Bericht in der Missions-Zeitung der VDM |
Nichts Neues Wenn ich an die letzten Wochen und Monate denke, dann fällt mir eigentlich nur auf, daß es schwierige Zeiten waren. Ein Problem löst das andere ab, ohne das es zuvor eine zufriedenstellende Lösung gegeben hat. In der Landwirtschaft gab es keine Verschnaufpause. Anfang April sind wir vom Zustand „Überschwemmung“ direkt in den Zustand „Trockenheit“ versetzt worden. Unstetiges Klima, das ist eigentlich nichts Neues. Die Konsequenzen sind noch nicht absehbar. In der Wasserkooperative habe ich als Schatzmeister zu sehr in die vermeintlich guten Absichten der einfachen Leute vertraut, und wurde durch einen schweren Betrug abrupt desillusioniert. Geld übt auf die meisten Leute eine so große Anziehungskraft aus, daß diese ihre gesamten moralischen Vorsätze über Bord werfen, wenn sie Bargeld in den Händen halten. Auch das ist eigentlich nichts Neues. Der finanzielle und soziale Schaden konnte noch nicht behoben werden. Gemeindemäßig gibt es auch nichts Neues, denn die kleinen Fortschritte werden oft von den regelmäßigen Schwierigkeiten wie von starkem Wind weggeblasen. Die allgegenwärtige Armut gepaart mit dem geringen Bildungsstand der Leute wirft Fragen auf, auf die es einfach keine schnellen Antworten gibt. So wird man gezwungen an „Baustellen“ zu arbeiten, die man glaubte schon lange beendet zu haben. Für Bolivien scheint das normal zu sein, sagte mir vor einigen Jahren ein alter Mann während einer Unterhaltung: „Sehen sie, ich lebe schon seit 55 Jahren hier, ich habe unzählige Präsidenten erlebt, Wirtschaftskrisen und Inflation, Streiks, Blockaden und Aufmärsche, aber eines kann ich ihnen versichern: hier ändert sich nichts.“ Damit meinte er die positiven und negativen Seiten des Lebens hier. Ich denke an 1. Petrus 5, 10: Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, voll bereiten, stärken, kräftigen und gründen. Tatsache ist: im Vergleich mit der Ewigkeit kann die Zeit hier auch durchaus leidvoll sein. Wir säen mit Zuversicht, und wollen die Hoffnung auf die gute Ernte nicht aufgeben, indem wir uns fest auf die Zusagen Gottes verlassen, der uns stärkt und uns sicher ans Ziel bringen wird. Wir Danken herzlich für alle Unterstützung und Grüßen herzlich aus Bolivien. Wolfgang und Dorothea Landes.
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