Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Oktober 2006

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Bericht in der Missions-Zeitung der VDM
Ausgabe Oktober 2006


Feb 07


Mai 06

Inhaltsverzeichnis

Neue Erfahrungen

"Sie ist so gut wie fertig" tönt es in den Hauptnachrichten; seit Tagen wird sie mit Spannung erwartet; 10 Tage Kauflust, Spaß, Tanz und Vergnügen bis in die Nacht hinein: das ist die EXPO 2006 Santa Cruz, die jährliche Verbrauchermesse.

Im Vorfeld in den Medien auch deswegen präsent, weil die Regierende Partei MAS (Movimiento Al Sozialismo), in Abwesenheit von Präsident Evo Morales, der gerade in USA unterwegs ist, mit einem weiträumigen Einkreisen von Santa Cruz durch das Blockieren aller Zufahrtsstraßen zum EXPO Beginn droht. Natürlich lassen sich die Santa Cruzer das Event des Jahres nicht vermasseln, genügend In- und Ausländische Investoren sind daran interssiert, daß diese Messe normal verläuft, immerhin wechseln in diesen 10 Tagen rund 3 Millionen Dollar ihre Besitzer. Mann spricht wieder mal von "wir verteidigen uns" und "das lassen wir uns (die Tiefländer) nicht bieten". Es werden nicht nur einzelne Zusammenstöße befürchtet, sondern sogar von Bürgerkrieg gesprochen: Tiefland gegen Hochland. Eine politisch sehr angespannte und Krisen beladene Zeit.

"Sie ist so gut wie fertig" heißt es also 4 Stunden vor Einlaß am Freitag den 22. September. Ich bin dieses Jahr einer von den 2000 Ausstellern, und befinde mich deswegen auch auf dem Ausstellungsgelände. Die Einschätzung "fast fertig" ist demnach südamerikanischer Denkweise zuzuweisen, denn in meinen Augen herrscht hier das pure Caos.

Ankunft auf dem Ausstellungsgelände 24h vor Eröffnung.

Überall wird noch betoniert, Kabel verlegt, Pflanzen angekarrt, gestrichen, gehämmert und genagelt. Meinen bescheidenen Stand von 1,5m Breite auf 3m Tiefe, kann ich dann auch erst um 19 Uhr anfangen zu dekorieren(die ersten Besucher betreten das Ausstellungsgelände), weil bis dahin Arbeiter noch dabei sind die Klimaanlage für diese Halle direkt über meinem Plätzchen zu installieren... .

Der Stand zum Zeitpunkt der Eröffnung der Jahres-Ausstellung.

Nun, das macht aber gar nichts, denn die ersten Tage verkauft man sowieso nichts, versichert mir mein linker Nachbar, da wird ja sowieso nur gekuckt. Für die folgenden 10 Tage heißt es dann von 17 -24 Uhr am Ständchen stehen und gute Miene zu machen. Begonnen hat dieses Projekt mit Blick auf den Markt in Deutschland. Als Wolfgang im Mai zur Hochzeit seines Bruders flog, hatte er um die 300 Schals im Gepäck, zum Teil fanden sie recht guten Anklang und ein guter Teil ist schon verkauft. Aber die beteiligten Frauen aus unserem Dorf ermutigen mich "ihre" Schals doch auf der Jahresausstellung in Santa Cruz anzubieten.

Laura, Dorothea und Tatiana im fertigen Stand.

Zum Glück habe ich zwei Helferinnen aus Los Chacos dabei! Auf unserem Schild steht: "Frauen malen für eine bessere Zukunft" wir bieten mit Seidenmaltechnik bemalte Schals an, auch gibt es Pareos, Tischdecken, Gürtel und Röcke. Unsere Ziele sind hoch, und unrealistisch, wie sich später heraus stellt, wir haben 650 Schals dabei, von denen wir schlußendlich 82 verkaufen. Im Hochsommer sind Schals halt auch nicht so der Renner, eher schon die Strandkleidung, von der wir einiges verkaufen konnten.

Die Frauen sind begeistert dabei und hoch motiviert. Auch wenn die Schals dann doch nicht so gut verkauft wurden, so nehme ich die 10 Tage EXPO dennoch als ein interessantes Erlebnis mit, durch das ich viel dazu gelernt habe, und einige nette Kontakte knüpfen konnte. Auch zeigte mir Gott auf eine ganz persönliche Art und Weise das er seine schützende Hand über mich hält: Mir wurde meine Handtasche geklaut, aber ich hatte vorher das Handy und meinen Geldbeutel mit Kreditkarte, etc. heraus genommen. Allein in unserer Halle wurden 6 Handtaschen und ein Computer aus den Ständen entwendet. Vier Tage später bekam ich dann einen Anruf von einer Frau, sie habe meine Tasche beim Müll auflesen in einem der Papierkörbe auf dem EXPO Gelände gefunden. Am Nachmittag bekam ich sie dann ausgehändigt, zwar nach Bier stinkend aber alles noch drin: Brille, Bibel, Kalender, die Ausweise der Kinder, sogar der Lippenstift! Als ich dies der Verantwortlichen der Ausstellungshalle freudestrahlend erzählte, meinte sie dann ganz bewegt: "Wirklich! Es gibt einen Gott!"

Wir Danken herzlich für alle Unterstützung und Grüßen herzlich aus Bolivien.

Ihre Dorothea Landes.

 

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