Dorothea & Wolfgang Landes
Hogar de Niños
"Wayne Walker"

Januar 2007

Los Chacos, Santa Cruz - Bolivien

Infobrief Januar 2007 von Sara Schäuble

 
 

 

¡¿Schwimmst du noch oder wohnst du wieder?!

Diese Frage kann man leider momentan ganz vielen Leuten hier in der Umgebung stellen. Letzte Woche hat es in einer Nacht mehr als 260l pro m² geregnet! Aber dazu später mehr_

Ich weiß grad gar nicht so recht, wo ich ich anfangen zu erzählen soll, denn in den den letzten 4 Wochen habe ich mehr erlebt als im ganzen Jahr 2006. Aus 2 Tagen Anreisezeit (Anmerkung: zu einem Jugendtreffen in Argentinien) wurden 3. Das CIMA-Camp in Córdoba war total genial! Und die Anreise sehr spannend: Am Tag vor der der geplanten gemeinsamen Abreise erhalte ich einen Anruf, dass wir drei Teilnehmerinnen aus St. Cruz selber schauen müssen, wie wir bis „Yacuiba“, der Grenzstadt nach Argentinien kommen, dort sollen wir uns dann treffen. Die Teilnehmenden aus La Paz und Cochabamba kommen nämlich nicht weiter (ca. 60 Leute), weil Cochabamba aufgrund politischer Unruhen durch Straßenblockaden völlig abgeriegelt ist! Nach einigen Telefonaten steht fest, dass ich die anderen beiden Mädels (Lesley & Yasira) am Terminal in St. Cruz treffen würde, und sie mich „Choca“ (Blonde) schon erkennen würden…

Do, 11.01, 21.30 Uhr: Abfahrt St. Cruz in einer „Flotta“ (Reisebus): schwitzig, stinkig & unbequem.

Fr, 12.01, 05.30 Uhr: Ankunft in Yacuiba. Gepäck in einer Gepäckaufbewahrung abgeben, auf der Marschieren auf der Suche nach einem Frühstück durch das Städtchen. Immer wieder Telefonkontakt (auch in Bolivien gibt’s Hanys!!) zu Angie, der Organisatorin… Sie stecken immernoch in CCBB!
8.30: Nach frischer Bananenmilch für 0,20 € auf dem Markt („Hintergrundmusik“: knochenzersägende Fleisch-Kreissäge) und rumhängen auf der Plaza finden wir ein Internetcafé.
11.30: noch immer keine Ahnung, wie´s weitergeht. Also erstmal duschen in einer öffentlichen Dusche…
12.30: nach dem Duschen packt uns der Tatendrang, die anderen sitzen noch immer in CCBB und überlegen, evtl. per Flugzeug rauszufliegen…
13.00: es kribbelt uns in den Fingern, wir planen, alleine nach Córdoba weiterzureisen, bekommen aber noch die Tel-nummer eines Jugendpastores, der uns beim Grenzübertritt etc. helfen könnte
15.30: Mit „Tonchi“ sind wir mitten im Getümmel an der Grenze. Ich habe bereits meinen Ausreisestempel im Pass. Dann die ernüchternde Nachricht, dass es keine Flottas mehr nach Córdoba gäbe. Weil in Bolivien alles wesentlich billiger ist, bleiben wir halt doch noch im Lande. Hab ich bisher vergessen zu erwähnen, dass es, gelinde gesagt, heiß ist???
16.30: Tonchi klappert seine Bekannten ab, wo wir für eine Nacht unterkommen könnten, während wir in einer Kirche auf harten Bänken auf die nächsten Nachrichten warten (auch in der Kirche hätten wir schlafen dürfen…)
18.00: totmüde liegen wir auf Hotelbetten: für 2€ die Nacht mit Dusche/Bad doch super!
19.00: nach einer weiteren Dusche schleppen wir uns müde und hungrig raus, und gehen noch in einen Abend-Gottesdienst, wo Tonchi predigt. Es ist stark, wie sehr uns die Leute willkommen heißen und es ist beruhigend, dass sie für uns und unsere Weiterreise beten… Evtl. kommen die anderen morgen früh an…

