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Dez 22

November 2022


Mai 22



Vom 17. Mai ab waren wir in unserem sechsten Heimatdienst in Deutschland

Am 3. November hat uns die Karlsruher BNN einen Artikel gewidmet

Unsere Rückreise am 6. November von Frankfurt über Madrid nach Santa Cruz dauerte 21 1/2 Stunden


Reine Flugzeit von Frankfurt nach Madrid: 2,5 Stunden, Madrid - Santa Cruz 10 Stunden und 40 Minuten.


Das Klima ist wie erwartet windig, heiß und schwül! Wir kommen hinein in einen politischen Konflikt, der Mittels einem "Paro Civico" (Zivilstreik) von der Santer Cruzer Bevölkerung ausgetragen wird. Die Straßen sind versperrt, auf Umwegen erreichen wir unser Zuhause.


Dieser Zustand besteht bei unserer Ankunft am 7. November bereits 17 Tage: keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Müllabfuhr, die Geschäftswelt weitesgehend zu. Vormittags gibt es allerdings eine gewisse Toleranz: Man kann sich motorisiert etwas bewegen um einzukaufen. Märkte und Supermärkte haben dann auf. Ab Mittag und besonders Abends und Nachts geht überhaupt nichts!


Noch am Abend unserer Ankunft kommen die ersten Familien unseres Projektes um uns zu begrüßen.

Auf geht´s zum großen "Cabildo" (Volksversammlung) in Santa Cruz
am "Cristo" (zentrales Monument am Eingang des alten Stadtkerns)



Aus allen Richtungen strömen die Menschen mit den Heimatsymbolen zur Demo. Wir sind dabei. Laut dem Veranstalter (das Bürgerkomite von Santa Cruz) waren es 2 Mio Teilnehmner .

Worum es geht: Die Einzelheiten des Konflikts:

  1. Am 21. Juli 2021 verkündete Präsident Arce den Erlass S.D.4546, in dem das Datum der Volkszählung auf den 16. November 2022 festgelegt wurde.


  2. Am 27. März 2022 garantiert der Direktor des INE (Nationales Amt für Statistik) den Zensus 2022 in technischer und finanzieller Hinsicht.


  3. Am 13. April 2022 garantiert der Minister für Planung eine externe Finanzierung für die Volkszählung 2022.


  4. Am 9. Mai 2022 tritt der Direktor des INE aus "gesundheitlichen Gründen" zurück.


  5. Am 9. Juni 2022 tritt der Minister für Planung aus "persönlichen Gründen" zurück und Präsident Arce setzt einen neuen Minister ein.


  6. Am 15. Juni 2022 genehmigt der Senat den FONPLATA-Kredit für den Zensus 2022.


  7. Am 23. Juni 2022 ratifiziert der neue Minister für Planung die Durchführung der Volkszählung im November dieses Jahres (2022).


  8. Am 8. Juli 2022 genehmigt der Senat ein Darlehen der IDB in Höhe von 100 Millionen U$ für die Durchführung der Volkszählung 2022.


  9. Am 12. Juli 2022 "beantragt" der Rat der Autonomen die Verschiebung der Volkszählung 2022. (Als alles schon fertig und garantiert war).


  10. Am 14. Juli 2022 verschiebt Präsident Arce per Dekret (Nr.4760) die Volkszählung auf Mai oder Juni 2024.





Dies ist nicht das erste Mal, dass wir an einem Volksaufruf mit dabei sind, aber so viele Leute waren es noch nie! Wie immer ist die Stimmung friedlich, rücksichtsvoll und hat auch immer etwas von eine riesige Party mit viel Musik und Lärm. Aber alle sind sich einig: sie fordern die Volkszählung ("Censo") für 2023.


Rechts: Die Teilnehmer der Demo vom 13. November 2022 füllen die Straßen: Blick nach Norden, links: Blick nach Osten. Der Auflauf an Menschen ist gigantisch. Aber La Paz (Regierungssitz) und somit die Machtzentrale Boliviens, ist weit weg. Die Regierung gibt sich unbeeindruckt.

--   Fazit   --

Die Forderung, die Volkszählung im Jahr 2023 durchzuführen, ist keine Laune einiger weniger Santer Cruzer Lokalpatrioten! Die Regierung hat die Volkszählung für dieses Jahr (2022) zugesagt, nachdem 10 Jahre seit der Letzten vergangen sind (2012). In weniger als vier Monaten hat sie "ihre Meinung geändert" und die Aktualisierung der Zahlen um zwei Jahre verschoben, wobei sie sich nicht auf technische oder finanzielle Argumente beruft, sondern auf ein Dokument, das von fünf ihrer Minister und acht Gouverneuren unterzeichnet wurde, die sich lieber der Zentralregierung beugen, als die Erfüllung der Rechte ihrer Regionen zu fordern.

