Abiturientin. Alle vier werden vormittags den Unterricht unserer fünf deutschen Kinder gestalten und Nachmittags nach ihren Gaben eingesetzt werden. Wir freuen uns auf diese vierer Gruppe und sind gespannt was Gott so mit jedem einzelnen vorhat.

Rebecca und Ana-Lisa

Mit diesen Eindrücken verabschieden wir uns und wünschen allen Lesern Gottes reichen Segen.





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