 Sa, 13.01., 6.00: die anderen sind immernoch nicht da. Wir gehen alleine zur Grenze und reihen uns ein und warten…. Mein Dauergebet ist, dass ich trotz 1 Tag altem Ausreisestempel noch ausreisen darf und mich nicht nochmal in die andere Schlange (Wartezeit ca. 2 Stunden) einreihen müsste…
8.00: Mein Gepäck wird zum ersten Mal ausgiebigst durchwühlt, davor wurde mein Pass eingezogen…
9.00: Wir sind in Argentinien, juhuu, dafür haben wir keine Kontaktmöglichkeit mehr zu Angie.
10.30: Wir sitzen in einer Flotta!!!! Richtung Süden! Wir merken, dass wir in Argentinien sind: der Bus hat eine funktionierende Klimaanlage!
11.40: Keine fünf Minuten Fahrt und schon die nächste Gepäckkontrolle: alle Leute raus aus dem Bus, jeder muss sein ganzes Gepäck den netten Beamten vorlegen… Es folgen noch 2 weitere solcher Kontrollen innerhalb der nächsten 200km!
19.00: Endlich eine Rast von ½ Stunde… Durst!!!
22.25: Wir kommen in „Tucuman“ an, verlassen schnellstmöglich den Bus, teilen uns auf und rennen gleichzeitig verschiedene Schalter in der Hoffnung, noch heute Abend weiterfahren zu können.
22.40: Geschafft! Wir sitzen schon wieder im Bus! Etwas wehmütig denken wir daran, dass das Camp gerade beginnt und wir uns die 24-Stunden Aufenthalt in Yacuiba eigtl auch hätten sparen können!

So, 14.01., 6.30: Córdoba, wir sind da! Jetzt nur noch eine Taxifahrt zum Messegelände… Fazit: 29 Stunden im Bus und 6 Gepäckkontrollen! Angekommen auf dem Campgelände staune ich über die Professionalität, mit der (fast) alles organisiert wurde: Für ca. 1000 junge Leute aus Paraguay, Argentinien, Brasilien, Peru, Chile und Bolvien gibt es Seminare mit internationalen Rednern, Gottesdienste & Konzerte (Bild 1), Essen(2), Isomatten(3), Workshops (4)… Ich genieße jede Stunde des Camps, wenn auch die Nachtstunden auf den Isomatten im wahrsten Sinne des Wortes „hart“ sind. Aber lang sind die Nächte sowieso nicht, morgens früh geht es los mit Gymnastik und bis in die Morgenstunden spielen meistens noch die „bolivianischen chicos“ unplugged und es wird dazu getanzt! Mit Lesley, einer der beiden aus St.Cruz, verstehe ich mich total super und an unserem freien Nachmittag druchstreifen wir gemeinsam Córdoba,wo mich vor allem die Pferdekutschen in der sonst so fortschrittlichen Stadt irritieren… Etwa die Hälfte der Teilnehmenden fährt nach dem Camp zu praktischen Einsätzen (Kinderheime, Kirchen, Krankenhäuser, Straßeneinsätze, Arbeit mit Eingeborenen,…) in alle möglichen Teile Südamerikas.

Für mich bedeutet das Ende des Camps: Auf zu deiner eigentlichen Aufgabe hier in Südamerika, denn die Abreise von Pohls ist nicht mehr fern… Ich bekomme echt „die Krise“ vor der kommenden Verantwortung und dem Ende der locker-schönen Zeit. Ein Seminar handelt auch davon, wie man nach so einer „hoch“-Zeit wieder gut „von der Spitze“ runterkommt. Mich tröstet es, dass selbst Jesus engste Jünger (Petrus, Johannes & Jakobus) nicht mehr vom Berg runter wollten, als sie dort Jesus Herrlichkeit gesehen hatten! Sie sagten: „Ach, Jesus, lass uns hier Hütten bauen und bleiben…“ (vgl. Lukas 9,28ff). Sie genossen die Gegenwart Gottes so sehr!

Die „Frucht“ vor Pohls Abreise hält noch einige Tage an, als ich hier schon wieder im Heim bin. Ich lese immer wieder Zusagen aus der Bibel wie Jesaja 41, 10: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Ich bleibe aber angespannt, bis ich am Morgen des 25. Januar aufwache und plötzlich spüre, dass ich völlig relaxt und ruhig bin. Ich habe eine unglaublich feste Gewissheit, dass alles gut kommt und ich für meine Aufgabe gerüstet bin. Danke besonders an alle, die in dieser Zeit für mich gebetet haben, noch nie zuvor habe ich so intensiv gespürt, wie Gott mir Ruhe und Frieden schenkt!