Weder Präsident Arce, noch der Minister der Präsidentschaft oder der Sprecher des Präsidenten waren in der Lage, ein einziges kohärentes oder technisch stichhaltiges Argument vorzubringen, warum die Volkszählung nun vershoben werden müsse.

Sie alle können weder gesetzliche Vorgaben als Grund vorweisen, noch technischen Gründe, sie erfinden einfach willkürliche Argumente, die sie als "Dialog" bezeichnen, die aber nichts anderes sind als Ideen von Parteigängern, die persönliche und parteiische Interessen verfolgen.

Die Volkszählung ist der erste Schritt zu einem transparenten Wählerverzeichnis, dem Fiskalpakt (gerechte Verteilung der Mittel auf die Regionen) und der Neuverteilung der Parlamentssitze. Die Regierungspartei MAS hat Angst davor, denn sie weiß, dass es nach Bekanntwerden der Ergebnisse kein Zurück mehr gibt, um z. B. ein für alle Mal zu beweisen, dass es 2019 einen Wahlbetrug gab (weil durch eine Volkszählung die tatsächliche Anzahl an Wählern ermittelt würde).

Die Zentralregierung verwaltet mehr als 80 % der Ressourcen des Landes und entscheidet nach eigenem Ermessen, wie sie verteilt werden. Die MAS braucht, wenn schon nicht eine 2/3-Mehrheit, so doch zumindest eine Mehrheit in den politischen Gremien, und die lässt sich nur erreichen, wenn sie in den Orten mehrheitlich vertreten ist, in denen sie davon ausgeht, dass sie bei einer eventuellen Wahl gewinnen wird.

Die Regierung mit ihrer Partei MAS kann nicht mit dem fehlenden Rückhalt einer realen Wählerschaft, dezentralisierten wirtschaftlichen Ressourcen und weniger "sicheren" Abgeordneten in die Parlamentswahlen 2025 gehen, weil sie wissen, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie endlich ihre absolute Macht verlieren würden.

 

Siehe auch unseren Infobrief vom Dezember 2022

Unsere gemieteten Büroräume, wo unser Projekt stattfindet: in einem der 2 Räume ist jemand eingezogen!


Obwohl wir die Miete der zwei Büroräume für die Zeit unserer Abwesenheit im Vorraus bezahlt haben, wurden aus dem einen Zimmer unsere Möbel und Inventar einfach in das andere Zimmer geräumt, um dieses dann zu vermieten. Grund dafür war die fehlende Kommunikation der Eigentümer, die aus einer Erbengemeinschaft besteht. In unserem Zimmer sieht es furchtbar aus. Neben viel Staub und Dreck hat es hat auch noch hineingeregnet, d.h. der ganze Boden ist nass. Wegen des Streiks verzögert sich nun der versprochene Auszug der "falschen" Mieter. Wir sind gespannt wann wir wieder beide Räume nutzen können.

Die Zeit des Streiks sinnvoll nutzen


Der große "Bibosi" Baum (Familie der Ficus) im Garten muß weg, obwohl der Baum erst sieben Jahre alt ist und schönen Schatten spendet. Grund ist das agresive Wachsen seiner Wurzeln: dafür steht der Baum zu nah am Haus und die Wurzeln zerstören Mauerwerk und Abwasserrohre.

Am 23. November befindet sich Santa Cruz 33 Tage im Aufstand


Besonders am Nachmittag und Abends / Nachts geht wieterhin nichts: Die Politiker in La Paz sind nicht in der Lage einen Kompromis zu finden. Warum? Es ist tatsächlich so, dass sich die zuständigen Organe (Ausschüsse, Minister, zuständige Personen von Ämtern) nicht an die Regeln halten und einfach mit Ausreden die Verhandlungen ohne neuen Termin vertagen und den Raum verlassen!


Der Streik geht weiter! Mit dem Fahrrad kann Wolfgang die Stadt inspizieren.

Zuhause gibt es genug zu tun


Gut gedacht: Wolfgangs "Schlagzeugstudio" soll um ca. 1 1/2 Meter versetzt werden. Aber die vorbereiteten Schienen haben die Belastung nicht ausgehalten und die Kabine viel zu Boden!


Das war dann eine schwere Plackerei, bis diese wieder auf ihren Betonsockeln stand!

 

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Gottes Segen!


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