Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

April 2006

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief Mai 2006


Sep 06


Sep 05

Kinderheim "Wayne Walker"

Liebe Freunde!

Es stimmt, - von den Landes habt ihr eine ganze Weile nichts mehr gehört. Ein halbes Jahr ist unser letzter Rundbrief her! Nicht, dass nichts passiert wäre, nein, ganz im Gegenteil. Manchmal jagt ein Ereignis das andere und man wundert sich wo nur die Zeit bleibt. Unser tägliches Leben ist bestimmt von Arbeit und viel Auto fahren (für Wolfgang) von Beziehungen und Gesprächen (für Dorothea) von Schule (für Ann-Kathrin & Thomas) und von unserer Gemeinde (für alle).

So feiern wir im Oktober unser 6tes Gemeindejubiläum. Auftakt bieten ein buntes Kinderprogramm am Samstagnachmittag, sowie ein Abend für die Jugend. Der bunte Gottesdienst mit schönen Tänzen und Liedern in unserer neu renovierten Kirche sowie ein spaßiges Fußballturnier nach dem gemeinsamen Mittagessen lassen das Fest in schöner Erinnerung behalten.

Weniger schön ist die Tatsache, dass Fernando sich gegen ein Leben in Los Chacos entscheidet. Als er nach einem Diebstahl Hausarrest bekommt und daraufhin zu randalieren anfängt, stellt Stefan ihn vor die Wahl: entweder er hält sich an die Regeln des Hauses oder er wählt ein Leben außerhalb des Heimes. Fernando zieht  Zweiteres vor, packt seine sieben Sachen und geht. Seither haben wir nichts mehr von ihm gehört.

Ann-Kathrin und Laura mit Chris

Der November ist von einigen Besuchern und vielen Gesprächen geprägt. Es stößt Karins Bruder Stefan mit Freundin Manuela zu uns, die bis Juni 2006 uns tatkräftig in Schulunterricht sowie Einrichtung der Metallwerkstatt unterstützen (s.u.). Wir feiern den Schulabschluss von Liliana (Ziehtochter von Pohls) und verabschieden sie zu einem Au-Pair Jahr nach Deutschland. Auch verlässt uns Catrin Deufel, die ein zweites Mal auf ihrer Südamerika Tour bei uns für 6 Wochen halt macht, und den Besuch dazu nutzt, ihr Leben in dieser Zeit neu zu ordnen. Ann-Kathrin beendet ihr 6tes Schuljahr und macht ohne Pause mit der 7ten Klasse weiter. Sie muss ein halbes Jahr aufholen, weil sie nach unserem Heimataufenthalt die 5te Klasse der Fernschule Hamburg von vorne belegen musste. So macht sie jeden Nachmittag Zusatzstunden was ihr natürlich nicht immer Spaß macht. Thomas und Mateo werden von Kathrin Seubert unterrichtet, doch die doppelte Anforderung lassen zunehmend Unzufriedenheit aufkommen. Manuela (Freundin von Stefan) erklärt sich bereit den Unterricht von Mateo zu übernehmen, so dass Kathrin sich nur auf Thomas konzentrieren kann. In der Landwirtschaft begrüßen wir die „Technische Gruppe des Bauernverbandes“ bei uns.