Bis zu Pohls Abreise (Di, 30.01, frühmorgens) bin ich dann sehr ruhig und wir können die restlichen Fragen gut klären. Am Sonntag kommen die die Jugendlichen vom 3 wöchigen Kings-Kids-Camp zurück und das Hiem füllt sich zusehends wieder mit Leben und Lautstärke. Am Abend vor Pohls Abreise darf ich bei einer Kälbchengeburt zuschauen, was mir irgendwie noch mal ganz praktisch die Verknüpfung von Abschied- und Neugbeginn verbildlicht.

Und vorbei ist die ruhige Zeit… Wer sich beim Lesen der letzten Rundbriefen ab und zu mal stirnrunzelnd gefragt hat, ob ich mich hier denn im „Dauerurlaub“ befinde, dem stimme ich voll zu, dass die letzten Monate hier echt „gemütlich“ für mich waren. Dem wird aber mit Pohls Abreise ein krasses Ende gesetzt: Dienstag: Abreise von Pohls frühmorgens. Danach sind die Kids unruhig, kribbelig, und suchen Streit. Ich ziehe meine ganzen Sachen von der Cabaña in Pohls Wohung um und beginne, das Büro für mich einzurichten.
Am Nachmittag flippt Angelo aus, er muss in sein Zimmer wo er beginnt, Sachen kaputt zu machen. Marcelo nutzt dies und ärget Angelo zusätzlich, so dass auch Marcelo Zimmerzeit bekommt. Bei Marcelo schwanken Wut auf mich und starke Trauer über Pohls Abreise (besonders Laura, seine beste Freundin vermisst er sehr). Dies berührt mich auch sehr, da ich einerseits verstehe, dass er traurig ist und andererseits ganz klar seine Grenzen braucht. Spätabends wird Roger noch wütend, weil er nicht einsehen möchte, dass nur „die Großen“ einen Film schauen dürfen und hält mich damit bis halb elf auf Trab.

Nacht auf Mittwoch: Es gewittert und regnet in Strömen. Es donnert hammerlaut, ich stehe auf und schaue nach den Kids. Sie schlafen seelenruhig. Dafür steht das Wasser schon auf der Wiese und es fehlen nur wenige cm, dass es in die Cabaña läuft… Mittwoch: Es hat 260 Liter pro m² geregnet!!!! Und es regnet noch immer… Im Dorf wird die Hauptstrasse aufgerissen, damit das Wasser von der Plaza abfließen kann (1&2). Landes helfen im Dorf besonders schlimm betroffenen Menschen ihr wenig Hab und Gut zu retten(3&4), in einigen Häusern steht das Wasser hüfthoch. Das Heim selber ist kaum betroffen (Gott sei Dank (wirklich!)), lediglich in die Werkstatt floss Wasser. Die Arbeit der Landwirtschaft hier ist sehr mühsam, die Kühe stehen z.B. beim fressen bis zu den Eutern im Matschwasser etc… .

Donnerstag: Den Kindern wird zunehmend langweilig, draussen spielen ist immernoch kaum möglich. Dazu hat es weitere 55 l geregnet. Das Dorf ist mehr oder weniger abgeschnitten, mit Mühe schaffen es einige „Camionettas“ (Jeeps), sich einen Weg herein oder heraus zu bahnen. Für mich ist dieser Tag extrem anstrengend, er beginnt mit der Frage, wie ich diplomatisch und kulturagepasst mit dem Personal umgehe, das wegen dem Regen am Mittwoch einfach nicht zum Arbeiten erschienen ist. Melby, die Dienstälteste und Erfahrenste „Tía“ („Tante“= Zuständige für die Kids und Köchin) hat sehr starke Schmerzen wegen einer kaum heilenden Wunde, weshalb ich sie nach Hause schicke um sich zu kurieren. Wir arbeiten also nur noch zu dritt. Von Irma, der anderen Tía ist das jüngste Kind ebenfalls ziemlich krank und da sie nicht aus dem Dorf rauskommt geht sie notgedrungen zu der mehr schlechten als rechten Krankenstation hier im Dorf.
Über Mittag haben wir ein Gespräch mit dem Finanzverwalter der Gemeinde, es geht um Arbeitsverträge, Übernahme von Arztkosten, etc. In dieser Zeit zerstört Angelo so ziemlich sein Zimmer. Er verschanzt sich mit einer herausgerissen Latte des Bettrostes und einem Stück Regal in der Ecke eines Hochbettes…
In den Nachrichten erfahren wir, dass der Regen in vielen Departementos Boliviens viel Schaden angerichtet hat. Der Schulbeginn wird um eine Woche auf den 12.02. verschoben, da viele Schulen entweder auch überschwemmt sind oder als Notunterkünfte dienen. Die Kinder und wir hatten uns eigentlich schon auf den Schulbeginn gefreut, knapp 3 Monate Ferien sind einfach zu lang…

