Informationen zu Land und Leute

Vor-Entdeckung   Conquista   Unabhängigkeit   Regierung   Sprachen   Klima  

Quelle: Webseite des Deutschen Auswärtigen Amts


Präkolumbische Kulturen:
Die ersten Zivilisationen in den bolivianischen Anden sind 2000 v. Chr. entstanden. Die zu ihrer Zeit bedeutendsten waren die Wankarani, Chiripa und Tiwanaku. In Tiwanaku finden sich eindrucksvolle Überreste präinkaischer Zivilisationen. Die Entwicklung der rätselhaften Tiwanakukultur wird seit ihrem Beginn um 100 n. Chr. bis zu ihrem Verschwinden um 1200 n. Chr. in eine Frühphase (Besiedlung der Region), klassische Phase (Stadtbildung) und eine Spät- bzw. dekadente Phase (Bildung des Imperiums) unterteilt. Während der klassischen Phase reichte der Einfluß der Tiwanakukultur bis zum heutigen Nordchile im Süden und Ecuador im Norden. Die Zahl der Bewohner dieser riesigen fruchtbaren Region wird auf ca. 100.000 Menschen geschätzt. Dieses riesige Reich wurde mit Hilfe eines weitverzweigten Handelssystems versorgt, das die Waren mit Hilfe von Lamakarawanen über das gut ausgebaute Straßennetz verteilte. Die Bewohner dieser Region, die Aymaras, verfügten schon 1000 v. Chr. über eine sehr symmetrische Architektur und errichteten massive Steinbauten, Pyramiden und Monumente. Eines der bekanntesten Bauwerke ist das Sonnentor in Tiwanaku. Außerdem stellten sie hochwertige Textilien, Keramiken und Metallarbeiten her. Kennzeichnende Motive bei der Metall- und Steinverarbeitung, bei Textilien und Keramiken waren neben Puma- und Kondorköpfen Fische, Schlangen und Raubkatzen. Diese Hochkultur verschwand unerklärlicherweise um 900 n. Chr. aus der Gegend. Als 300 Jahre später die in diesen Gebieten lebenden Aymaras von den Quechua sprechenden Inkas unterworfen wurden, konnten sie die Bedeutung der Ruinen von Tiwanaku nicht mehr erklären. Dennoch haben sich die Aymaras ihre Sprache und ihre eigenen Bräuche bis heute bewahrt. In dem von den Inkas neu aufgebauten Staats- und Regierungssystem bewahrten die Aymaras auch die Sozialstruktur ihrer Gemeinschaft. Nur die Religion der Inkas mußten sie zwangsweise übernehmen. Der genaue Ursprung des Inkareiches ist unbekannt. Der indianischen Legende nach stiegen der erste Inka Manco Capac und seine Schwester Mama Ocllo von der göttlichen Sonne auf die Sonneninsel im Titicacasee hinab, um den Menschen den Ackerbau, das Handwerk, die Kunst und die Wissenschaft zu bringen. Tatsächlich entstammen die ersten Funde, die die Existenz dieses Quechua sprechenden Volkes in Cuzco belegen, aus der Zeit um 1200. Der Name "Inka" entstammt der Bezeichnung der Herrscher dieses Volkes, die die Expansion vorantrieben und schließlich das größte und mächtigste Imperium Altamerikas gründeten, das bei der Ankunft der Spanier im 15. Jh. vom heutigen Südkolumbien bis nach Mittelchile reichte. In dieser Region lebten acht Millionen Menschen. Das Inkareich existierte in Bolivien bei der Eroberung durch die Spanier erst relativ kurze Zeit. In dieser Zeit war es den Inkas jedoch gelungen, die verfeindeten indigenen Völker zu einen, Quechua als Staatssprache einzuführen und die Verkehrswege erheblich zu verbessern. Die Inkas hatten eine hochorganisierte Staatsstruktur mit einem weitreichenden Sozial- und landwirtschaftlichen Produktionssystem aufgebaut. Die Felder wurden gemeinschaftlich bearbeitet und die Erträge gleichmäßig verteilt. Für die Verteilung wurden Statistiken angefertigt, die genauen Aufschluß über die Einwohnerzahl und die Ernteerträge bestimmter Regionen gaben. Durch ein ausgeklügeltes Stafettensystem konnten Botschaften bis zu 400 km an einem Tag weitergeleitet werden.


