Tradition in Santa Cruz
Wenn man in Santa Cruz nach Tradition sucht, wird man auf zwei Dinge aufmerksam:
der alljährlich groß gefeierte Karneval und die "Hütten" am Fluß Pirai.
Die palmgedeckten Hütten symbolisieren das Leben der einfachen Leute im feuchtheißen tropischen Klima. Die "Hütten" am Pirai sind vor allem an den Wochenenden Ziel tausender Stadtbewohner auf der Suche nach bierseliger Stimmung,
hervorgerufen durch laute Musik, viel Bier und den typischen Backwaren, die über dem offenen Feuer zubereitet werden.
Eine neue Promenade gibt den Blick auf den flachen Fluß frei.
Wie im Mai berichtet, glaubten wir mit der Verlegung von Angelo in ein Heim für behinderte Menschen in Camiri ein langjähriges wechselhaftes Kapitel in unserer Kinderheimgeschichte abgeschlossen zu haben.
Aber da Angelo Anfang Juni plötzlich wieder vor unserer Tür stand, haben wir eine aller letzte Möglichkeit für eine adäquate Unterbringung ausgeschöpft: ein allein lebender Mann passt auf das 4 Hektar große Grundstück
für den Bau des zukünftigen Versammlungslokals der Gemeinde auf. Carmelo war bereit Angelo bei sich aufzunehmen und Wolfgang hat bereits alle Vorbereitungen für den Bau eines eigenen Zimmers für Angelo getroffen. Leider
hat Angelo diese Chance nicht genutzt sondern durch sein Verhalten seinen Gastgeber verärgert. Nachdem Angelo ihn zwei Mal bestohlen hat und abgehauen ist, gibt es kein Zurück mehr: Angelos "Zuhause" ist nun die Straße und sein Schicksal somit offensichtlich besiegelt.
Anfang Juni erwarteten wir Frühstücksgäste. Insgesamt war der Monat Juni durch ungewöhnlich starke Regenfälle gekennzeichnet. Während es in anderen Jahren schon trocken war, hat es dieses Mal über 200
mm geregnet. Die Straßen in Santa Cruz waren zum Teil überflutet, was aber bei viel Regen "normal" ist.
Anfang Juni haben Thomas und Eva am "Begegnungswochenende mit Gott" teilgenommen. Wie üblich findet am Sonntag Abend im Gottesdienst der Empfang der ausgelassenen Teilnehmer statt.
Links: Die Männerzellgruppe, an der Wolfgang teilnimmt.
Mitte: Festgottesdienst anlässlich des 65 jährigen Gemeindejubiläums im Konferenzsaal von "Sonilum" für 5000 Leute.
Rechts: Die Zellgruppe für Frauen, an der Dorothea teilnimmt.
In der letzten Juniwoche wurden an 5 Abenden alle 1425 funktionierenden Hauszellengruppen zur "Musterung" aufgerufen. Die Zellgruppen sind Makrozellgruppen zugeordnet und Wolfgangs "Makro" hat als Erkennungsmerkmal die farbe gelb.
Die Zellgruppenbewegung hat in Santa Cruz eine Dynamik entwickelt, die unbeschreiblich ist: Menschen finden durch ihre Freunde, Verwandte oder Arbeitkollegen in den Hauskreisen zu Jesus, bringen wieder ihrerseits Menschen mit und so kommt es derzeit zu einem exponetiellen Wachstum!
Die "Evangelischen" (Span: los evangelicos) haben in Brasilien bereits einen Bevölkerungsanteil von 22% erreicht, gefolgt von 15% in Chile und 14% in Bolivien! Dies wird so langsam auch in der Presse wahrgenommen und man prognostiziert binnen weiterer 15 Jahre die Bevölkerungs-Mehrheit.
Links und Mitte: Thomas im Kreise seiner Zellgruppenfreunde.
Rechts: Ann-Kathrin in Schuluniform am letzten Tag ihrer Abendschule am letzten Schultag vor den zwei wöchigen Schulferien.
Mitte Juni hat die Polizei in ganz Bolivien rebelliert. Grund waren die Forderungen nach mehr Lohn (von etwa 120,- Euro auf 200,- Euro / Monat) und die Ungerechtigkeiten im Zusammenhang mit Innerdisziplinarischen Verfahren.
Im Zuge der Veränderungen durch die Politik von Präsident Evo, wurde die Nationalflagge Boliviens um die (angeblich) vorkolonilale Flagge der Indios (die Wiphala) erweitert. (siehe auch Wiphala in Wikipedia)
Es kam zur Plünderung vom Polizeiarchiv und zur Besetzung von Gefängnissen.
Auf Grund der Aufstände gab es keine Polizei mehr auf den Straßen und die Banken haben geschlossen, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet war. In den Gefängnissen war die Situation unübersichtlich, aber es kam nirgends zu Zwischenfällen, wo Leute die fehlende Staatsmacht ausgenutzt hätten.
Welche Konsequenzen der Streik dann nach der Einigung mit der Regierung für die Redelsführer hatte, wurde in den Medien nicht weiter verfolgt. Ihre 200,- Euro / Monat haben die Beamten aber nicht erreicht.
Alle Bilder vom Polizeistreik sind aus "Google Bilder" unter dem Suchwort >policia boliviana< entnommen.
Nachgeholt: Was geschah eigentlich im Juni 2011?
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