Bericht in der Missions-Zeitung der VDM

Moderner Absolutismus – was deckt davon die Bibel?

Schon von den Kinderschuhen an wurde uns Pluralität, Gleichberechtigung und demokratisches Denken beigebracht. Auch Gemeinde funktioniert in der Heimat unter diesen Premissen. Aus heutiger Sicht und nach über 20 Jahren Bolivien müssen wir anerkennen, daß es auch anders geprägte Strukturen gibt, die funktionieren. Im allgemeinen und speziell in der kirchlichen Gemeinschaft (wovon dieser Artikel im näheren spricht), gilt in Bolivien ein anderes Verständnis von Leiterschaft. In einfach ausgedrückten Worten kann man Folgendes sagen: unter den Gemeindegliedern herrscht ein hoher Grad an niedriger Bildung bei gleichzeitig hoher Akzeptanz von Leitung durch eine Person „höheren“ Ranges. Gleichzeitig wird von Seiten vieler Leiter ein Selbstverständnis vorrausgesetzt, welches schon als Absolutistisch gedeutet werden könnte.

„Viele Köche verderben den Brei“ so sagt ein bekanntes deutsches Sprichwort. Wenn man es so betrachtet, würden unter den hiesigen Bedingungen viele Leute mitreden wollen die aber die Kompetenz dafür nicht mitbringen. Von daher ist es leichter, wenn sich Entscheidungsfindungsprozesse mit wenig Beteiligten abspielt. Wo nun menschliche Charakterschwächen wie Machtgehabe, der Blick auf materielle Vorteile oder Anerkennungssucht einzelner Entscheidungsträger vorherrscht, kann es schnell zu Fehlentwicklungen kommen. Uns kommen sofort negative Beispiele in den Sinn. Aber das ist nicht richtig, denn diese Gedanken unterstellen, dass mit voller Demokratie ein Ideal an Harmonie erreicht sei, was ja offensichtlich auch nicht stimmt. So können wir beobachten, daß es viele biblische Beispiele von autoritärer Führung gibt und hiesige Gemeinden ganz gut mit einer Leiterschaft, die mit vielen Befugnissen ausgestattet ist, zurechtkommt. Wenn allerdings ein Personenkult zu enstehen droht, gilt es an das Gewissen jener Leiter zu appelieren, die dies immernoch fördern oder bremsen könnten. Es scheint jedoch eine große Anzahl an unterwürfigen Leuten zu geben, die genau dies antreiben und mitunter völlig kritiklos ihren „Helden“ freie Hand beim leiten lassen. Herzliche Grüße aus Santa Cruz, Bolivien.

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