Freitag: Es muss was geschehen. Ich überlege mir Regen-Ausnahme-Programm, die Kinder sind recht zufrieden. Am Nachmittag scheint die Sonne wieder und es wird gleich heiß. Wir fahren zusammen mit Traktor und Bus nach „El Tajibo“ (1), dem Nachbarort, um dort zu schauen, wo der Fluß die Straße weggerissen hat. Die Taxis fahren bis zur einen Straßenseite, zu Fuß werden die Sachen durch die Fluten transportiert und auf der anderen Seite in ein anderes Taxi geladen (2). Die Bevölkerung ist hier noch übler betroffen als in Los Chacos (3). Nur wenige Camionettas schaffen es, das neue „Flussbett“ zu durchqueren (4). Ich beginne mich zu fragen, wie ich die Einkäufe amSamstag schaffen soll (meine ersten Allein- Einkäufe!!!), mit Landes denke ich verschiedene Optionen durch. Der Weg über „Esperanza“ ist große Stücke überschwemmt. Dazu gibt es mehrere Stellen, wo normalerweise kleine Flüßchen unterirdisch die Straße queren (durch Röhren), die nach solchen Regenfällen häufig brechen.
Mein Vorteil: wir haben einen Diesel-Bus, dem ein 4-Rad- Antrieb zugeschaltet werden kann. Die Möglichkeit über El Tajibo (s.o.) ist auch nicht viel verlockender… Es bliebe auch die Möglichkeit, bis Sonntag abzuwarten, aber das Barometer sinkt schon wieder. Die Kids finden, sie könnten sich schon mal ein paar Tage nur von Nudeln und Reis ernähren.
Gegen Abend komme ich zu dem Entschluss, dass ich wohl den Weg über Esperanza probieren werde. Wolfgang meinte, sie könnten mich auch mit dem Landwirtschaftstraktor rausziehen kommen, falls ich stecken bleibe. Guter Trost. Ich bin wieder Erwarten völlig ruhig, ich merke immer mehr, wie alles hier nicht in meinen Händen und Kräften liegt, sondern in Gottes. Nacht auf Samstag: Bis ca. 1 Uhr morgens kann ich kaum schlafen, dann werde ich von den Kindern geweckt: Marcelo weinte wegen sehr starken Ohrenschmerzen. Bis die Schmerztablette wirkt, vergeht einige Zeit und Marcelo wimmert in meinen Armen, danach kann ich dann aber besser schlafen. Samstag: Wir fahren los, nachdem mir Wolfgang gezeigt hat, wie der 4-WD reingelegt wird.... Meine Mutter ruft grad noch an, ich sage ihr, dass sie jetzt besonders stark beten sollen! Bis Esperanza geht es recht gut (zum Glück wurde das Stück Straße erst vorletzten Monat ca. 1,5 m „höhergelegt“).  Dann kommen dann die „Pfützen“. Also ca. 150 m lange überspülte Wegstrecken. Untergrund: Lehm, Sand, Steine. Kennt ihr die aktuelle Touareg-Werbung? „Gebaut für die Extreme.“ Ich finde, dieses Bild sieht doch ganz nett aus!!