Die Zeit der Conquista:
Mit der Entdeckung des Seewegs nach Amerika durch Christopher Kolumbus 1492 begann die Eroberung des amerikanischen Kontinentes durch die "Conquistadores". Das Ziel der Christianisierung mischte sich mit der Suche nach Gold und Sklaven, und innerhalb kürzester Zeit unterwarfen die Eroberer den gesamten südamerikanischen Kontinent. Im Jahre 1535 startete der Spanier Diego de Almagro die Eroberung Collaos, eines Teils des in vier Provinzen geteilten Inkareiches. Dieser Teil umfaßt das heutige Bolivien. Die spanische Eroberung zerstörte das politische und soziale System der Inkas. Die Berichte über die Schätze im Inkareich zogen im Laufe der Zeit zahllose Abenteurer an, die Lima zur Hauptstadt des neuen spanischen Vizekönigreiches Peru machten, dem zunächst auch das heutige Territorium Boliviens als "Hochperu" (Alto Perú) angehörte. Im Jahre 1545 wurden reichhaltige Silbervorkommen im "Cerro Rico" von Potos entdeckt. Diese Region wurde zum Zentrum des Silberabbaus in Amerika und das "Charcas" genannte Gebiet eines der wichtigsten Zentren der kolonialen spanischen Wirtschaft. Schon 1559 wurde La Plata Hauptstadt der "Audiencia von Charcas" im Vizekönigreich Peru. 1610 war Potosí mit 160.000 Einwohnern die größte Stadt Lateinamerikas, in der immer mehr Menschen ihr Glück im Silberbergbau suchten. Die zahlreichen neuen Einwanderer schleppten aber Infektionskrankheiten ein, denen viele Indianer zum Opfer fielen. Die Zahl der Einheimischen verringerte sich drastisch, verstärkt noch durch die Arbeit in den Bergwerken.

Die Unabhängigkeitsbewegung:
Die Zahl der in Amerika geborenen Spanier, der Kreolen, sowie die Mischlingsbevölkerung der Mestizen wuchs stetig an. Der Aufstieg in die hohen Verwaltungsämter des Landes blieb ihnen jedoch verwehrt, da diese von Einwanderern aus dem Mutterland besetzt wurden. Angeregt von den Freiheitsbewegungen in Europa und Nordamerika erhob sich im ehemaligen "Alto Perú" im heutigen Bolivien in den Städten La Paz und Chuquisaca 1809 zum ersten Mal der Ruf nach amerikanischer Unabhängigkeit. Am 6. August 1825 verkündete eine Versammlung von Volksvertretern in der Stadt "La Plata", die heute den Namen Sucre trägt, die Unabhängigkeit des neuen Staates. Dieser gab sich - im Andenken an den venezolanischen Befreier Simón Bolívar - zunächst den Namen "República de Bolivar". Später wurde das Land in "Bolivia" umbenannt. Die Namen der wichtigsten Unabhängigkeitskämpfer finden sich heute noch in Städte- und Straßennamen wieder. Pedro Domingo Murillo, der bei seiner Exekution im Jahre 1810 den berühmten Ruf nach Unabhängigkeit ausstieß, Andrés de Santa Cruz, der 1823 vorübergehend La Paz befreite und Antonio Sucre, der im Dezember 1824 den spanischen Truppen bei Ayacucho die entscheidende Niederlage beifügte.


Die Zeit nach dem Unabhängigkeitskrieg:
Nach dem Unabhängigkeitskrieg haben zwei Merkmale die bolivianische Geschichte geprägt: Die Bedeutung der Minen für die Wirtschaft und der Verlust von Territorium durch Grenzkonflikte. Nachdem Silber während der Kolonialzeit die größte Bedeutung für die Wirtschaft hatte, war diese zur Unabhängigkeitszeit von Zinnexporten abhängig. Diese rohstoffabhängige Wirtschaft brachte dem Land schwere finanzielle Probleme, die auch zu politischen Schwierigkeiten führten. Putsche und immer wieder neue Verfassungen prägten den politischen Alltag. 1963 hatte die bolivianische Regierung im Streit um die Nutzung von Nitratvorkommen bei Meijillones auf bolivianischem Territorium dem stärkeren Nachbarn Chile nachgegeben. In den 60er Jahren entwickelte sich dann an der Pazifikküste in der Atacamaregion, die zu Bolivien gehörte, ein Boom von Guano- und Nitratabbau. Außerdem war in der Nähe, bei Carracoles, Silber gefunden worden. 1878 begann der Salpeterkrieg mit Chile (1878-1884), in dessen Folge Bolivien seine Küstenprovinz Antofagaste (Salpetervorkommen) an Chile verlor und zum Binnenstaat wurde. In weiteren Kriegen mit Brasilien und Paraguay verlor Bolivien große Teile seines Territoriums. Bis 1938 verminderte sich dadurch das bolivianische Staatsgebiet um die Hälfte.

Das moderne Bolivien:
Lange Zeit galt Bolivien als das politisch instabilste Land Lateinamerikas. In den etwas über anderthalb Jahrhunderten seiner republikanischen Geschichte sah das Land 80 Präsidenten und über 300 Putschversuche. Seit den 80er Jahren herrscht jedoch in Bolivien sowohl wirtschaftlich sowie politisch eine mustergültige Stabilität.