Anfang Dezember beenden wir unsere „drei Monate Gebetsaktion“ die am 5ten September begann. Jeden morgen von 6-7 Uhr beten, Herrenmahl feiern und sich gegenseitig segnen kann nicht ohne Auswirkung bleiben. Auch wenn wir manchmal sichtbare „Erfolge“ vermissen sind wir ganz gewiss dass Gott Gebet erhört und zu seinem Wort steht. Im Dezember wird auch viel gefeiert. Zuerst den 15ten Geburtstag von Juli, Tochter von Rina und Julio. Für die Mädchen ist der 15. Geburtstag der Abschluss ihrer Kindheit und wird in unserem Umfeld normalerweise mit lauter Musik, viel Alkohol und noch mehr Gästen gefeiert. Wir bieten „unseren“ Gemeindemädchen eine schöne Alternative: ein feierlicher Festgottesdienst in geschmückter Kirche, Dankeslieder, Wortbetrachtung und  Segensgebet der Eltern rühren nicht nur die Besucher an. Weiter geht das Feiern mit einer Taufe. Dieses Mal wagen Marioly und Irma, zwei Angestellte vom Heim, Carlos und Paty , ein Arbeiter sowie die Frau eines Arbeiters von Wolfgang, Bianca eine Tochter von Gemeindegliedern, sowie Manuela, die Freundin von Stefan Gurtner, das öffentliche Bekenntnis. Da Stefan Pohl und ich über Weihnachten in Santa Cruz auf einem Begegnungswochenende tatkräftig mithelfen, verschieben wir kurzerhand unser Weihnachten um zwei Tage nach hinten. Nichts desto trotz Vergnügen sich Wolfgang, Chris und die Kinder am Weihnachtstag im Zoo, beim Euro-Jumpin sowie  anschließendem leckerem Essen. Unsere Gemeinde in Santa Cruz feiert schon seit Jahren das achttägige  Lichterfest Hanuka. Dieses Jahr darf Ann-Kathrin dieses farbenprächtige Fest im Familienkreis unserer Pastoren in Santa Cruz erleben, sie kommt total fröhlich und erfüllt zurück. Das Jahr beenden wir mit einer Hochzeit. Antonio und Kati, die mit ihren vier Töchtern seit Jahren ohne Trauschein zusammenleben, stellen ihre Ehe unter den göttlichen Schutz. Wenn das kein Grund zum feiern ist!

Juli`s Geburtstagsfeier

v.li.: Carlos, Pedro-Manuel, Irma, Paty, Bianca,

Marioly und Manuela.


Der Januar beginnt wie immer mit meinem Geburtstag, den wir dieses Jahr als Familie im „Chalet Suisse“ (eines der besseren Restaurants) bei Käse,- und Schokoladen-Fondue gebührend feiern. Pohls tauchen in ihren wohl verdienten dreiwöchigen Urlaub ab, unsere Kinder gehen mit noch vier Kindern vom Heim und Gemeinde zum Jahrescamp von „Kings-Kids“, und wir halten die Stellung in Gemeinde, Heim und Betrieb. Zudem begrüßen wir die Eltern von Chris Klein, die mit ihrem Sohn auf Reisen gehen und die letzte Woche bei uns genießen. Bolivien erscheint kurzfristig in der Weltpresse als am 18.Januar der neue Präsident Evo Morales ins Amt eingeführt wird. Als erster Indio an der Spitze Boliviens erregt er nicht nur wegen seinen Alpaka Pullovern Aufsehen, sondern hat auch demonstrativ die Riten der Indianerhexer an der alten Kultstätte Tihuanaco zu seiner Einsetzung dem Segen der katholischen Priester vorgezogen.

Anfang Februar begrüßen wir Joachim Sautter, mein Neffe, bei uns. Da zu diesem Zeitpunkt die bolivianische Fluggesellschaft streikt, verbringe ich eine schlaflose, und  Joachim eine ungewollte Nacht in Sao Paulo. Nachdem sein Koffer dann ein paar Tage später auch noch ankommt, steht seinem dreimonatigen, gesegneten Aufenthalt nichts mehr im Wege. Unspektakulärer, aber nicht weniger herzlich, begrüßen wir Sabine Nitsche bei uns. Sie ist die erste Person die durchs Surfen im Internet auf uns aufmerksam wurde. Sabine hat Lehrerin studiert, und wollte nach ihrem ersten Staatsexamen für ein halbes Jahr ins Ausland.  Ich staune über Gottes Führung, gerade im Bereich unserer Volontäre, denn nach einigen Gesprächen mit unseren Lernhelferinen Manuela Krause sowie Kathrin Seubert, wird klar, dass diese ihren Einsatz bei uns auf Ende Februar beenden werden. Lückenlos übernimmt Sabine den Unterricht von Thomas, und Joachim den Unterricht von Timo. Natürlich feierten wir, wie immer im Februar, auch die Geburtstage unserer zwei Männer. Wolfgang lädt seine Arbeiter zum mittlerweile traditionellen Schweinsbraten ein, Thomas feiert einen Kindergeburtstag mit Schokoladenessen und Wasserschlacht. Bolivien wird von gravierenden Überschwemmungen heimgesucht. Der Rio Grande bei uns in der Nähe verlegt seinen kompletten Flussverlauf 3 Km östlich und überflutet unwiederbringlich mehrere Dörfer.


