Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

August 2005

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Bericht in der Missions-Zeitung der VDM
Ausgabe August 2005


Okt 05


Jun 05

Inhaltsverzeichnis

Meine Zellgruppe.

Während unsere tägliche Arbeit oft die Charakteristiken einer normalen Arbeitsstelle aufweist, sollen alle Aktivitäten dazu dienen, Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen. Neben den vielen Gelegenheiten durch persönliche Gespräche nutzen wir die zwei wichtigsten wöchentlichen Veranstaltungen unserer Gemeinde, um einzuladen und das Wort Gottes zu verbreiten: Der sonntägliche Gottesdienst und die unter der Woche statt findende Zellgruppe (Spanisch: Celula). So haben Stefan, Karin, Dorothea und ich (Wolfgang) jeder seine Zellgruppe die meist aus einem festen Kern an Teilnehmern (Gemeindeglieder) besteht und sich an unterschiedlichen Wochentagen jeweils in den Häusern trifft. Dabei haben wir den Wunsch, daß jedes Gemeindeglied in einer Zellgruppe eingebunden ist und der Zellgruppenleiter und -Teilnehmer sozusagen die engeren Bezugspersonen bilden. In diesem Bericht soll es um meine Zellgruppe gehen.

Ich treffe mich jeden Donnerstag Abend mit „meinen“ Männern zur „Celula“ im Haus von Pedro. Wir sind meistens mit mir und dem Gastgeber sieben. Das schlichte Lehmhaus mit Dach aus Palmblättern ist in zwei Räume geteilt, allerdings geht die Trennwand weder bis zum Dach, noch hat sie eine Tür, Sofern also andere Familienmitglieder noch im Haus sind, aber nicht an der Veranstaltung teilnehmen, sind diese dennoch Mithörer. Zwei Neonröhren geben ein bleiches Licht, erst seit kurzem sind es zwei, nachdem wir regelmäßig Schwierigkeiten hatten unsere Bibeln zu lesen. Der Fußboden besteht aus Lehm, der Raum wird von einem schmalen Ehebett, einem mittelgroßen Schrank und einem kleinen Tisch schon recht ausgefüllt. Als Sitzgelegenheiten gibt es einige bequemere Gartenstühle (Eisenrohrgestell mit Schnur als Sitzfläche), die anderen müssen mit den harten Holzstühlen vorlieb nehmen. Wir treffen uns recht pünktlich um 20:00 (der Zellgruppeneigene CD-Player spielt schon Anbetungtitel) und fangen nach 15 Minuten Austausch mit einer Gebetsgemeinschaft an. Allzuviele Neuigkeiten gibt es meistens nicht, weil fast alle Teilnehmer im Milchbetrieb arbeiten und wir uns gerade bei der Arbeit zuletzt gesehen haben. Es ist sehr schwer Männer zum Besuch der Zellgruppe zu bewegen, die sonst keinen Kontakt zu uns als Kinderheimprojekt pflegen. Jetzt wird es spannend, weil es nun an mir liegt, wie gut ich die Aufmerksamkeit der Teilnehmer gewinnen kann. Der größte Feind unserer Zellgruppenstunde ist die Müdigkeit! Auf der Arbeit wird ab 05:00 gemolken, nach einem halbstündigen Frühstück geht es weiter bis 12:00, meist körperliche Arbeit, nach der Siesta geht es um 14:00 weiter bis eigentlich um 18:00, meist jedoch wegen irgendwelcher unvorhersehbaren Dinge mit dem Vieh bis 19:00. Das ergibt täglich 12 Std. harte Arbeit, danach bleiben nicht viele Reserven. Die Männer sind fast alle mehr oder weniger Analphabeten und haben eine sehr niedrige oder keine Bildung. Da klingt natürlich ein längerer Bibelabschnitt eher wie ein in der ferne rieselndes Wasser und wirkt einschläfernd. Ich binde also die Teilnehmer mit ein, indem ich immer Verständnisfragen oder rhetorische Fragen stelle, Anekdoten erzähle, Beispiele aus ihrem Leben verwende und oft bereits Gesagtes in anderen Worten wiederhole. Derzeit gehen wir das wunderschöne Buch von Rick Warren „Leben mit Vision“ durch, wobei ein Zellgruppenabend meist nur ein halbes Kapitel ermöglicht. Ist der Feind „Schlaf“ einmal besiegt, sind die Teilnehmer immer ganz angetan vom Gehörten und sehr dankbar dafür, daß sich jemand Zeit nimmt ihnen das Wort Gottes zu erklären. Viele Zweifel und Verständnislücken über das Leben in Christus konnten in so mancher Celula ausgeräumt werden. Der Gebetsstil der einzelnen Teilnehmer verändert sich und wenn es auch immer noch ein langes herumblättern nach angegebenen Bibelstellen gibt, so ist doch ein Wachstum im Glauben festzumachen. Neben allen Schwierigkeiten, diese Gruppe von Männern im Glauben vorwärts zu bringen, komme ich auch immer gesegnet gegen 22:00 von meiner Zellgruppe zurück. Gemeinsam stehen wir jedesmal für Freunde, Nachbarn und Verwandte ein und unser großes Ziel ist, eines Tages aus der einen, zwei Zellgruppen zu machen, mit jenen Männern, denen wir im Alltag im Dorf begegnen. Dazu brauchen wir auch Dein Gebet.

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