Regierung:
Bolivien ist eine präsidentiale Republik mit dreifacher Gewaltenteilung  Die Exekutive wird vom Präsidenten und seinen Ministern geleitet. Der Präsident wir durch direkte und allgemeine Wahl für eine Amtszeit von fünf Jahren von allen Staatsbürgern über 18 Jahren gewählt.
Die Legislative besteht aus zwei Kammern, dem Abgeordnetenhaus mit 130 Sitzen und dem Senat mit 27 Sitzen. Die Mitglieder dieser Kammern werden ebenfalls in allgemeinen Wahlen für eine Amtszeit von fünf Jahen gewählt.  Das höchste Organ der Jurisdiktion ist der Oberste Gerichtshof. Er besteht aus zwölf Mitgliedern, die für einen Zeitraum von 10 Jahren vom Abgeordnetenhaus gewählt werden. 
Politische Parteien  Die wichtigsten Parteien unter vielen Parteigruppierungen sind: MIR (Movimiento de Izquierda Revolucionaria), reformistisch links; MNR ( Movimiento, Nacionalista Revolucionario), Mitte-Rechts; UCS; CONDEPA und ADN (Alianza Democrática Nationalista).

Sprachen:
Die Verkehrssprache in Bolivien ist Spanisch. Außerdem werden zwei indianische Sprachen, Aymara (ca. 1,5 Millionen der Einwohner) und Quechua (ca. 2 Millionen der Einwohner), gesprochen. Zudem gibt es besonders im tropischen Tiefland circa 30 verschiedene ethnische Gruppen(z.B. Ayoreo, Arauak, Chiquitano, Chiriguano, Chimane, Yuracaré, Mojo), die ihre eigenen Sprachen sprechen, von denen das Guaraní die größte Anzahl an Sprechern aufweist.

Bevölkerung:
Die Bevölkerung des Landes umfaßt ca. 8 000 000 Einwohner, von denen ungefähr 57 % in den Städten und 43 % auf dem Land leben. Die Bevölkerungsdichte liegt durchschnittlich bei 6,8 Menschen pro km2 (zum Vergleich in Deutschland bei 225 pro km2 ). Die größte Stadt in Bolivien ist La Paz ( 1,5 Mio. Einwohner), Santa Cruz die zweitgrößte mit 1,2 Mio. Einwohnern.

Klima:
Das Staatsgebiet Boliviens ist am Wendekreis des Steinbocks am Äquator gelegen, woraus sich eine beachtliche klimatischeVielfalt ergibt. Aufgrund dieser Vielfallt kommt es innerhalb des Staatsgebietes zu beträchtlichen Temperaturunterschieden auf demselben Längengrad. Während beispielsweise in Charana um 8.00 Uhr morgens eine Temperatur von -3 ºC herrscht, können in Puerto Suares um die gleiche Zeit 24 ºC registriert werden.  Insgesamt gibt es vier verschiedene Klimaregionen: die Tropische, die Subtropische, die Gemäßigte und die Kalte. Zwei Drittel Boliviens weisen vorwiegend tropisches Klima auf, so woe es sich im Osten des Landes zeigt, jedoch ergeben sich aufgrund der Höhe auch hier beträchtliche Klimaschwankungen. Die besten Reisezeiten sind für das Hochland April bis Oktober, für das Tiefland Mai bis September. Regenzeit ist von November bis Februar.


Deutsche Einrichtungen (Auswahl):
Deutsche Schule
Colegio Alemán "Mariscal Braun"
Av. Alexander Nr. 100
Casilla 605
Achumani
Telefon 71 15 81 / 71 08 12

GEOBOL
Deutsch-Bolivianische Gesellschaft für Geologische Zusammenarbeit
Calle Frederico Suazo 1673
La Paz
Telefon 35 27 31, Telefax 35 27 31


GTZ-Servicestelle
Ed. Handal, Piso 8
La Paz
Telefon 39 00 58


Konrad-Adenauer-Stiftung
Edif. Torre de Las Américas, piso 5
Avida Arce
La Paz
Telefon 39 12 83


Friedrich-Naumann-Stiftung
Calle Aspiazu 637
Sopocachi, La Paz
Telefon 41 61 50


Goethe-Institut
Instituto Cultural Boliviano-Alemán
Av. 6 de agosto 2118
Sopocachi, La Paz
Telefon 37 41 34


Hans-Seidel-Stiftung
Calle Hnos Manchego Nr. 2441,
Sopocachi, La Paz
Telefon 37 03 16


Deutsche Vertretungen in Bolivien:



Vor-Entdeckung   Conquista   Unabhängigkeit   Regierung   Sprachen   Klima

nach oben