Der März bringt eine böse Überraschung mit sich. Wir entdecken dass die Sekretärin der lokalen Wasserkooperative in den letzten 2,5 Jahren an die 4500 Dollar veruntreut hat. Das ist für Wolfgang, der seit drei Jahren als Schatzmeister fungiert, ein ordentlicher Schlag. Obwohl er die Geldeinnahmen wöchentlich kontrolliert, wurde dieses Delikt auf Grund von fehlenden Angaben der Einnahmen bei gleichzeitiger Abgabe von Quittungen möglich. Nach einer ersten Konfrontation mit der Sekretärin wird deutlich, dass sie ihr Vergehen nicht einsieht, sich sogar noch von „Don“ Wolfgang beleidigt und gekränkt  fühlt. Es folgen viele Sitzungen, Beratungen mit den Dorfbewohnern, dem Direktorium, dem Rechtsanwalt, alles verbunden mit Stadtfahrten und einem großen Zeitaufwand mit Resultat gleich NULL. Uns werden einmal mehr die Augen geöffnet über ein korruptes Kultursystem, welches den Schuldigen in Schutz nimmt sowie Recht und Gerechtigkeit mit Füßen tritt.

Zu Ann-Kathrins Geburtstag fahren wir nach Santa Cruz zum Kegeln und anschließendem Kino. Dieses Mal darf Laura als Special Guest dabei sein. Eine Woche später wird Dorothea von sechs Wespen attackiert welche ihr ein geschwollenes Auge verpassen und sie drei Tage außer Gefecht setzen. Thomas bekommt eine Zahnspange die er nun 2 Jahre tragen wird. Ende März nehme ich am Jahreskongress unserer Gemeinde in Santa Cruz teil, Thema: „Familie“. Die Beteiligung ist gut, manche Redner aus Brasilien gewöhnungsbedürftig, aber im Großen und Ganzen aufbauend und schön zu sehen, wie Gott in den Herzen wirkt und Veränderung möglich macht.

Unter diesem Blickpunkt erleben wir auch Anfang April ein weiteres Begegnungs- Wochenende. Es ist gut in Gottes Gegenwart aufzutanken und neue Kräfte zu sammeln. Die Woche vor Ostern ist bestimmt von Fasten und Beten. Drei Reflektionsabende bereiten uns auf den Ostersonntag vor. Jesu Fußwaschung der Jünger am Tag vor seiner Festnahme ist Thema des ersten Abends. Praktisch wird es als wir uns gegenseitig die Füße waschen. Am zweiten Abend beten wir für Bolivien, am dritten Abend beten wir für jeden persönlich. Der Ostergottesdienst ist festlich und eindrücklich. Wolfgang zeigt anhand einer Tür, deren Pfosten er während seiner Predigt anmalen lässt, was Ostern für uns bedeutet: Der Würgengel geht an uns vorbei, wenn wir unsere Herzenstür mit Jesu Blut decken, d.h. Ihn als Herrn in unser Herz aufnehmen. Gott führt uns aus der Sklaverei der Sünde hinaus in die Freiheit! Trotz des ersten kalten Südwindes schmeckt das von Stefan gekochtem gemeinsamem Mittagessen sehr lecker. Ein schöner Höhepunkt für unsere fünf deutschen Kinder ist das anschließende Geländespiel, welches sich ihre Lehrer mit Ehrgeiz, Kreativität und Elan ausgedacht haben. Ende April erwischt mich eine schwere Grippe, die mich eine Woche runterzieht und zum Teil ans Bett bindet. Mit einem schönen Grillabend verabschieden wir Joachim wieder. Drei Monate sind viel zu schnell rum, doch sein Hiersein hat uns alle bereichert. Wie der Einstieg so auch der Abschied, - ein Tag vor seinem Abflug wird der Flug von der bolivianischen Fluggesellschaft gestrichen.