Ein Taxi, welches zwischendurch vor uns her fährt, versinkt teilweise bis zu den Scheinwerfern im Wasser (1)! In unserem Mitsubishi-Bus sitzen wir glücklicherweise höher. Pedro, unser ältester Junge, steigt aus und läuft vor mir her, damit ich sehe, wo es tiefer runter geht (2). Außerdem kontrolliert er diese „Röhren“-Stellen und sagt mir, wo sie passierbar sind. Nachdem ich dank 4-WD und Gottes Führung die großen Wasserstellen/läufe passiert habe, denke ich, nun sei´s geschafft, sehe aber plötzlich einen Traktor auf dem Weg stehen. Die Männer sind gerade dabei, eine solche unterspülte Röhren-Stelle notdürftig zu flicken. Nach dem Taxi bin ich die 2., die drüberfährt, die Kids lasse ich lieber aussteigen. Sicher auf er anderen Seite angekommen, fragt mich Juan-Carlos, ob ich denn keine Angst gehabt hätte?! In dem Moment merke ich, dass ich mal wieder ungewöhnlich ruhig war und keine Angst hatte. Da fällt mir wieder ein, dass ich noch vor einer Woche mir Sorgen gemacht hatte, ob ich denn in Montero überhaupt alle Märkte etc. finden würde, das berührt mich schon gar nicht mehr… Wir haben die Einkäufe gerade beendet, als es wieder in Strömen zu regnen beginnt. Aber so richtig. Ich setzte mich dann doch halb-fertig ins Auto und bete, dass es nicht auf der Wegstrecke vor Esperanza regnet. Wir fahren los und – der Regen wird nach und nach weniger. Als wir wieder gesund im Heim ankommen merke ich, wie viel Kraft mich das alles gekostet hat.

Sonntag: Vormittags Gottesdienst, danach fahre ich eine Frau und ihre Kinder nach Esperanza, sie gehören zu denen, die dort in der Kirche eine Notunterkunft beziehen musste. Die Scheibe auf der Beifahrerseite geht auf einmal nicht mehr hoch ein Halbmechaniker ausm Dorf kann auch nicht helfen. Montag: Mein „freier“ Tag. Wir fahren mit Regenschirm und offenen Fenster nach Montero, um das Auto dort in die Werkstatt zu bringen. Das Wasser ist schon weiter abgeflossen, die Röhrenstelle schon recht gut geflickt. Es fängt mir an Spaß zu machen, durch den Matsch und das Wasser zu fahren.

In Montero hole ich noch schnell Geld am Geldautomat und stelle das Auto in 2. Reihe auf der Straße ab. Dort bleibt es dann aber rstmal eine Stunde stehen, denn als ich es wieder zünden will, brummelt noch 2 mal kurz die  Batterie, danach nichts mehr. Ich rufe Wolfgang an, er in der Werkstatt, sie würden uns Mechaniker schicken. Doro (Landes) muss los, sie hat einen wichtigen Zahnarzttermin. Also warten im Auto drei junge Blondinen. Immernoch mitten auf der Straße, aber so halten hier viele, so dass wir kaum stören. Der Mechaniker kommt schnell, hat aber gar nichts dabei, fährt also wieder weg und kommt dann mit einer neuen Batterie wieder. Wir fahren dann zur Werkstatt, lassen das Auto tagsüber dort in Reperatur und fahren im Sammeltaxi nach St. Cruz.

Endlich Erholung: Internetcafe und Kino, viel mehr schaffen wir nicht mehr. Ausserdem: bei der Post wartet ein Päckli auf mich! Juhuuuu! Und ich bekomme meine VDM-Abrechnung und staune nur über eure großzügigen Spenden! DANKE!!!!!

Abends zurück in Montero treffe ich Wolfgang, der auch nach dem Auto schauen kommt und einen besseren Preis aushandelt. Ich soll noch schnell 10 min warten, die letzten Reperaturen werden noch gemacht. Muss ich noch erwähnen, dass 10 min hier etwa eine Stunde sind? Dadurch wird es schon dunkel bis wir losfahren und es ist echt unangenehm und gefährlich, weil hier die ganzen Motorrad-Taxis (von denen es toal viele gibt!) OHNE Licht fahren und rechts und links überholen (Bild noch bei Tag): Die Wegstrecke nach Esperanza ist weiter getrocknet, aber es ist nochmal ein ganz neues Gefühl durch die nachtschwarzen Pfützen fahren.

Dienstag: Wieder St. Cruz (je 2 Stunden Hin- Rückfahrt) wegen Zahnarzttermin mit Jessica. Abends erfahre ich, dass Angelo wieder die Tías „auf Trab“ gehalten hat, wie auch am Tag zuvor.