Kurz notiert von Wolfgang:

In der Landwirtschaft haben wir eine sehr problematische Zeit hinter uns. Hauptsächlich durch die starken Regenfälle ist unsere gesamte Futterplanung durcheinander gekommen. In der Zeit von Oktober 05 bis März 06 hat es 1430 Liter geregnet, das sind rund 400 Liter pro Quadratmeter mehr, wie in der Vergangenheit durchschnittlich im gesamten Jahr. Wir sind also hier ackerbaulich gesehen untergegangen. Seit dem 2. April hat es nun nicht mehr geregnet und somit war eine Saat auf den überwiegend tonhaltigen Böden nicht mehr möglich. Anzeichen des globalen Klimawechsels? Mir hätte dies alles wahrscheinlich nicht so viel ausgemacht, wenn nicht in den weiteren Bereichen meines Dienstes auch noch enorme Schwierigkeiten aufgetaucht wären. Der Betrug in der Trinkwasserkooperative hat mein Vertrauen in die Einheimische Bevölkerung tiefgreifend erschüttert. Aber Dank der guten Fürsorge durch Dorothea und ihr Verständnis blieb unsere Familienbande immer ein wichtiger und sicherer Rückzugsort.

Ausblick: Wolfgang wird sich im Juni für zwei Wochen in Deutschland aufhalten. Anlass ist die Hochzeit seines jüngsten Bruders, zu dem viele Verwandte, auch aus den USA kommen werden. Auch im Juni werden wir Manuela verabschieden, sie hat überraschend eine gute Arbeitsstelle in der Schweiz bekommen, Stefan Gurtner wird ihr erst Ende Juli nachreisen. Dann heißt es auch von Chris Klein Abschied nehmen. Er hat dann ein Jahr lang treu unsere beiden Mädchen durch die 6te und 7te Klasse begleitet und so manchen Teenageranfall unserer Töchter überlebt. Für sechs Wochen werden wir Claudia und Lydia bei uns haben, die in ihren Sommerferien „Mission“ schnuppern wollen. Das neue vierköpfige Lernhelferteam wird am 25. August bei ankommen.

Lehrwerkstatt:

Die Lehrwerkstatt Metall wurde durch Stefan Gurtners Einsatz funktionsfähig eingerichtet und eine Produktion von Metallmöbeln angefangen. Nun geht es um die Zukunftssicherung: Wir suchen dringend eine deutsche Fachkraft, die in der Lehrwerkstatt eine Herausforderung sieht und den Jugendlichen eine Zukunft ermöglichen will. Neben Berufserfahrung als Schlosser, Dreher oder Kunstschmied sind vor allem ein fester Glaube und Flexibilität gefragt. Mehr handwerkliche Fertigkeit macht fehlende Kenntnis der letzten fachlichen Neuerungen wett, Offenheit für die speziellen kulturellen Begebenheiten wiegen Qualifikationsdefizite für einen deutschen Arbeitsplatz auf.

mehr Info: Flyer im PDF-Format 164 Kb

Stefan Pohl, Stefan Gurtner, Wolfgang


Ausblick: „Frauen malen für eine bessere Zukunft“

Angeregt durch einige amerikanische Missionare, will Dorothea ein Projekt ganz anderer Art angehen: „Frauen malen für eine bessere Zukunft“ soll den Frauen in Los Chacos ein Zusatzbrot verschaffen. Wir werden erstmal Halstücher, später auch Badebekleidung und Röcke mit Seidenmaltechnik produzieren und versuchen in Deutschland anzubieten. Wir suchen Personen die  ein Päckchen von ca. 20 Schals erhalten möchten, um sie in der eigenen Gemeinde oder im Freundeskreis für uns gegen Spenden weiterzugeben (mehr Info: PDF-Flyer 60 Kb). Wir garantieren dass der Erlös 100% für die in großer Not lebenden Frauen in Los Chacos eingesetzt wird.

Herzliche Grüße senden



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