Mittwoch: Morgens mache ich eine Sitzung mit den Tías, wie wir weiterhin strategisch mit Angelos Aggresivität umgehen. Ausserdem bekommt Angelo neu nun ein mildes, natürliches Beruhigungsmittel. Wie bei allen Kids ist es bei ihm momentan sehr extrem: auf der einen Seite die Trauer über Pohls Abreise und den dadurch entstehenden Stress, auf der anderen Seite einfach das auslotsen von Grenzen und ausprobieren, wie wir mit der Situation umgehen. Nachmittags geht einmal mehr meine Siesta drauf (die ich hier total nötig habe, allein schon wegen der Hitze), weil wir nach Okinawa zur Krankenstation fahren müssen: Unser jüngstes Heimkind Analena, 1 ½ Jahre, bekommt immer stärkeren Ausschlag und die hier im Dorf verschriebenen Medikamete scheinen nicht zu wirken. Ich nehme dann gleich Irma mit ihrer Tochter Dayana mit, deren Husten und Ausschlag auch immer schlimmer werden. Der „Durchfluss“ in Tajibo ist wieder trocken und wir kommen gut durch.

Nach Tajibo sehen wir noch ein paar erschreckende Bilder: Am Strassenrand sind „Zelte“ als Notunterkünfte aufgebaut, in denen noch immer Familien wohnen, deren Häuser noch nicht wieder bewohnbar sind: Wir sind den ganzen Nachmittag unterwegs, müssen wie immer lange warten. Danach erhalten wir viele Rezepte und müssen eine Apotheke suchen, weil die Apotheke der Krankenstation gerade geschlossen hat und somit der Arzt auch nicht die Antibiotika-Spritzen geben kann, die er verschrieben hat. Das ist echt übel hier: eigentlich wäre die Behandlung und Medikamente für bis zu fünf jährige Kinder gratis, aber wenn dann halt die dazugehörige „Apotheke“ einfach geschlossen hat, stehen die Leute vor der Wahl am nächsten Tag wieder zu kommen in der Hoffnung, dass dann die Medikamente zur Verfügung stehen oder sie halt in einer normalen Apotheke kaufen. Wenn man bedenkt, dass für die Leute hier mit einigen Rezepten ca. ein Zehntel des Monatslohn draufgehen ist das schon ganz schön krass.

Heute: Endlich mal wieder ein „normaler“ Tag. Außer dass sich zwei der Tías etwas zerstreiten und ein klärendes Gespräch wollen und es, wie schon gestern, den ganzen Nachmittag bis in die Abendstunden kein Wasser gibt. Der Schulbeginn am 12.02. ist doch noch ungewiss… . Also, ich habe nun endlos viel geschrieben und es ist unglaublich, dass das alles in einer Woche zusammengekommen und passiert ist!!!

Abschied; traurige, kranke, gelangweilte & flippende Kinder; Überschwemmung; Einkauf; Arztbesuche; Autopannen; Personalfragen; kein Fließwasser; … . Der Vorteil ist, dass ich nun glaub so fast jede Situation hier erlebt habe und damit gut gewappnet bin für die nächsten Monate. Die letzten Tage mit den extrem Situtionen haben mir deutlich gezeigt, wie arm die Bevölkerung wirklich dran ist und dass es hier doch nicht so „nett“ und „gemütlich“ zu leben ist. Je mehr ich die verschiedenen Systeme wie Versicherungssystem,, medizinische Versorgung, Schulsystem und Lebenslagen durchblicke, desto mehr staune ich, wie die Leute hier durchkommen und umso dankbarer bin ich, in Deutschland aufgewachsen zu sein.

Auch bin ich froh, dass das Heim hier dank der ausländischen Spenden z.B. im Bedarfsfall auch einfach Gebrauch von einem privaten Krankenhaus machen kann und es keine Frage ist, ob wir nun die nötigen Medikamente kaufen können oder nicht! Ich bin total froh, wie ich hier durchgetragen wurde und werde: Ich danke Euch, dass ihr an mich denkt, für mich betet, mir aufmunternde Emails und Briefe schickt und mich anruft!

Gebet:
Danke: dass das Heim von der Überschwemmung nicht so direkt betroffen wurde,
dass wir den Weg nach Montero zum Einkauf ohne Zwischenfälle geschafft haben,
für das geniale Camp in Córdoba,
meine Gesundheit,
für meine innere Ruhe (Wunder !!!)

Bitte:
um Kraft und genügend Schlaf in den nächsten Tagen und Wochen,
dass endlich die Schule wieder anfängt und hier im Heim wieder „Normalität“ einkehrt
dass die Kids den Abschied gut verarbeiten können und sie sich als Kindergruppe wieder besser zusammenfinden
um Weisheit im richtigen Umgang mit den Kids, besonders mit Angelo

Liebe Grüße und VIELEN DANK dass ihr hinter mir steht, Eure Sara

sara.sch@gmx.de

 

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